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Steilpass
Früher Basketball mit Nowitzki, heute Surfen auf Hawaii: Wie Robert Garrett die Buschfeuer im Sommer erlebte
Der ehemalige Würzburger Basketballer Robert Garrett holte 2005 Silber bei der Europameisterschaft. Bemerkenswert ist, was er nach seiner Karriere gemacht hat.
Der Würzburger Robert Garrett lebt mittlerweile auf Hawaii. Surfen und Kitesurfen gehört zu seinen Hobbys. Mit seiner Frau Sandra hat er dort auch ein Haus und vermietet Wohnungen.
Foto: Robert Garrett | Der Würzburger Robert Garrett lebt mittlerweile auf Hawaii. Surfen und Kitesurfen gehört zu seinen Hobbys. Mit seiner Frau Sandra hat er dort auch ein Haus und vermietet Wohnungen.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:19 Uhr

2005 holte er an der Seite von Dirk Nowitzki die Silbermedaille bei der Basketball-Europameisterschaft, 2008 stand er im Olympia-Aufgebot, und für Würzburg war er sogar mal der beste Punktesammler der Basketball-Bundesliga. Heute lebt Robert Garrett (46) auf Hawaii und hat mit Basketball nur noch in seiner Freizeit zu tun.

Frage: Wer hat Sie angespielt?

Robert Garrett: Das war Demond Greene. Wir haben damals in Würzburg zusammen gespielt. Kontakt haben wir immer noch über die sogenannte "UNO-Gruppe" auf Whatsapp mit Marvin Willouhby, Dirk Nowitzki und Demond.

UNO-Gruppe?

Garrett: Ja, uns hat mal jemand beim UNO-spielen gefilmt. Seitdem heißt die Gruppe so. Immer, wenn in Basketball–Deutschland was passiert, läuft die Gruppe heiß.

Also auch beim Weltmeistertitel der deutschen Basketballer vor kurzem?

Garrett: Ja, ich habe jedes Spiel geguckt. Eine unglaubliche Leistung der deutschen Mannschaft. Ich finde, sie hätten auch 2022 bei der EM schon Gold holen können statt Bronze. Die Mannschaft ist wirklich super. Und ich konnte meinen amerikanischen Freunden hier mal zeigen, was Teambasketball bedeutet. Der Titel war hochverdient. Es ist schön zu sehen, dass der deutsche Basketball eine neue erfolgreiche Generation nach unserer hat.

Wie war Ihr Laufweg?

Garrett: Ich habe in Ochsenfurt angefangen, Basketball zu spielen, und bin dann zur B-Jugend nach Würzburg gewechselt. Zu Beginn durften wir nur ab und zu bei den Herren mittrainieren, und wir haben oft mit Holger Geschwindner auf dem Seitenkorb trainiert. Dann war ich Teil der "Jungen Wilden" mit Dirk Nowitzki, die 1998 in die Bundesliga aufgestiegen sind. 2002 ging ich nach Frankfurt zum heutigen Bundestrainer Gordon Herbert. 2004 wurden wir dort deutscher Meister und ich zog weiter nach Italien. Das war Chaos pur, mit zwei oder drei Coaches und einer Vereinspleite.

Als Nationalspieler waren Sie aber in der Bundesliga noch gefragt.

Garrett: Genau, ich war ja schon Nationalspieler und der Bundestrainer Dirk Bauermann bot mir einen Vier-Wochen-Vertrag bei seinem Verein in Bamberg an, den er parallel trainiert hat. Bis Weihnachten bekam ich immer Vier-Wochen-Verträge, dann unterschrieb ich längerfristig.

Sie blieben sogar für fünf Jahre. Wie hat es Ihnen als Unterfranke in Oberfranken gefallen?

Garrett: Sobald man das Bamberger Trikot trägt, ist man einer von ihnen. Erst als Bauermann nicht mehr Trainer war, wurde es schwieriger. Was der neue Trainer Chris Fleming gemacht hat, würde man heute als Mobbing bezeichnen. Erst ließ er mich nicht mehr spielen, dann bot er mir an, dass ich den Verein verlassen kann, und im nächsten Training lobte er mich vor der ganzen Mannschaft für meine Einstellung. Immer wenn wir gewonnen hatten, gab er die Interviews im Fernsehen, bei Niederlagen musste ich vor die Kamera. Mittlerweile ist er Co-Trainer in der NBA, dabei war er einer der schlechtesten Trainer, die ich je hatte.

Sie beendeten Ihre Karriere, kamen aber dann doch noch mal aufs Feld zurück. Wer hat Sie noch mal überredet?

Garrett: Ich wollte nicht mehr spielen nach der Zeit in Bamberg. Der Trainer dort war so link, ich hatte keinen Bock mehr mit 33. Ich war bei Olympia 2008 dabei und hatte alles erreicht. Damals begann der FC Bayern München sein Engagement im Basketball mit Dirk Bauermann als Trainer und den ehemaligen Nationalspielern Steffen Hamann und Demond Greene. Im Oktober hatten sie Verletzungsprobleme und waren auf der Suche nach einem Spieler mit deutschem Pass. Ich war auf dem Weg zum Gardasee, um meine Lizenz als Kite-Surf-Lehrer zu machen. Sie haben mich in der Woche dort so oft angerufen, dass ich noch vor meiner Prüfung abreiste.

Sie haben sich also von ihren alten Kumpels überreden lassen?

Garrett: Bauermann hat mir zugesagt, dass wir weniger trainieren und meine alten Kumpels hatten alle Folgeverträge, aber die waren nur gültig, wenn die Mannschaft den Aufstieg schafft. Und wegen der Regelung in der zweiten Liga, die alle Teams verpflichtet, immer zwei Spieler mit deutschem Pass auf dem Feld zu haben, war ich schon ein wichtiges Puzzlestück für den Aufstieg. Am Ende habe ich sogar Extra-Einheiten für die Athletik gemacht und so viel trainiert wie selten zuvor.

Robert Garrett ist Kandidat bei der Interview-Serie Steilpass und spielte früher Basketball in Würzburg.
Foto: imago sportfotodienst | Robert Garrett ist Kandidat bei der Interview-Serie Steilpass und spielte früher Basketball in Würzburg.
Und danach wurden Sie dann Kite-Surf-Lehrer?

Garrett: Schon zuvor, also nach der Zeit in Bamberg, wollte ich einfach nur raus und bin mit so einem kleinen Campingbus an die Ostsee gefahren und war ein halbes Jahr dort. Die nächsten sieben Sommer habe ich dann dort gelebt und im Winter auf Hawaii oder war viel Skifahren. In Garmisch-Partenkirchen habe ich dabei auch meine Frau kennengelernt. Sie kam zu Beginn mal mit nach Hawaii und kurz vor ihrer geplanten Heimreise entschied sie sich, auch länger zu bleiben.

Der perfekte Ort für eine Surf-Schule.

Garrett: Ja, wir haben uns dann entschieden, hier ein Haus zu kaufen. Meine Frau arbeitet als Immobilienmaklerin. Aber das Gerücht mit der Surf-Schule muss ich mal richtigstellen. Ich weiß nicht, wo das herkommt. Ich habe mit meinem Geld gut gewirtschaftet und mache gar nichts. Ich gehe morgens zum Strand, nachmittags trinke ich Kaffee mit meiner Frau und abends gehe ich ab und zu Basketball spielen.

Robert Garrett lebt mittlerweile in Maui auf Hawaii im absoluten Surfer-Paradies.
Foto: Robert Garrett | Robert Garrett lebt mittlerweile in Maui auf Hawaii im absoluten Surfer-Paradies.
Das klingt sehr entspannt. Sie müssen wirklich gut gewirtschaftet haben.

Garrett: Ich hatte zum Glück immer Leute an meiner Seite, die mir geholfen haben, mein Geld clever anzulegen. Sonst wäre das so nicht möglich. Ich ernte nun die Früchte meiner Arbeit. Wir haben hier zwei Jahre renoviert. Da habe ich teilweise mehr gearbeitet als in meiner Zeit als Basketball-Profi. Ich vermiete hier Wohnungen in Maui und die Mietpreise haben Münchner Niveau.

Können Sie noch einen Basketball dunken?

Garrett: Mit ganz viel Aufwärmen geht es noch. Mit 38 ging es noch ohne Probleme, sogar in Jeanshose auf irgendeinem Freiplatz. Aber nach Covid war es schwierig. Ich habe es damals so schleifen lassen. Ich spiele hier aber in einer supermodernen Halle, die wirklich NBA-Niveau hat und die immer frei zugänglich ist.

Kommen Sie dann noch häufig nach Deutschland oder überhaupt in die USA aufs Festland?

Garrett: Meine Frau ist großer USA-Fan, deshalb haben wir die großen Städte natürlich abgearbeitet. Ich war 2022 zur EM in Deutschland, als Dirk Nowitzkis Trikot unter die Hallendecke gezogen wurde. Dieses Jahr ging es leider nicht wegen des Feuers auf Hawaii.

Sie wurden damals auch evakuiert und die Flammen waren nicht weit weg von Ihrem Haus.

Garrett: Es war nicht die erste Evakuierung, aber dieses Mal waren die Straßen blockiert. Die Flammen waren bis auf 500 Meter an unserem Haus. Wegen des Hurrikans kam das Feuer mit einer Meile pro Minute näher. Da war nicht viel Zeit. Trotzdem hatten wir noch Glück, weil auf der anderen Seite der Insel mehr als 2500 Häuser abgebrannt sind und viele Menschen ums Leben kamen.

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Läuft jetzt der Wiederaufbau auf der Insel?

Garrett: Wir sind sechs Stunden weg vom Festland, weshalb hier alles länger dauert. Diese Insel ist für so eine Katastrophe nicht gemacht. Es stehen mehr als 1000 verbrannte Autos herum. Viele Bekannte von mir haben ihr Haus verloren, auch Teamkollegen aus meinem Hobbyteam. Die Stimmung hier ist merkwürdig aktuell. Auch mir ging es dabei psychisch nicht gut, als ich die Geschichten von meinem Freunden gehört habe, die teilweise sieben Stunden im Wasser aushalten mussten und sich an einem Boot festhielten.

Wen spielen Sie an?

Garrett: Ich spiele den Ball weiter an den Main-Post-Mitarbeiter Stefan Mantel. Er hat damals viel über uns berichtet und ich habe immer heiße Tennis-Matches gegen ihn gespielt.

Das Interview-Format "Steilpass"

In unserem Interview-Format "Steilpass" übernehmen die Interviewten die Regie. Am Ende des Gespräches dürfen sie entscheiden, wer als Nächstes an der Reihe ist, von uns befragt zu werden – sie spielen also den nächsten Protagonisten oder die nächste Protagonistin an.
Quelle: cam

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