Letztlich kann diese Szene gut zwei Minuten vor dem Ende sinnbildlich stehen für die gesamte Partie: Nach einem kleinen Gerangel unter dem Würzburger Korb war das Spielgerät auf dem Weg in Richtung Außenlinie. Da kam Desi Rodriguez angeflogen. Er hechtete der Kugel hinterher, und es gelang ihm tatsächlich, sie im Flug zu seinem Kollegen Cameron Hunt zu tippen. "Würzburgs Ball", wie die Basketballer grammatikalisch eigenwillig zu sagen pflegen.
Mit neun Punkten (85:76) führte Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg zu diesem Zeitpunkt gegen die Telekom Baskets Bonn, und der Einsatz und die Leidenschaft, mit der Rodriguez diesen Ball rettete, war auch Beweis des Willens der unterfränkischen Baskets am Mittwochabend. Sie wollten den Sieg einfach genau dieses Quäntchen mehr.
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Und sie verdienten ihn sich redlich: Mit 93:90 (49:39) rangen die Würzburger die als Tabellenzweiter angereisten Rheinländer nieder. Und verließen mit dem fünften Saisonsieg im 20. Saisonspiel, einem überaus spannenden und teilweise hochklassigen, auch dank der Niederlagen von Gießen in Crailsheim (81:87) und von Oldenburg gegen Bayreuth (95:111), die Abstiegsränge.
Weshalb Baskets-Trainer Sasa Filipovski selbstverständlich hochzufrieden war mit den Seinen und ihnen ein "sehr gutes Spiel" attestierte, auch wenn sie in den letzten eineinhalb Minuten doch noch einmal kräftig ins Schwimmen geraten waren, weil Bonn den Druck mächtig erhöht hatte. Und weil die Gäste gut zehn Sekunden vor Ultimo dank ihres Spielmachers Parker Jackson-Cartwright, der seine Punkte 29 und 30 machte, auch wieder bis auf zwei Zählerchen dran waren (90:92), ehe Baskets-Neuzugang Charles Callison von der Freiwurflinie aus fünf Sekunden vor Schluss den Endstand herbeiführte. Der letzte Dreierversuch von Jackson-Cartwright landete mit dem Ertönen der Schlusssirene am Würzburger Ring.
Vier Punkte des neuen Spielmachers
Fünf Minuten und 18 Sekunden mussten die Baskets-Anhänger warten, bis sie den neuen Spielmacher auf dem Parkett begrüßen durften. 83 Sekunden später durften sie dann die ersten beide Punkte von Callison bejubeln, der bei seinem ersten Korb im Baskets-Leibchen auch noch gefoult wurde und den Bonusfreiwurf sicher verwandelte.
Dass der 26-jährige Amerikaner den Würzburgern wird helfen können, deutete er in seinen 20 Minuten auf dem Parkett zumindest an: Vier Punkte machte er insgesamt und gab zwei Vorlagen. "Es war heute nach nur einer Trainingseinheit mit der Mannschaft schwierig für ihn", meinte Filipovski, der abermals die Probleme bei den Rebounds monierte und hofft, dass schon am Freitag der neue Center Abdul-Malik Abu seinem Team unter den Körben helfen kann.
Homogene Mannschaftsleistung
Auch wenn sich die Baskets den Erfolg vor allem durch eine homogene Mannschaftsleistung erkämpften (mit Rodriguez, Craig Moller, Cameron Hunt, Kapitän Felix Hoffmann und Geburtstagskind Luciano Parodi trafen gleich fünf Akteure zweistellig) – einer ragte heraus: Desi Rodriguez. Der 25-jährige New Yorker war mit 21 Zählern nicht nur Würzburgs Treffsicherster, er schnappte sich auch zwölf Rebounds, doppelt so viele wie die zwei besten Bonner in dieser Kategorie.
Filipovski hatte gemeint, der sich immer noch mit einer Achillessehnenreizung herumplagende Amerikaner könne derzeit gerade einmal 50 Prozent seines Leistungsvermögens abrufen. Nimmt man diesen Mittwochabend zum Maßstab, darf die Konkurrenz durchaus ein wenig schlottern, sollte Rodriguez tatsächlich noch so viel zulegen können.
Bonns Trainer lobt Würzburger Intensität
"Würzburg war ganz klar das Team mit der größeren Intensität", analysierte Bonns Trainer Tuomas Iisalo treffend: "Ich hatte heute zum ersten Mal in dieser Saison das Gefühl, dass der Gegner den Sieg mehr wollte als wir. Das sollte aber unsere DNA sein und schmerzt mich deshalb sehr", sagte der Finne, der vor allem mit der Einstellung seiner Mannschaft in der ersten Hälfte haderte.
München, Bamberg, jetzt Bonn: Die Baskets überraschen in dieser Runde gerne mal. Am Freitag (19 Uhr) geht es zum Tabellenfünften nach Ulm. Die Würzburger sind das einzige Bundesligateam, das in dieser Spielzeit in der Fremde noch kein Spiel gewonnen hat. Mit der Einstellung und Leidenschaft vom Mittwoch ist der erste Auswärtssieg im zehnten Anlauf zumindest nicht gänzlich ausgeschlossen.
Wenn der Abstieg vermieden werden kann , sollte man diesen Spieler auf jeden Fall halten !
Sobald die Maskenpflicht fällt, gehe ich auch gerne wieder mal in die Turnhölle.
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