Wollte man dieses Ereignis ziemlich wohlwollend umschreiben, dann könnte man es tun wie Denis Wucherer: "Intensiv" nannte er die Partie, die in seinen Augen der "erwartet harte Kampf" gewesen sei. Und das sagt ja auch nicht das Geringste über die Güte aus. "Unsere Jungs waren nicht intensiv genug. Heidelberg spielt sehr unbequem, mit einer harten Verteidigung. Schönheitspreise gibt es hier nicht zu gewinnen", sagte der Cheftrainer von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg am Samstagabend im Bauch des schmucken, erst im März eröffneten SNP Domes vor den Toren der Stadt.
Wollte man schonungslos ehrlich sein, dann müsste man diese Begegnung der Baskets beim Aufsteiger als grottenschlechtes Basketballspiel bezeichnen, in dem sich beide Mannschaften zumindest phasenweise einen bemerkenswert intensiven Wettstreit darum lieferten, wer denn nun mehr unerzwungene Fehler verursachen und die skurrilste Slapstick-Einlage aufs Parkett zaubern kann. Das wirklich Verblüffende an dieser bundesligauntauglichen Partie war, dass sie bis fast ganz zum Schluss knapp und dadurch sogar auch spannend blieb. Weil es keinem der beiden schwachen Teams gelang, einen durchaus komfortablen Vorsprung zu sichern: Die Baskets führten nach bereits gut sechs Minuten schon mal mit zehn Punkten (17:7), die Hausherren kurz vor der Halbzeit zumindest mit neun (43:34). Am Ende siegten die Heidelberger dann mit fünf Vorsprung, das 76:71 (43:36) war ihr vierter Saisonsieg in der fünften Begegnung, und für die Baskets war es die dritte Niederlage im vierten Spiel.
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"Vielleicht könnte Heidelberg das neue Crailsheim oder das neue Vechta von vor ein paar Jahren werden, also das Überraschungsteam der Liga", hatte Wucherer vor der Partie gemutmaßt - bestimmt auch in der insgeheimen Hoffnung, gerne selbst in diese Rolle schlüpfen zu können. Derzeit sind die Baskets tatsächlich für Überraschungen gut - nur wahrscheinlich nicht zwingend so, wie sie sich das gewünscht haben. Der Auftaktklatsche in Crailsheim folgten zwei sehr ordentliche Auftritte und Siege gegen den MBC im Pokal und gegen Oldenburg, ehe die Würzburger zuletzt beim MBC und nun in Heidelberg eher schwierig zu verstehende Vorstellungen zum Besten gaben.
"Prinzipiell ist es kein gutes Zeichen, wenn der Neue der beste Mann auf dem Parkett ist", analysierte Wucherer. Denn: "Dann stimmt etwas nicht mit der Vorstellung von manch etabliertem Spieler." Wucherer meinte den erst am Dienstag verpflichteten polnischen Nationalspieler Tomasz Gielo, der bei seinem Debüt in Deutschland mit 19 Punkten gleich mal Topscorer der Partie war und das kleine Kunststück vollbrachte, sechs seiner sieben Dreierversuche zu versenken. Auch wenn der Baskets-Trainer sagt: "Dass er werfen kann, wussten wir vorher. Aber die Gegner werden das scouten und sich darauf einstellen." Eine derartige Quote, mit der er die Baskets im Spiel hielt, wird dem 28-Jährigen kaum regelmäßig vergönnt sein. „Es war eine großartige Atmosphäre in meinem ersten Spiel in der Bundesliga, hoffentlich erlebe ich noch viele mehr", meinte der Debütant: "Unglücklicherweise haben wir uns heute selbst geschlagen. Wir hatten zu viele Ballverluste und haben zu viele Offensivrebounds abgegeben." Gielo war bei seiner Analyse genauso treffsicher wie zuvor auf dem Parkett.
Auch ihre aktuellste Nachverpflichtung brachten die Baskets mit an den Neckar. Am Freitag traf Kerron Johnson in Würzburg ein, trainierte einmal mit der Mannschaft und stand trotzdem gut 16 Minuten auf dem Parkett (in denen er sogar elf Punkte machte). Dass der für den am Knie lädierten Luciano Parodi für acht Wochen engagierte 30-jährige US-Spielmacher freilich noch gewaltigen Abstimmungsbedarf mit den Kollegen hat, war häufiger augenfällig und liegt in der Natur der Sache.
Wucherer hofft, seine Neuen in der kommenden Woche besser integriert zu bekommen. Und mit seinen arrivierten Kräften wird er ein paar Takte reden, "weil einige viel zu weich waren, um uns weiterzuhelfen". Vor allem Cameron Hunt, der im Laufe der Partie tief untergetaucht war, und William Buford dürften dabei die Ohren geklingelt haben. Wobei Buford seit zwei Spielen den Anschein macht, angeschlagen zu sein, so vorsichtig, wie er übers Parkett schleicht.
Wie dem auch sei: "Wir müssen mehr Härte an den Tag legen", fordert Wucherer. Die Aufgaben und die Taktung werden nicht einfacher: An Halloween (15 Uhr) gastiert Gießen am Main, das soeben dem MBC 100 Punkte eingeschenkt und mit 19 Differenz abgewatscht hat. "Das haben wir vergangene Woche nicht geschafft", sagt Wucherer. In Weißenfels unterlagen die Baskets mit 22 Zählern Unterschied (73:95). Und zwei Tage später, am 2. November (20.30 Uhr), wird die wegen eines Euroleague-Einsatzes der Münchner verlegte Partie gegen die Bayern nachgeholt. Auch da sind die Baskets nicht zwingend in der Favoritenrolle.