Die deutlichsten Worte hatte bereits um die Mittagszeit am Sonntag Bastian Doreth gefunden: „Aus meiner Sicht völlig irre das Spiel bei den @soliver_wue heute stattfinden zu lassen . . . Welcome to WoW“, hatte der Nationalspieler und Kapitän von medi Bayreuth getwittert, mit Anspielung auf den rätselhaften Slogan der Basketball-Bundesliga. Auf dem Social-Media-Kanal Instagram schob er dann nach: „Alle Spieler haben ein sehr mulmiges Gefühl . . . Beide Seiten wollen das Spiel unbedingt verschieben! Entscheidung der Liga . . . Wir müssen trotzdem spielen!“ Und dazu postete er noch eine Umfrage, in der seine Follower darüber abstimmen konnten, ob es eine richtige Entscheidung der Bundesliga war, die von beiden Klubs gewünschte Spielverlegung abzulehnen.
Als Doreth seine Sicht auf die Dinge im Internet veröffentlichte, war dies bekannt: Bei den regelmäßigen Schnelltestungen gab es bei Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg an Neujahr einen positiven Test. Laut Verein wurde auf weitere Trainingseinheiten verzichtet, und alle wurden sofort nach Hause geschickt. Das komplette Team inklusive Trainer und Betreuer wurde am Sonntagvormittag den genaueren PCR-Schnelltests unterzogen. Alle Tests waren negativ.
Am Nachmittag fehlten in der zum neuen Jahr in tectake-Arena umbenannten Halle dann aber trotzdem neben dem neuen Cheftrainer Sasa Filipovski die Baskets-Akteure William Buford, Julius Böhmer, Julian Albus und Alex King, weil sie alle mit Krankheitssymptomen zu Hause darniederlagen.
Damit die Baskets die vorgeschrieben vier deutschen Spieler auf dem Spielberichtsbogen stehen hatten, gab Felix Hoffmann sein vorgezogenes Comeback. Eigentlich hätte der Kapitän nach seiner heftigen Mandelentzündung noch geschont werden sollen. Aufgrund der kurzen Rotation mit lediglich neun Spielern, darunter Jugendspieler Elijah Ndi, der über sieben Minuten aufs Parkett durfte, musste Hoffmann insgesamt gut 21 Minuten ran (in denen er sich sieben Rebounds schnappte). Bei den Oberfranken fehlten verletzungsbedingt drei Leistungsträger, Doreth sowie die Center Andreas Seiferth und Janari Joesaar, der zwar auf dem Spielberichtsbogen stand, aber nicht eingesetzt wurde, genauso wie Moritz Sanders. Die Gäste spielten also sogar nur mit acht Mann.
Aufgrund der Misserfolge in der jüngeren Vergangenheit – Bayreuth hatte die vergangenen drei Partien verloren, die Baskets gar die jüngsten sieben – und der aktuellen personellen Situation wäre eine Spielverlegung also beiden Teams ziemlich zupass gekommen. Umso mehr durfte es überraschen, welche Begegnung sich unter diesen Voraussetzungen dann doch entwickelte.
Wenngleich die Baskets sich auch diesmal treu blieben und wie so oft in dieser Spielzeit dem Gegner einen großen Vorsprung erlaubten. Nach einer schnellen 5:0-Führung der Hausherren entwickelte sich ein erstes unterhaltsames Viertel auf Augenhöhe. Das zweite dominierten dann erst einmal die Bayreuther mit einem 18:4-Lauf zur höchsten Führung in dieser Partie (41:25), ehe die Baskets sich dank eines 10:0-Laufs, den Filip Stanic, Luciano Parodi und Desi Rodriguez zu verantworten hatten, bis zur Halbzeit wieder auf sechs Punkte heraneichhörnchenten.
Nach einem absolut ausgeglichenen dritten Abschnitt (25:25), in dem Rodriguez, Top-Scorer des Spiels, zur Hochform auflief und zwölf seiner am Ende 20 Punkte machte, glichen die Gastgeber etwa fünf Minuten vor Ultimo aus. Und als Spielmacher Luciano Parodi mit seinem zweiten Dreier drei Minuten vor Schluss die 78:77-Führung herauswarf, war der erste Sieg seit Anfang November, der 90:70-Überraschung gegen München, zum Greifen nahe.
Weil sich die Würzburger dann aber 75 Sekunden vor Schluss einen selten ungeschickten Ballverlust leisteten und die Gäste das Geschenk mit ihrem zwölften Dreier dankend annahmen, stand am Ende mit dem 80:88 (35:41) für die Baskets die achte Niederlage in Serie fest.
„Es war ein schwieriges Spiel für uns nach einem Tag, an dem wir lange nicht wussten, ob wir spielen oder nicht. Und dann haben uns auch noch vier Spieler gefehlt, sagte Baskets-Assistenztrainer Steven Key: „Für diese Situation war die Konzentration und der Fokus der Spieler besser, als man es hätte erwarten können.“ Enttäuscht zeigte sich der Amerikaner freilich über die abermalige Niederlage, „denn es haben heute nur Kleinigkeiten gefehlt, um das Spiel zu gewinnen“.
Freilich nicht das erste Mal in dieser Runde. Und so reiht sich die elfte Saisonniederlage ein in die Serie der Spiele beim MBC (95:73) und gegen Frankfurt (78:83) sowie Braunschweig (86:87), die in der Endabrechnung den Baskets noch so richtig weh tun können.
Das Schlusswort soll noch einmal Bastian Doreth gehören, der in der Halbzeitpause beim übertragenden Internetportal Klartext sprach: „Das ist wieder mal so ein klassischer Fall, in dem sich die Liga über die Vereine gestellt hat. Ich finde es sehr absurd, dass wenn beide Teams sagen, sie sehen ein zu hohes Risiko für die Gesundheit aller Beteiligten, beide Mannschaften zwingt, hier anzutreten. Das empfinde ich als grob fahrlässig.“
Man darf gespannt sein, ob die Baskets in näherer Zukunft ihre Aufgaben in Bamberg (8. 1., 20.30 Uhr) und in Chemnitz (15. 1., 20.30 Uhr) überhaupt angehen können – oder ob nicht doch noch ein positiver PCR-Test Mannschaft, Trainer und Betreuer in die Quarantäne zwingt.