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Würzburg
Doping-Experte Hajo Seppelt gegen die Feinde des Sports
Der Journalist deckte unter anderem den Skandal in Russland auf und schaut dort hin, wo viele wegsehen. Was ihn antreibt, im Dreck zu wühlen und ob er manchmal Angst hat.
Hajo Seppelt liest in Würzburg aus seinem Buch 'Feinde des Sports'
Foto: Sebastian Wells | Hajo Seppelt liest in Würzburg aus seinem Buch "Feinde des Sports"
Carolin Münzel
 und  Natalie Greß
 |  aktualisiert: 24.05.2022 10:03 Uhr

Es war Mitte der 1990er Jahre, als der Sportjournalist Hajo Seppelt seine berufliche Naivität verlor: Bei seinen Recherchen über Leistungsschwimmer in der DDR wurde er erstmals mit organisiertem Doping konfrontiert. Fortan sollte ihn dieses Thema nicht mehr loslassen. Seppelt und sein Team deckten Russlands schweren Betrug bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 auf und halfen mit, Biathlet Johannes Dürr des Dopings zu überführen. Vieles rund um diese und andere Fälle erklärt der 57-Jährige in seinem Buch "Feinde des Sports", aus dem er am 5. März beim Mainfränkischen Literaturfestival in Würzburg liest (Lesung bereits ausverkauft). Im Interview spricht einer der renommiertesten deutschen Doping-Experten darüber, wie es ist, in Nordkorea zu recherchieren, was er IOC-Präsident Thomas Bach vorwirft und wie der Sport noch zu retten ist. 

Frage: Herr Seppelt, Ihr Buch heißt „Feinde des Sports“. Sind Sie ein Feind des Sports, wie es Ihnen von manchen vorgeworfen wird?

Hajo Seppelt: Ich bin kein Feind des Sports. Ich bin aber sicherlich ein Kritiker der Zustände im kommerzialisierten Spitzensport. Da herrschen teilweise anachronistische, feudale Strukturen, die demokratischen Vorstellungen nicht gerecht werden. Sport ist ein Kulturgut und man muss es vor denen schützen, die es ausbeuten. Davon gibt es eine Menge Menschen.

Werden Sie von diesen Menschen angefeindet?

Seppelt: Die Leute, die ein Interesse daran haben, den Sport zu versilbern und deren Geschäftsmodell wir durch unsere kritische Berichterstattung hinterfragen, denen kommen leicht solche Sätze über die Lippen, dass Leute wie ich den Sport besudeln wollen. Nichts liegt mir ferner. Ich kann manche Höher-Schneller-Weiter-Diskussionen nur noch schwer nachvollziehen und weiß nicht, warum man immer mehr an Leistungs- und Kommerzspirale drehen soll. Es ist zwar ein Faktum, dass der Sport nicht nur eine kulturelle Identität schafft, sondern auch ein Wirtschaftsgut darstellt, aber die Waage kippt seit vielen Jahren immer mehr in eine Richtung. Man ergötzt sich an Siegen und spielt auf der Leier der Unterhaltung das ewig gleiche Lied. Dass das intellektuell manchmal doch weit unterdurchschnittlich ist, auch in der medialen Berichterstattung, daran können wir uns schwer vorbeilügen.

Also wird der Großteil der Medien seiner Verantwortung nicht gerecht?

Seppelt: Ein erheblicher Teil der Medien wird seiner Verantwortung in der Berichterstattung im Sport nicht gerecht. Wir sind eine Art Abspiel-Industrie, und es ist häufig mein Eindruck, dass wir viel zu wenig hinterfragt und die Quittung dafür jetzt bekommen haben. Über Jahrzehnte hinweg hat der Spitzensport auf internationaler Ebene in einer Parallelwelt gelebt, und wir haben alle dabei zugeschaut und die Augen zugemacht vor massenhaftem Sportbetrug, den es in etlichen Sportarten auf allerhöchster Ebene gegeben hat. Und diejenigen, die darauf hinweisen, werden als Spielverderber gebrandmarkt. Journalisten haben nicht den Auftrag, eine Kommerzspirale noch zu beschleunigen. Sie haben die Funktion, ein kritischer Begleiter zu sein. Der Sport sieht sich aber häufig in einer Entertainment-Rolle, und die Grenzen zwischen Begleiter des Systems und Teil des Systems sind leider schon seit Jahrzehnten verschwommen.

Was treibt Sie an, im Dreck zu wühlen?

Seppelt: Mich hat das immer gestört, diese Heuchelei und diese einseitige Darstellung von Dingen oder das Weglassen von Informationen. Das ist nicht die Kernaufgabe von Journalismus. Immerhin hat die Wertschätzung für kritischen Sportjournalismus in den letzten Jahren nach meiner Wahrnehmung erheblich zugenommen. Durch unsere Berichterstattung hat sich das Bild des Sports erheblich geändert, ist differenzierter geworden.

Sie berichten in Ihrem Buch darüber, dass ein Unbekannter Ihre Anschrift im Internet veröffentlicht hat und werfen die Frage auf, „ob Journalismus das eigene Leben auf diese Art berühren soll“ und „welchen Preis man persönlich für investigative Recherchen zahlen möchte“. Zu welcher Antwort sind Sie gelangt?

Seppelt: Ich finde, dass das alles ein bisschen verzerrt dargestellt wird. Wir haben zwar durch unsere Recherchen der letzten Jahre international sicherlich dazu beigetragen, manches in Bewegung zu bringen, und da spreche ich nicht nur von Russland. Gleichwohl ist es am Ende nur Sport. Es gibt so viele Kolleginnen und Kollegen, die sich aus meiner Sicht erheblichen und wahrscheinlich sogar deutlich größeren Gefahren aussetzen, wenn sie beispielsweise im rechtsextremen Milieu oder in der Neonazi-Szene recherchieren oder wenn sie in Kriegsgebieten unterwegs sind. Bei mir sind das halt Bedrohungen. Das war natürlich manchmal wirklich nicht angenehm und hat nicht nur mich zum Nachdenken gebracht, sondern andere auch. Sie wissen ja, dass sicherheitsrelevante Einrichtungen in Deutschland mir davon abgeraten haben, zur Fußball-WM (2018 in Russland, Anm. d. Red.) zu fahren. Das muss man ernst nehmen und ich bin dem Rat gefolgt. Es passt ja jemand ein bisschen auf mich auf. Ich bin das inzwischen gewohnt, aber ehrlicherweise ist das ja keine Vergnügungssteuer, die ich da bezahle, sondern einfach Teil des Jobs.

Wie viel Mut braucht es für Ihre Arbeit?

Seppelt: Ich glaube, das ist am Ende eine Frage der Selbstwahrnehmung.  Ich empfinde mich nicht als extrem mutig.

Wann war der Punkt in Ihrer beruflichen Laufbahn, an dem Sie gemerkt haben, dass es im Profisport mehr Schatten als Licht gibt?

Seppelt: Das war ungefähr Mitte der 1990er Jahre. Als ich mich mit dem DDR-Doping beschäftigte, legte ich meine Naivität ab. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein solch ungehemmter Konsum vor allem von Anabolika auch bei Kindern und Jugendlichen nur in der DDR passiert ist. Wie wir heute wissen, waren in der Bundesrepublik im Sport auch nicht unbedingt bessere Menschen unterwegs. Nur unter anderen politischen Verhältnissen war es halt nicht ganz so einfach, so ein Staatsdoping aufzuziehen. Aber die Moral war keine, die sich sehr unterschieden hat.

Wer sind heute aus Ihrer Sicht die größten Feinde des Sports?

Seppelt: Das sind ruchlose Funktionäre, die nur auf eigene Kasse, zum eigenen Vorteil arbeiten, das sind Ärzte, die wider besseres Wissen Athleten Substanzen geben zur Leistungssteigerung und dabei vergessen, welchen Eid sie geschworen haben. Und es sind Trainer oder Eltern, die ihre Schutzbefohlenen zu Leistungen aufputschen wollen und dabei nicht bedenken, welche körperlichen und seelischen Folgen das haben kann. Und natürlich auch diejenigen, die ganz bewusst wegschauen – ob in den Sportverbänden, ob in der Politik oder in den Medien.

Sie haben die Athleten gar nicht aufgezählt...

Seppelt: Da haben Sie Recht. Die Athleten sind häufig die Letzten in der Verwertungskette des kommerzialisierten Spitzensports. Natürlich sind sie in erster Linie dafür verantwortlich, dass sie dopen. Gleichzeitig sind sie häufig in einem System voller Abhängigkeiten, geraten auf die schiefe Bahn und sind am Ende diejenigen, die unter massivem Druck stehen. Es stellt sich für die Athleten die Frage, ob sich die vielen Jahre des zeitlichen Investments und des kompletten Fokussierens nicht irgendwann auszahlen müssen. Denken Sie zum Beispiel an kenianische Leichtathleten, die aus den ärmsten sozialen Verhältnissen kommen und die wissen, dass wenn sie Preisgelder bei europäischen Marathonläufen gewinnen wollen, sie entsprechende Leistungen bringen müssen. Und die bringen sie halt vor allem dann, wenn sie dopen. Aber an der Vertuschung des Dopings nehmen viele Leute teil, auch wenn das Mittel nicht in ihrem eigenen Körper ist.

"Die Athleten sind häufig die Letzten in der Verwertungskette des kommerzialisierten Spitzensports."
Hajo Seppelt, Dopingexperte
Welcher Dopingfall hat Sie am meisten schockiert?

Seppelt: Es gibt keinen spezifischen Fall, der mich am meisten schockiert hat. Persönlich war ich ein wenig betroffen, als Johannes Dürr (Skilangläufer und angeblich reuiger Doping-Sünder, Anm. d. Red.) während unserer Dreharbeiten weiter gedopt hat. Aber das ist seine persönliche Geschichte. Andererseits hat es das Bild irgendwie abgerundet und gezeigt, in welcher Abhängigkeit, welcher Parallelwelt diese Sportler häufig leben. Was mich am meisten schockiert ist, wenn Kinder gedopt werden.

Der Blick in so tiefe menschliche Abgründe, was macht das mit Ihnen als Mensch?

Seppelt: Ich finde die Abgründe gar nicht so tief. Ich finde manches durchaus menschlich, es hat nur manchmal fatale Auswirkungen. Es ist ja nicht so, dass ich es mit Mord und Totschlag zu tun habe. Was andere Kollegen verdienstvoll recherchieren, zum Beispiel wenn sie sexuellen Missbrauch bei Kindern aufdecken, das finde ich extrem relevant. Solche Enthüllungen sind schockierend. Im Sport macht mich immer wieder fassungslos, mit welcher Impertinenz und Chuzpe bestimmte Leute agieren. Aber ob das in jedem Einzelfall stets menschliche Abgründe sind? Soweit würde ich nicht gehen. 

Vor Gericht: Der ehemalige Skilangläufer Johannes Dürr.
Foto: Expa | Vor Gericht: Der ehemalige Skilangläufer Johannes Dürr.
Ist der Sport also ein Abbild der Gesellschaft?

Seppelt: Ja. Im Sport passieren Dinge wie im Brennglas. Man kann sie wunderbar nachspielen in der Gesellschaft, es sind die gleichen Mechanismen, die dort greifen. Nur die Empörungsrituale sind im Sport häufig größere. Weil die Enttäuschung für manche Menschen groß ist, wenn das Vorbild kein Vorbild mehr ist.

Sie haben in den unterschiedlichsten Länder recherchiert. Wo haben Sie sich am unwohlsten gefühlt? Und wo war Ihre Arbeit am schwierigsten?

Seppelt: Das war in Nordkorea. Ich war 2011 für rund eine Woche dort. Da ging es ehrlicherweise gar nicht so sehr um Doping, da ging es um die Darstellung des Sports in diesem Land. So massive Einschränkungen wie damals hatte ich noch nie erlebt. Es war spannend und erschreckend zugleich. Wir lebten im 43. Stockwerk eines Hotels und hatten das Gefühl, dass die anderen 42 Stockwerke unter uns komplett leer waren, alles war dunkel. Und selbst in unserem Stockwerk waren außer uns nur die beiden Stasi-Aufpasser untergebracht, zumindest sahen wir nie andere Menschen dort. Die Kabel hingen aus der Wand, wir wurden wohl überwacht, und wir durften nicht allein aus dem Hotel raus. Und gedreht werden durfte nur das, was die Aufpasser uns erlaubt haben. Der schlimmste Satz damals war, als ich versuchte, ein Interview mit dem damaligen Führer Kim Jong-un zu bekommen, da sagten sie mir: „Unser Führer ist wie Gott. Und Gott gibt keine Interviews.“ Das sagt alles aus über dieses Land.

Wir würden gerne noch etwas konkreter auf Ihre Arbeit eingehen. Auf welchem Weg erreichen Sie die meisten Hinweise?

Seppelt: Die meisten Hinweise bekommen ich und mein Team direkt, das sind schon 100, 200 Hinweise pro Jahr. Viele entpuppen sich als nicht sonderlich seriös. Man muss sehr genau filtern und schauen, was relevant ist. Aber die Zahl der substantielleren Informationen ist größer geworden in den letzten Jahren. Außerdem habe ich natürlich ein Netz von vielen, vielen Informanten über die Jahre gesponnen.

Wenn Sie ein Hinweis erreicht, gehen Sie dann immer auf gleiche Weise vor?

Seppelt: Jeder Weg ist ein anderer. Manchmal bekommt man Papiere, dann muss man die Papiere recherchieren. Manchmal bekommt man einen Hinweis, beispielsweise, dass man sich mal in Thailand umgucken soll bei einem Gewichtheber-Zentrum, dann reist man da hin. Manchmal arbeiten wir mit investigativen Undercover-Methoden, manchmal ist es "nur" reiner Datenjournalismus. Manchmal arbeiten wir mit Dokumenten, die uns zugespielt werden oder mit mehreren Zeugen, die sich äußern. Das ist von Fall zu Fall völlig unterschiedlich. Zumal es ja nicht immer nur um die Aufdeckung von Dopingfällen geht, sondern auch um die Aufdeckung von Korruption im Zusammenhang mit Doping.

"Der größte Feind des menschlichen Körpers ist der Mensch."
Hajo Seppelt, Dopingexperte
Wenn man den Bogen spannt vom Hormon-Doping in der DDR über den Epo-Skandal im Radrennsport Ende der 1990er Jahre bis hin zum für die Zukunft prognostizierten Gen-Doping - können Sie auch als Nicht-Mediziner eine Prognose abgeben, wo der größte Feind für den menschlichen Körper lauert?

Seppelt: Der größte Feind des Körpers ist der Mensch. Nämlich der, der rücksichtslos versucht, einen Menschen wie ein Versuchskaninchen zu behandeln und an ihm alles ausprobiert, um damit bestimmte Ziele zu erreichen. Da sind wir unter anderem bei gen-therapeutischen Maßnahmen. Ich kann momentan nicht absehen, wie das weitergeht und wo das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Ich glaube, dass der Körper irgendwann in die Lage versetzt sein wird, sich quasi selbst zu dopen. Allerdings sind schon vor zehn oder 20 Jahren diese Horrorszenarien an die Wand geworfen worden und ich hab‘ momentan das Gefühl, dass die Entwicklung doch langsamer voranschreitet als manche Leute das geglaubt haben. Es ist außerdem so, dass bei der Doping-Bekämpfung seitens der Analytik und der Fahnder erhebliche Fortschritte gemacht worden sind. Insofern ist der Gegner für die Betrüger deutlich ernster zu nehmen als noch vor zehn oder 20 Jahren. 

Welche Reformen sind aus Ihrer Sicht noch nötig – oder sollte man Doping freigeben?

Seppelt: Doping freizugeben wäre der Bankrott des Sports. Ich glaube, nur Fantasten können das fordern. Die haben sich keine Gedanken gemacht über die Konsequenzen, die das hätte – für Kinder und Jugendliche, aber auch für den Wettbewerb an sich. Das würde den Sport ja nicht fairer machen, sondern noch gefährlicher. Und vor allem noch abhängiger vom Geld. Wer am meisten Geld hat, könnte am meisten in Dopingmittel-Forschung investieren. Das würde alles noch viel krasser machen, als es jetzt schon der Fall ist. Insofern halte ich die Freigabe für eine abwegige Idee. Ich glaube, dass die einzige – zumindest derzeit am besten funktionierende – Methode die ist, den Sport von außen zu kontrollieren, weil er selbst darin versagt hat.

In diesem Zusammenhang gehen Sie in Ihrem Buch auch auf den IOC-Präsidenten Thomas Bach ein, der sich – vor allem im Fall Russland – nicht gerade mit strengen Sanktionen hervorgetan hat. Was erwarten Sie von ihm?

Seppelt: Er sollte genauso dem konsequenten Kampf gegen Doping verpflichtet sein wie alle anderen auch. Und die Regeln sind eindeutig. Aber ich habe oft den Eindruck, dass es viel Pathos und Sonntagsreden gibt – aber den Worten keine wirklich konsequenten Taten folgen.  Auf den größten nachgewiesenen Sportbetrug der letzten Jahrzehnte (den der Russen, Anm. d. Red.) konnte es ja eigentlich nur eine ganz harte Reaktion geben: den kompletten Ausschluss von Wettbewerben. Um in Russland den nötigen Veränderungsdruck zu erzeugen. Der Schlingerkurs der letzten Jahre hat aber dazu beigetragen, dass die Russen mit manchen Protagonisten des Weltsports gerade Schlittschuh gelaufen sind. Vor dem Gesetz müssten indes alle gleich sein – und ich habe massive Zweifel, ob das im Sport so ist.

Glauben Sie, das Thomas Bach das Thema Doping kleinhalten will?

Seppelt: Viel über Doping in der Öffentlichkeit zu reden, gefährdet das Geschäftsmodell des Kommerzsports. Einflussreiche Sponsoren und Funktionäre mögen das nicht. Es ist offenkundig, dass Bach ganz selten klare Kante zeigt. Er geht mit – wie er es nennen würde – diplomatischem Geschick vor, um sich nichts zu verbauen. Ich finde, im Fall Russland hätte man deutlichere Worte gegenüber manchen Leuten wählen müssen. Ich habe das Gefühl, dass er einen völlig unnötigen Schmusekurs gegenüber zweifelhaften Funktionären des Weltsports, zumindest öffentlich, gefahren hat. Und deshalb finde ich, dass er den Laden, was die Doping-Bekämpfung betrifft, überhaupt nicht im Griff hat. Das wird übrigens auch ein wesentliches Vermächtnis seiner Regentschaft als IOC-Präsident sein. Ein dunkles Kapitel, in dem er nicht die beste Figur abgegeben hat.

Ist sein mutmaßlicher Antreiber Machterhalt?

Seppelt: Sein mutmaßlicher Antreiber ist Macht, nicht Machterhalt.

Ist er damit auch ein Feind des Sports?

Seppelt. Na ja. Ich glaube, so würde er sich nie sehen. Aber manche seiner Verhaltensweisen haben dem Sport, jedenfalls aus meiner Sicht, nicht gut getan.

Die Feinde des Sports gegen die Feinde des Dopings - Herr Seppelt, wie geht dieser Wettkampf aus, falls er überhaupt jemals zu Ende geht?

Seppelt: Ich glaube, das ist eine Neverending Story. So wie es im Straßenverkehr immer Leute geben wird, die bei Rot über die Ampel fahren, wird es immer Feinde des Sports geben. Aber früher hinkten die Dopingbekämpfer meilenweit hinterher, jetzt haben sie den Rückstand schon ein bisschen aufgeholt.

Der Autor
Hajo Seppelt (1963 in Berlin geboren) ist ein deutscher Journalist und Autor. Er gilt als Experte für die Dopingproblematik im deutschen und internationalen Sport und berichtet seit 1997 regelmäßig für alle Anstalten der ARD über sportpolitische Themen.
2014 wurde ein Film von Seppelt mit dem Titel “Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht” in der ARD ausgestrahlt. Darin berichteten Whistleblower über systemisches Doping in Russland in der Leichtathletik und anderen Sportarten. Die Sendung, der kürzere Beiträge in der ARD und dem WDR mit weiteren Belegen folgten, führte zu einem großen, internationalen Medienecho. Die Dokumentation wurde weltweit in vielen Sprachen ausgestrahlt. In der Folge traten mehrere Personen von ihren Ämtern respektive Funktionen in internationalen Sportorganisationen beziehungsweise Anti-Doping-Einrichtungen zurück oder wurden suspendiert.
Eine sogenannte unabhängige Untersuchungskommission der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) führte lange Ermittlungen durch. Auch in den folgenden Jahren waren Seppelts Recherchen immer wieder Anstoß für Ermittlungen beziehungsweise das Einschreiten von Verbänden und Anti-Doping-Agenturen.
 
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