
2005 holte er an der Seite von Dirk Nowitzki die Silbermedaille bei der Basketball-Europameisterschaft, 2008 stand er im Olympia-Aufgebot, und für Würzburg war er sogar mal der beste Punktesammler der Basketball-Bundesliga. Heute lebt Robert Garrett (46) auf Hawaii und hat mit Basketball nur noch in seiner Freizeit zu tun.
Robert Garrett: Das war Demond Greene. Wir haben damals in Würzburg zusammen gespielt. Kontakt haben wir immer noch über die sogenannte "UNO-Gruppe" auf Whatsapp mit Marvin Willouhby, Dirk Nowitzki und Demond.
Garrett: Ja, uns hat mal jemand beim UNO-spielen gefilmt. Seitdem heißt die Gruppe so. Immer, wenn in Basketball–Deutschland was passiert, läuft die Gruppe heiß.
Garrett: Ja, ich habe jedes Spiel geguckt. Eine unglaubliche Leistung der deutschen Mannschaft. Ich finde, sie hätten auch 2022 bei der EM schon Gold holen können statt Bronze. Die Mannschaft ist wirklich super. Und ich konnte meinen amerikanischen Freunden hier mal zeigen, was Teambasketball bedeutet. Der Titel war hochverdient. Es ist schön zu sehen, dass der deutsche Basketball eine neue erfolgreiche Generation nach unserer hat.
Garrett: Ich habe in Ochsenfurt angefangen, Basketball zu spielen, und bin dann zur B-Jugend nach Würzburg gewechselt. Zu Beginn durften wir nur ab und zu bei den Herren mittrainieren, und wir haben oft mit Holger Geschwindner auf dem Seitenkorb trainiert. Dann war ich Teil der "Jungen Wilden" mit Dirk Nowitzki, die 1998 in die Bundesliga aufgestiegen sind. 2002 ging ich nach Frankfurt zum heutigen Bundestrainer Gordon Herbert. 2004 wurden wir dort deutscher Meister und ich zog weiter nach Italien. Das war Chaos pur, mit zwei oder drei Coaches und einer Vereinspleite.
Garrett: Genau, ich war ja schon Nationalspieler und der Bundestrainer Dirk Bauermann bot mir einen Vier-Wochen-Vertrag bei seinem Verein in Bamberg an, den er parallel trainiert hat. Bis Weihnachten bekam ich immer Vier-Wochen-Verträge, dann unterschrieb ich längerfristig.
Garrett: Sobald man das Bamberger Trikot trägt, ist man einer von ihnen. Erst als Bauermann nicht mehr Trainer war, wurde es schwieriger. Was der neue Trainer Chris Fleming gemacht hat, würde man heute als Mobbing bezeichnen. Erst ließ er mich nicht mehr spielen, dann bot er mir an, dass ich den Verein verlassen kann, und im nächsten Training lobte er mich vor der ganzen Mannschaft für meine Einstellung. Immer wenn wir gewonnen hatten, gab er die Interviews im Fernsehen, bei Niederlagen musste ich vor die Kamera. Mittlerweile ist er Co-Trainer in der NBA, dabei war er einer der schlechtesten Trainer, die ich je hatte.
Garrett: Ich wollte nicht mehr spielen nach der Zeit in Bamberg. Der Trainer dort war so link, ich hatte keinen Bock mehr mit 33. Ich war bei Olympia 2008 dabei und hatte alles erreicht. Damals begann der FC Bayern München sein Engagement im Basketball mit Dirk Bauermann als Trainer und den ehemaligen Nationalspielern Steffen Hamann und Demond Greene. Im Oktober hatten sie Verletzungsprobleme und waren auf der Suche nach einem Spieler mit deutschem Pass. Ich war auf dem Weg zum Gardasee, um meine Lizenz als Kite-Surf-Lehrer zu machen. Sie haben mich in der Woche dort so oft angerufen, dass ich noch vor meiner Prüfung abreiste.
Garrett: Bauermann hat mir zugesagt, dass wir weniger trainieren und meine alten Kumpels hatten alle Folgeverträge, aber die waren nur gültig, wenn die Mannschaft den Aufstieg schafft. Und wegen der Regelung in der zweiten Liga, die alle Teams verpflichtet, immer zwei Spieler mit deutschem Pass auf dem Feld zu haben, war ich schon ein wichtiges Puzzlestück für den Aufstieg. Am Ende habe ich sogar Extra-Einheiten für die Athletik gemacht und so viel trainiert wie selten zuvor.

Garrett: Schon zuvor, also nach der Zeit in Bamberg, wollte ich einfach nur raus und bin mit so einem kleinen Campingbus an die Ostsee gefahren und war ein halbes Jahr dort. Die nächsten sieben Sommer habe ich dann dort gelebt und im Winter auf Hawaii oder war viel Skifahren. In Garmisch-Partenkirchen habe ich dabei auch meine Frau kennengelernt. Sie kam zu Beginn mal mit nach Hawaii und kurz vor ihrer geplanten Heimreise entschied sie sich, auch länger zu bleiben.
Garrett: Ja, wir haben uns dann entschieden, hier ein Haus zu kaufen. Meine Frau arbeitet als Immobilienmaklerin. Aber das Gerücht mit der Surf-Schule muss ich mal richtigstellen. Ich weiß nicht, wo das herkommt. Ich habe mit meinem Geld gut gewirtschaftet und mache gar nichts. Ich gehe morgens zum Strand, nachmittags trinke ich Kaffee mit meiner Frau und abends gehe ich ab und zu Basketball spielen.

Garrett: Ich hatte zum Glück immer Leute an meiner Seite, die mir geholfen haben, mein Geld clever anzulegen. Sonst wäre das so nicht möglich. Ich ernte nun die Früchte meiner Arbeit. Wir haben hier zwei Jahre renoviert. Da habe ich teilweise mehr gearbeitet als in meiner Zeit als Basketball-Profi. Ich vermiete hier Wohnungen in Maui und die Mietpreise haben Münchner Niveau.
Garrett: Mit ganz viel Aufwärmen geht es noch. Mit 38 ging es noch ohne Probleme, sogar in Jeanshose auf irgendeinem Freiplatz. Aber nach Covid war es schwierig. Ich habe es damals so schleifen lassen. Ich spiele hier aber in einer supermodernen Halle, die wirklich NBA-Niveau hat und die immer frei zugänglich ist.
Garrett: Meine Frau ist großer USA-Fan, deshalb haben wir die großen Städte natürlich abgearbeitet. Ich war 2022 zur EM in Deutschland, als Dirk Nowitzkis Trikot unter die Hallendecke gezogen wurde. Dieses Jahr ging es leider nicht wegen des Feuers auf Hawaii.
Garrett: Es war nicht die erste Evakuierung, aber dieses Mal waren die Straßen blockiert. Die Flammen waren bis auf 500 Meter an unserem Haus. Wegen des Hurrikans kam das Feuer mit einer Meile pro Minute näher. Da war nicht viel Zeit. Trotzdem hatten wir noch Glück, weil auf der anderen Seite der Insel mehr als 2500 Häuser abgebrannt sind und viele Menschen ums Leben kamen.
Garrett: Wir sind sechs Stunden weg vom Festland, weshalb hier alles länger dauert. Diese Insel ist für so eine Katastrophe nicht gemacht. Es stehen mehr als 1000 verbrannte Autos herum. Viele Bekannte von mir haben ihr Haus verloren, auch Teamkollegen aus meinem Hobbyteam. Die Stimmung hier ist merkwürdig aktuell. Auch mir ging es dabei psychisch nicht gut, als ich die Geschichten von meinem Freunden gehört habe, die teilweise sieben Stunden im Wasser aushalten mussten und sich an einem Boot festhielten.
Garrett: Ich spiele den Ball weiter an den Main-Post-Mitarbeiter Stefan Mantel. Er hat damals viel über uns berichtet und ich habe immer heiße Tennis-Matches gegen ihn gespielt.
Das Interview-Format "Steilpass"
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