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Jahresrückblick
Die Aufreger des Jahres im unterfränkischen Sport: Das hat die Gemüter 2022 erhitzt
Corona-Zwangsspiele im Basketball, Pyrotechnik, Bananen-Würfe und Mielke-Vergleiche im Fußball oder der Fall Stefan Lurz im Schwimmen: Es ging hoch her im vergangenen Jahr.
Fans des FC Bayern München II zeigten vor dem Fußball-Regionalligaspiel beim TSV Aubstadt ein Spruchband. Kurz darauf flogen Bananen aufs Spielfeld. Und das alles am Tag der Deutschen Einheit. 
Foto: IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Goldberg | Fans des FC Bayern München II zeigten vor dem Fußball-Regionalligaspiel beim TSV Aubstadt ein Spruchband. Kurz darauf flogen Bananen aufs Spielfeld. Und das alles am Tag der Deutschen Einheit. 
Matthias Lewin
,  Natalie Greß
 und  Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:38 Uhr

Sport ist emotional, nicht nur durch Siege und Niederlagen, Aufstiege und Abstiege. Ein Jahresrückblick auf die acht größten Aufreger, die die Gemüter im unterfränkischen Sport 2022 erhitzt haben.

1. Corona-Zwangsspiel: Würzburg Baskets müssen trotz Infektionen gegen Bayreuth antreten

Aigars Skele (links) war einer der Würzburger Spieler, die Anfang des Jahres von einer Corona-Infektion verschont blieben.
Foto: Heiko Becker | Aigars Skele (links) war einer der Würzburger Spieler, die Anfang des Jahres von einer Corona-Infektion verschont blieben.

"Unser Spiel hätte nie stattfinden dürfen", erklärte Baskets-Kapitän Felix Hoffmann im Nachhinein. 13 positive Corona-Tests häuften sich nach der Partie von Würzburgs Bundesliga-Basketballern am 2. Januar 2022 gegen medi Bayreuth an. Insgesamt 20 Menschen schickte das Gesundheitsamt im Anschluss in eine 14-tägige Quarantäne.

Wahrscheinlich hatten sich die Baskets auf der Rückreise nach ihrem Spiel in Berlin am 31. Dezember 2021 alle gegenseitig angesteckt. Trotzdem entschied die Basketball-Bundesliga (BBL), dass die Partie gegen Bayreuth zwei Tage später stattfinden muss - obwohl Cheftrainer Sasa Filipovski, William Buford, Julius Böhmer, Julian Albus und Alex King bereits krank im Bett lagen. Zu dem Zeitpunkt lag insgesamt nur ein positiver Coronatest von ihnen vor. Für eine Spielabsage hätten die Würzburger weniger als neun einsatzfähige Spieler zur Verfügung haben müssen.

"Wir hatten wegen der Symptome begründete Zweifel an den Ergebnissen der ersten PCR-Schnelltests und haben das den Bayreuthern und der Liga auch sofort mitgeteilt", sagte Würzburgs Geschäftsführer Steffen Liebler. Die BBL interessierte das nicht, sie hielt an den Formalien fest.

2. Keine Corona-Impfung: SV Schraudenbach muss auf die beste Korbballerin verzichten

Jennifer Rumpel (am Ball) vom SV Schraudenbach, hier bei einem Duell mit dem TSV Ettleben im Januar 2020, war Anfang des Jahres wegen ihrer fehlenden Corona-Impfung vom Mannschaftssport ausgeschlossen.
Foto: Wolfgang Müller | Jennifer Rumpel (am Ball) vom SV Schraudenbach, hier bei einem Duell mit dem TSV Ettleben im Januar 2020, war Anfang des Jahres wegen ihrer fehlenden Corona-Impfung vom Mannschaftssport ausgeschlossen.

Sie gilt als einer der besten Korbballerinnen Unterfrankens, spielt mit dem SV Schraudenbach in der Bundesliga Süd, legte in der vergangenen Hallensaison aber eine (un)freiwillige Pause ein. Die im letzten Winter geltende "2G-Regelung" (geimpft oder genesen) wurde Jennifer Rumpel zum Verhängnis. Aus persönlichen Gründen hatte sie sich nicht impfen lassen und damit auf ihren Sport verzichtet.

"Schon lange bevor das Thema 2G aufkam, habe ich der Mannschaft mitgeteilt, dass ich dann nicht mehr spielen werde", sagte die 25-Jährige vor knapp einem Jahr. "Ich sehe keinen Grund, mich impfen zu lassen." 

Innerhalb des Teams, das auf ihre beste Spielerin verzichten musste, habe es keinerlei Vorwürfe gegeben, sie würde die Mannschaft im Stich lassen. "Die Mannschaft hat meine Meinung akzeptiert, auch wenn die anderen selbst geimpft sind."

3. Corona-Farce: Nachwuchs-Baskets spielen mit Masken und am Ende zu dritt in Vilsbiburg

Trainer Oliver Elling (links) und Flügelspieler Yulian Montero, hier bei einem anderen Spiel, waren zwei der Würzburger, die die Corona-Farce in Vilsbiburg miterlebten.
Foto: HMB Media/Julien Becker | Trainer Oliver Elling (links) und Flügelspieler Yulian Montero, hier bei einem anderen Spiel, waren zwei der Würzburger, die die Corona-Farce in Vilsbiburg miterlebten.

Auch der Nachwuchs der Baskets blieb nicht von einer Corona-Farce verschont. Die Regionalliga-Mannschaft der Würzburger Basketballer wollte die Partie bei den Baskets Vilsbiburg aufgrund von Corona-Infektionen verlegen. Weil dies abgelehnt wurde, reisten sie am 12. März 2022 nur zu fünft an. Der Rest des Kaders lag da bereits flach.

Drei Spieler wiesen Krankheitssymptome auf, alle spielten mit Maske. Die Partie ging mit 209:39 an die Gastgeber aus Niederbayern. Zum Schluss standen nur noch drei Würzburger auf dem Feld, und Vilsbiburgs amerikanischer Profi Jonathan Braeger hatte 100 Punkte erzielt. Im Anschluss postete der Aufbauspieler stolz ein Foto, bei dem er eine 100 auf einem Zettel präsentierte.

Was Braeger nicht verstanden hatte: Das Spiel hatte mehr als einen Verlierer. Nämlich das Fair-Play und den (Basketball)-Sport. 

4. Beleidigung nach Spielabbruch: Schiedsrichter zeigen Ex-Trainer Dieter Wirsching an

Der frühere Trainer der Würzburger Kickers, Dieter Wirsching, bekam wegen Beleidigungen gegen Schiedsrichter nach einem Spielabbruch in Stammheim eine Geldstrafe von 500 Euro aufgebrummt.
Foto: Silvia Gralla | Der frühere Trainer der Würzburger Kickers, Dieter Wirsching, bekam wegen Beleidigungen gegen Schiedsrichter nach einem Spielabbruch in Stammheim eine Geldstrafe von 500 Euro aufgebrummt.

Weil sie mit den Entscheidungen des Schiedsrichters nicht einverstanden waren, verließen die Spieler des SV Stammheim während der Kreisliga-Partie gegen den VFL Volkach/Rimbach am 8. Mai 2022 vorzeitig den Platz. Das Sportgericht wertete die Partie mit 2:0 für den VfL und verhängte gegenüber den Stammheimern eine 250 Euro hohe Geldstrafe.

So weit, so halbwegs normal. Was sich dann allerdings in den sozialen Netzwerken abspielte, spülte die Angelegenheit in die Öffentlichkeit. Dieter Wirsching, der beim SV Stammheim noch ab und zu selbst mitkickt und früher die Würzburger Kickers trainiert hatte, schrieb auf Instagram: "Diese Schiedsrichter sind eine Schande für unseren Sport" und "Zudem hat dieser 70-Jährige niemals gegen den Ball getreten! So geht unser geliebter Fußball kaputt".

Die unterfränkischen Schiedsrichter zeigten Wirsching an. Das Kreissportgericht brummte dem Ex-Profi des FC 05 Schweinfurt eine Geldstrafe über 500 Euro wegen Beleidigung auf.

5. Relegation mit Pyrotechnik: Etliche Fußballvereine in Unterfranken müssen zahlen

Pyrotechnik, wie hier nach dem Sieg des TuS Frammersbach über den ASV Rimpar und der damit verbundenen Meisterschaft im Mai 2022, sorgte im regionalen Fußball und der Relegation für Aufregung - und für hohe Kosten bei etlichen Vereinen.
Foto: Julien Becker | Pyrotechnik, wie hier nach dem Sieg des TuS Frammersbach über den ASV Rimpar und der damit verbundenen Meisterschaft im Mai 2022, sorgte im regionalen Fußball und der Relegation für Aufregung - und für hohe Kosten ...

Pyrotechnik, bengalische Feuer, Rauchschwaden. Bei den Relegationsspielen im Bezirk Unterfranken war das vielerorts eine beliebte Begleitung der Fans. Beliebt, aber auch gefährlich und letztlich sogar teuer. Die Sportgerichte in Unterfranken hatten im Juni 2022 insgesamt 17 Fälle auf dem Tisch, die sich mit dieser "Fankultur" befassten.

Einen mittleren dreistelligen Betrag forderte der Verband von den Vereinen ein, deren Anhänger oder Spieler während oder nach den Partien "zündelten".

Allein acht Fälle hatte das Kreissportgericht Schweinfurt zu bearbeiten. Darunter den mit 500 Euro auch "teuersten" Vorfall im Bezirk Unterfranken. Der betraf die SG Üchtelhausen-Zell, weil sich durch das Feuerwerk ihrer Anhänger im Relegationsspiel zur Kreisliga gegen den SV Hofheim ein Ordner des ausrichtenden TSV Aidhausen Brandverletzungen an der Hand zugezogen hatte. "Glücklicherweise waren es nur Brandblasen", erklärte Günther Stottele, Vorsitzender des Kreissportgerichts Schweinfurt. Sonst wäre die Unsitte wohl noch teurer geworden.

6. Fall Stefan Lurz: Verurteilter Sexualstraftäter weiter beim SV Würzburg 05 angestellt

Dass der verurteilte Sexualstraftäter weiterhin als kaufmännischer Angestellter beim SV Würzburg 05 angestellt war, sorgte für massive Kritik und zog letztlich Lurz` Kündigung beim Verein nach sich.
Foto: Thomas Obermeier | Dass der verurteilte Sexualstraftäter weiterhin als kaufmännischer Angestellter beim SV Würzburg 05 angestellt war, sorgte für massive Kritik und zog letztlich Lurz` Kündigung beim Verein nach sich.

Mitte August löste eine ARD-Dokumentation des renommierten TV-Journalisten Hajo Seppelt eine Diskussion im Fall Stefan Lurz aus. Sie deckte auf, dass der ehemalige Freiwasser-Bundestrainer zu diesem Zeitpunkt weiterhin als kaufmännischer Angestellter beim SV Würzburg 05 beschäftigt war, obwohl er Ende Januar wegen des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen in zwei Fällen zu sechs Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden war.

Rechtlich war Lurz' Anstellung zulässig. Trotzdem gab es massive Kritik am Verhalten des Vereins, dem mangelnder Opferschutz und moralisches Fehlverhalten vorgeworfen wurden. Als Reaktion darauf kündigte Stefan Lurz am 22. August seine Stelle beim SV 05.

"Im gegenseitigen Einvernehmen wurden das Arbeitsverhältnis sowie die Mitgliedschaft im Verein zwischen Stefan Lurz und dem SV Würzburg 05 aufgehoben", erklärte sein Bruder Thomas Lurz, früherer Weltklasse-Schwimmer und zugleich Präsident des SV Würzburg 05, gegenüber dieser Redaktion.

7. Bananen-Würfe und Mielke-Vergleich: Bayern-Fans sorgen in Aubstadt für Empörung

Geschmackloser geht's kaum: Die Anhängerschaft des FC Bayern München II sorgte in Aubstadt unter anderem mit einem Mielke-Vergleich für Empörung - und das auch noch am Tag der Deutschen Einheit.
Foto: IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Goldberg | Geschmackloser geht's kaum: Die Anhängerschaft des FC Bayern München II sorgte in Aubstadt unter anderem mit einem Mielke-Vergleich für Empörung - und das auch noch am Tag der Deutschen Einheit.

Am 3. Oktober 2022 besiegte der TSV Aubstadt den FC Bayern München II in der Fußball-Regionalliga Bayern mit 2:0. Der Sport stand dabei allerdings nicht nur im Fokus. Diskussionen gab es vor allem um das Verhalten einiger Zuschauender im Fanblock des FC Bayern.

Die sorgten vor allem mit zwei Spruchbändern für Empörung. "FC Bayern grüßt das Zonenrandgebiet" war auf einem zu lesen. "Wo Mielke Köhler heisst, Aubstadt in die DDR" auf einem anderen. Zudem warfen die "Fans" zu Beginn des Spiels auch noch rund 100 Bananen aufs Feld.

Das Ganze unweit der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze, obendrein am Tag der Deutschen Einheit. Einem Tag, an dem auch das Gedenken an die Opfer des von Erich Mielke geleiteten DDR-Ministeriums für Staatssicherheit gepflegt wird.

Der FC Bayern distanzierte sich in einer Erklärung "in aller Deutlichkeit von den geschmacklosen und diskriminierenden Äußerungen".

8. Kooperation mit Eintracht Frankfurt: Wirbt der TV 73 Würzburg Talente anderer Vereine ab?

Auf diesem Fußballplatz an der Würzburger Frankenwarte trainiert die Jugendförderakademie. 
Foto: Heiko Becker | Auf diesem Fußballplatz an der Würzburger Frankenwarte trainiert die Jugendförderakademie. 

Der aktuelle Europa League-Sieger Eintracht Frankfurt kooperiert mit einem kleinen Würzburger Fußballverein, dessen erste Mannschaft in der B-Klasse spielt. Da kann doch was nicht stimmen, oder? Tatsächlich ist der TV 73 Würzburg offizieller Kooperationsverein der Eintracht.

Beteiligt an der Sache ist Maximilian Stumpf, der gemeinsam mit Alexander Kohl die Jugendförderakademie (JFA) Frankenwarte gegründet hat, die beim TV 73 für den Fußball-Nachwuchs zuständig ist. Stumpf ist gleichzeitig auch im Nachwuchsbereich bei der Eintracht angestellt, beteuert aber, dass diese Kooperation davon unabhängig entstand.

Die Vorwürfe, die gegen Stumpf und seine Akademie laut wurden: Sie werben Jugendspieler und Kinder aus anderen Vereinen ab, beispielsweise von der JFG Würzburg-Nord. Das Projekt habe sogar nur entstehen können, weil die JFA "aus allen Vereinen, die halbwegs gute Jugendarbeit machen, die Kinder weggezogen" habe, sagt Gert Rummel, Jugenddirektor des TSV Grombühl. Der TSV ist einer von drei Vereinen, die als JFG Würzburg-Nord zusammenarbeiten. 

Stumpf sieht die Sache anders: "Wir bieten Eltern von motivierten Kindern an, sich das bei uns mal anzuschauen. Wir machen also ein Angebot."

 
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