Schon seit Jahrzehnten sorgt das Mainfranken Theater in Würzburg für Furore. Grund ist die millionenschwere Sanierung des größten Theaters in Unterfranken. Standen anfangs noch geschätzte Kosten von rund 20 Millionen Euro im Raum, so belaufen sich die aktuellen Kosten auf über 103 Millionen Euro – Tendenz steigend.
Und die schlechten Nachrichten hören nicht auf: Vor Kurzem sorgte der Architekt des Großprojekts für einen Paukenschlag. Aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten, in denen sich die Planerfirma befindet, kündigte sie den Vertrag. Für das Mainfranken Theater hat das gravierende Folgen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Theater und dem Stand der Sanierung:
Seit wann gibt es das Mainfranken Theater in Würzburg?
Nachdem das alte Theater, das sich an der heutigen Ecke Theaterstraße/Kardinal-Faulhaber-Platz befand, beim Bombenangriff am 16. März 1945 zerstört worden war, wurden wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg die Rufe nach einem neuen Theater in der Stadt laut. Der Stadtrat beschloss am 5. Mai 1958 wieder ein städtisches Theater zu errichten. Doch bis zum Bau eines neuen Hauses waren einige Hürden zu überwinden.
Zunächst musste ein Bauplatz gefunden werden. Vom alten Theater war nur noch eine Ruine übrig, der alte Standort musste der städtebaulichen Neuordnung Platz machen. Angangs wurde ein Kulturzentrum zwischen Hofstraße und Residenzplatz diskutiert. Lange dachte man auch an das Harmoniegebäude, die spätere Städtische Galerie, in der Hofstraße. Nachdem auch das Rosenbachpalais nicht infrage kam, rückte als Bauplatz der Alte Bahnhof in den Mittelpunkt der Überlegungen.
Schließlich entschied sich der Stadtrat einstimmig für diesen Standort und bestimmte, dass hier ein Theaterbau mit etwa 750 Plätzen entstehen soll. Der erste Spatenstich fand am 25. Mai 1962 statt, Richtfest war Ende 1964. Am 4. Dezember 1966 wurde das neue Theater feierlich eröffnet. 1999 wurde das Stadttheater in Mainfranken Theater umbenannt.
Warum wird das Mainfranken Theater saniert?
Das Bestandsgebäude des Mainfranken Theaters stammt aus dem Jahr 1966. Die Sanierung und Erweiterung des in die Jahre gekommenen Hauses sei zwingend notwendig geworden, um "die Anforderungen an einen wirtschaftlichen, sicheren und zeitgemäßen Spielbetrieb für die nächsten Jahrzehnte zu erfüllen", heißt es auf der Webseite des Theaters.
Jahrelang wurde über die Sanierung oder einen Abriss des Theaters diskutiert. Mal hieß es, dass die Sanierung auch im laufenden Betrieb zu machen sei, mal wurde die umgebaute Frankenhalle in der Veitshöchheimer Straße als Ausweichspielstätte für die Zeit der Sanierung diskutiert. Doch der Umbau der Frankenhalle sollte Kosten von etwa 20 Millionen Euro verursachen und wurde deshalb scharf kritisiert. Im Mai 2013 wurden diese Pläne vom Stadtrat verworfen.
2019 verkündeten Dirk Terwey, Geschäftsführender Direktor des Mainfranken Theaters, und Intendant Markus Trabusch, dass sie auf dem Gelände der Firma va-Q-tec eine Ausweichspielstätte gefunden hätten. Seit der Spielzeit 2020/21 finden dort in der "Theaterfabrik Blaue Halle" übergangsweise große Produktionen wie Oper oder Ballett mit Orchester statt.
Was genau wird saniert?
Der eingeschossige Eingangsbereich des Mainfranken Theaters wurde abgerissen. An seiner Stelle entstand ein neuer Kopfbau, in dem neben einem von außen einsehbaren Ballettsaal, Probebühnen im Untergeschoss und anderen Nutzungen, auch eine neue zweite Spielstätte mit 330 Zuschauerplätzen unterbracht ist. Diese soll als eine der Ersatzspielstätten dienen, während das Haupthaus, das an den Kopfbau angrenzt, mit dem großen Saal und einem erweiterten Orchestergraben saniert wird.
Das Bestandsgebäude wird bis zur Tiefgarage hin verlängert und aufgestockt. Künftig wird es dort außerdem einen Orchester-Probenraum geben und es werden neue Werkstattbereiche für die Kostümabteilung und Maske geschaffen.
Was ist der aktuelle Stand der Sanierung?
2018 wurde mit der Sanierung begonnen. Ersten Planungen nach sollte der Neubau bereits im Winter 2020 fertig gestellt werden. Im Herbst 2022 sollte dann der Altbestand saniert und erweitert sein. Mehrmals wurde das Ende der Bauarbeiten in den vergangenen Jahren nach hinten verschoben. Gründe dafür waren laut dem Geschäftsführender Direktor Dirk Terwey unter anderem gestörte Bauabläufe und "inaktzeptable Unschärfen in der Terminplanung". Anfang Mai dieses Jahres verkündete Terwey dann den "Worst Case": Das Architektenbüro PFP Planungs GmbH trennt sich vom Mainfranken Theater. Grund seien wirtschaftliche Schwierigkeiten, in denen sich das Büro befinde.
Für das Mainfranken Theater hat das gravierende Folgen: Die Sanierung des Bestandsgebäudes wird sich voraussichtlich bis in das Jahr 2026 verzögern. Das Kopfgebäude soll immerhin Ende dieses Jahres eröffnet werden. Die zwingend erforderlichen Teilleistungen bis zur voraussichtlichen Eröffnung des Theaterneubaus und dem Abschluss des Rohbaus der Sanierung des Bestandsgebäudes bis Ende des Jahres werde PFP jedoch noch erbringen.
Nach aktuellem Stand soll nun bis Anfang Juni die eigentliche Bautätigkeit im Kopfgebäude abgeschlossen sein. Folgen sollen dann Restmontagen der Ausbaugewerke, so zum Beispiel die finale Montage der Einbauten für Theaterkasse, Garderobe oder Gastronomie. Parallel dazu werden Heizung, Lüftung und Aufzüge in Betrieb genommen sowie Mängel beseitigt.
Wer ist für die Sanierung zuständig?
Bauherr ist die Stadt Würzburg. Für die Planung beauftragt wurde im Jahr 2016 das Hamburger Büro PFP Planungs GmbH. Da sich dieses nun vom Auftrag am Mainfranken Theater trennt, muss ein neuer Architekt gefunden werden. Dieser Bauauftrag muss nun europaweit ausgeschrieben werden.
Ein besonders harter Einschnitt: Dirk Terwey erwartet einen etwa einjährigen Baustillstand nach Abschluss des Rohbaus Ende des Jahres. Ein neuer Objektplaner müsse sich erst in die komplexe Aufgabenstellung einarbeiten. Weitere Vergabeverfahren - wie zum Beispiel für Maler- oder Elektro-Arbeiten - können so erst im Anschluss daran mit dem neuen Architekten umgesetzt werden.
Wie ist es rechtlich möglich, dass der Architekt abspringt?
Das ist nur möglich, weil sich die Architektenfirma in einen Sanierungsprozess in Eigenverwaltung begeben hat. "Das ist genau das, was die Insolvenzordnung vorsieht", erklärt der Würzburger Fachanwalt für Insolvenzrecht, Markus Schädler. "Das Ziel vom Gesetzgeber ist ja insbesondere, dass man sanierungsfähige Unternehmen saniert und nicht zerschlagen muss." Das Unternehmen habe nun die Möglichkeit, sich von wirtschaftlich defizitären Verträgen zu trennen, Altlasten loszuwerden und den Rest des Unternehmens zu erhalten.
Mit welchen Kosten wurde geplant und wo liegen die Kosten nun?
Die Sanierung und Finanzierung des Mainfranken Theaters gehört schon lange zu den großen Diskussionsthemen in der Würzburger Kommunalpolitik. Ein Rückblick:
Die Würzburger Stadträte staunten gewaltig, als bei einer Sondersitzung des Stadtrats im Dezember 2013 die Architektenfirma PFP über die Kostenschätzung für die Sanierung berichtete. Ausgangspunkt waren zunächst (Stand März 2012) 21,95 Millionen Euro. Nach einer Überarbeitung der Pläne stieg dieser Betrag bis Januar 2013 auf 42,6 Millionen, um sich dann bis März 2013 auf 46,8 Millionen zu erhöhen. Nach einer erneuten Überarbeitung durch das Architekturbüro sanken die Sanierungskosten zunächst auf 45,7 Millionen und lagen im April 2013 bei 40,5 Millionen Euro.
Bei Baubeginn im Frühjahr 2018 lagen die geschätzten Kosten für die Sanierung bereits bei 65 Millionen Euro. Im Juli wurden sie auf 68,9 Millionen Euro nach oben korrigiert, Grund waren unter anderem Zusatzkosten für die Klimatechnik im neuen Kopfbau. Noch im selben Jahr stiegen die Kosten auf 71,65 Millionen Euro, dieser Betrag wurde schließlich vom Stadtrat beschlossen. "Dies war das vertragliche 'Preisschild' und diese Summe ist die Benchmark beziehungsweise der fachlich korrekte Ausgangspunkt für alle Vergleiche in Bezug auf die Kostensteigerungen", sagt Terwey.
Zwei Jahre später, im September 2020, dann die bittere Pille: Kulturreferent Achim Könneke eröffnete den Mitgliedern des Werkausschusses Mainfrankentheater, dass sich die Sanierungskosten des Theaters von den ursprünglich beschlossenen 71,65 Millionen Euro auf 85 Millionen Euro erhöhen. Ein Grund war unter anderem die nicht vorhersehbare Entfernung der Überreste des alten Ludwigsbahnhofs. Auch habe man im Rahmen der Baugenehmigung die Fluchtwege-Situation im Großen Haus überarbeiten müssen. "Da hatten sich die Richtlinien geändert", sagte Dirk Terwey damals.
Im Mai 2021 stiegen die Kosten abermals gewaltig in die Höhe: auf 96,5 Millionen Euro. Im Bauablauf habe sich gezeigt, dass die vorgelegte Planung den vertraglich zugesicherten Kostenrahmen nicht vollständig abdecken würde, erläuterte Terwey. Nur vier Monate später dann die nächste Hiobsbotschaft: Die Kosten überstiegen die Grenze von 100 Millionen Euro. Terwey rechnete mit Gesamtkosten von 103 Millionen Euro.
Doch das wird nicht das Ende sein. Durch den Absprung des Architekten rechnet Terwey mit einem weiteren Kostensprung. Genaue Zahlen konnte er gegenüber dieser Redaktion jedoch noch nicht nennen.
Welche Auswirkungen haben die Kostensteigerungen auf die Förderung?
Das Mainfranken Theater wird Staatstheater. Im November 2019 besiegelten der damalige bayerische Kultusminister Bernd Sibler und Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt mit ihren Unterschriften das zugehörige Eckpunktepapier.
Von der ursprünglichen Gesamtsumme von 71,65 Millionen Euro sind 67 Millionen zuwendungsfähig. Hier liegt die Förderung durch den Freistaat bei 75 Prozent, also etwa 50,3 Millionen Euro. Abgerechnet werde aber erst final nach Abschluss der Baumaßnahme, erklärt Terwey: "Inwieweit die folgenden Kostensteigerungen durch eine Förderung aufgefangen werden, lässt sich heute nicht sagen." So würden beispielsweise Kostenentwicklungen durch mangelhafte Planung nicht von der Förderung durch den Freistaat erfasst.
Der städtische Förderanteil liege kalkuliert bei derzeit 37,4 Millionen Euro – bezogen auf den derzeitigen Projektrahmen von 103 Millionen Euro im laufenden Wirtschaftsplan. Neben der Stadt Würzburg fördern derzeit noch der Bezirk Unterfranken mit fünf Millionen Euro und der Landkreis Würzburg mit einer Million Euro. "Darüber hinaus unterstützt die Sparkassenstiftung", sagt Terwey. "Und wir hoffen auf ein weiter großes Engagement der Bürgerschaft in den kommenden Jahren."
Ohne möchte ich nicht leben.
Mal gucken ob es in Schweinfurt besser läuft!
Da redet man von Summen , welche auf Dauer nicht mal mehr die Verwaltungskosten und den Bürokratieaufwand decken .
Aber bei den Missständen und den Fehlplanungen beim Theaterbau hört man keinen
Stadtrat , keinen verantwortlichen Bürgermeister und kein Politiker ist dafür zuständig.
Sind aber alles Steuergelder aber kein Thema für den Klimawandel also interessiert
es die " Grünen " , usw. auch nicht .
Wieviel Parkhäuser hätte man hier bauen können , ein vernünftiges Park + Ride System
und eine wirklich gute Busanbindung und dies über Jahre finanziert .
Die Eintrittsgelder decken maximal 50% der laufenden Kosten, den Rest zahlen Sie und ich! Das sollte man nicht vergessen, wenn man über die 150(wenn's reicht) Millionen nachdenkt, wenn der Kasten 2026(??) mal in Betrieb geht. Es ist ein Wahnsinn.
Altes Theater abreißen und Parkaus hin stellen; Die alte Schule ein paar Straßen weiter abreißen und neues Theater hin; danach Residenzplatz autofrei machen.
Ich schätze man hätte jetzt von den 103 Mio noch locker 30 - 40 Mio übrig.
...leider auch nichts mehr...
Die Bürgerschaft zahlt es doch sowieso! Ob sie will oder nicht. Alles Steuergelder des kleinen Arbeiters.