Erst im Mai dieses Jahres hatte Dirk Terwey, Geschäftsführender Direktor des Mainfranken Theaters Würzburg, über eine Kostensteigerung um 11,5 Millionen Euro bei der Sanierung des künftigen Staatstheaters informiert, nun muss er den Mitgliedern des Theater-Werkausschusses des Würzburger Stadtrates in der Sitzung an diesem Donnerstag erneut schlechte Nachrichten überbringen: Die Kosten schießen abermals in die Höhe und übersteigen jetzt die Grenze von 100 Millionen Euro. Terwey rechnet inzwischen mit Gesamtkosten von 103 Millionen Euro – im Mai war noch von 96,5 Millionen die Rede gewesen.
Doch damit nicht genug: Auch der Zeitplan gerät wieder ins Rutschen. Die Sanierung des Theater-Kopfgebäudes, das eigentlich in diesem Herbst eröffnet werden sollte und die neue Spielstätte für das Schauspiel ist, wird sich voraussichtlich bis ins Frühjahr des nächsten Jahres ziehen.
Terwey: Unrealistische Kostenberechnungen der Architekten
Gegenüber der Redaktion äußert sich Terwey bestürzt über die enorme Kostensteigerung: "Im Verlauf der Planungs- und Baustellenabwicklung zeigte sich, dass sich der ohnehin schon sehr negative Trend der Kostenentwicklung noch einmal drastisch verändert hat."
Die Gründe dafür seien weitere deutliche Kostensteigerungen in den Rohbauarbeiten der Bestandssanierung sowie in der gesamten Bauausführung des Kopfbaus. Außerdem habe es wiederholt enorme Sprünge bei den Schätzwerten anstehender Auftragsvergaben und Mehrkostenforderungen von Firmen gegeben, die mit dem entstandenen Zeitverzug beim Bau zusammenhängen.
Wie auch schon bei einer früheren Erhöhung des Finanzrahmens seien diese Kostensteigerungen vor allem in den Hochbaugewerken entstanden. Für Terwey steht fest: "Die Kostenberechnung der Architekten entspricht nicht der Realität der tatsächlichen Kostenentwicklung."
Die Planung liegt bei den Architekten des Hamburger Büros PFP Planungs GmbH. Zu einem Gespräch mit dieser Redaktion war das Büro nicht bereit.
Leistung der Architekten werde nicht erbracht
Die aktuelle Kostenberechnung von 103 Millionen besteht laut Terwey aus den bereits bekannten Kosten sowie einer Prognose für vermutete weitere Kostensteigerungen. Jedoch: "Jede zukünftig weiterhin mögliche Unwägbarkeit kann hierdurch nicht abgebildet werden." Eine Versicherung, dass die Kosten in diesem Rahmen bleiben werden, könne er also nicht geben.
Kostenberechnung und -prognose würden derzeit ausschließlich durch den Bauherrn, also das Mainfranken Theater, erstellt, "obwohl dies eigentlich eine vertraglich geschuldete Leistung der Architekten wäre, die aber von diesen schlichtweg nicht erbracht wird", so der Geschäftsführende Direktor. Zusätzlich dokumentiere das Theater die Ursachen der Kostenentwicklung "nach dem Verursacherprinzip" – als Grundlage für "weitere mögliche Rechtsansprüche".
Wer kommt nun für die Mehrkosten auf?
Damit deutet sich bereits an, dass es wohl eine juristische Auseinandersetzung um die Frage geben könnte, wer am Ende die Mehrkosten zu tragen hat. Sollte es sich in der Tat um Planungsfehler handeln, sind diese Mehrkosten nicht förderfähig. Dann würde der Finanzierungsanteil der Stadt entsprechend steigen - von 19,4 Millionen auf 37,4 Millionen Euro. Wolle die Stadt dieses Geld zurück haben und ergebe die Prüfung in der Tat Fehler in den Berechnungen der Planer, müsse die Stadt wohl den Weg der Zivilklage gegen die Planer beschreiten, so Terwey.
Dass auch der Zeitplan nicht eingehalten werden kann, bestürzt Terwey sehr. "Das ist für das Haus ein Skandal", sagt er. "Wir kämpfen um jeden Tag." In Abwandlung einer gängigen Redewendung wolle er nun mit einem "Augen auf und durch"-Motto weitermachen. Denn: "Wir wollen natürlich alle, dass das Theater so schnell wie möglich fertig wird."
Mit der Sanierung und Erweiterung des Mainfranken Theaters wurde im August 2018 begonnen. Ab 2024 soll es als Staatstheater zur Profilierung des Kulturstandortes Würzburg beitragen.
Hätte jetzt auch nicht mehr gekostet.
Tiefgaragen wären eine Option.
Wann begreift man endlich, dass die Zeit dieser steuergeldverschlingenden "Dinosauriere" vorbei ist!?
Die waren immer absolut auf Kante genäht!!
Ich bin heute IT-Spezialist, und war mal für Telefontechnik zuständig.
Geboren wurde ich 1962. Ich habe 1978 bei Siemens, damals noch in Heidingsfeld, meinen Job gelernt. Nach meinem Studium habe ich 1989 bei dieser Firma weiter gearbeitet.
In den frühen 90er Jahren habe ich persönlich einen der ersten Primärmultiplex-(ISDN)-Telefon-Anschlüsse Deutschlands für die damalige Main-Presse Richterdruck in einer langen nächtlichen Aktion in Betrieb genommen. Etwa zur gleichen Zeit hatte ich den Auftrag, im Stadt-Theater die Amts-Berechtigung eines Telefonanschlusses zu ändern.
Man hat mich zur Telefonanlage geführt, und ich stand vor einem Ding, das aussah, wie ein Tresor. Dieses Teil war damals schon 5 bis zehn Jahre älter, als ich selbst!
Ich hatte viel Ahnung, aber sowas hatte ich noch nie gesehen...
Wir mussten da Rentner reaktivieren, um uns zu helfen...
1. Gebäude bis in die 1950er Jahre kann man gut sanieren. Siehe Mozartschule.
Gebäude ab den 1960er Jahren kann man nicht mehr sanieren. Warum? Weil sich die Bauweise von da bis heute völlig verändert hat: Statt massiven Ziegelwänden, Kalkputz, mineral. Farben & Holz kommt seitdem bis heute ein Mix von unendlich vielen industriellen Baustoffen, die allesamt nicht langlebig sind, dazu Wärmedämmung an den Wänden, mit Schimmel- & Algenbildung. Eine Sanierung dieser Gebäude gleicht einer Sanierung eines durchgerosteten Autos: je mehr ans Tageslicht kommt, desto schlimmeres kommt zum Vorschein. Und dann kommt neuer Wein in alte Schläuche (Matth. 9, 17) Bauherrn, Architekten und die fromme Stadt WÜ sollten mal die Bibel lesen.
2. Architekten machen für solche Projekte keine Kostenberechnungen sondern Schönrechnungen, weil sie den Auftrag wollen.
Wie lange noch sind die Bauherren der öffentl. Hand zu Punkt 1 so ahnungslos und zu Punkt 2 so blauäugig?
Wie immer nicht anonym, sondern mfG
Heinrich Jüstel
Ohne Ihnen zu nahetreten zu wollen: Diesen Satz habe ich zehn mal gelesen und nicht ein einziges Mal verstanden!
Hätte die Stadt das Theater in private Hände unter Aufsicht eines Würzburger Architekten gegeben, wäre alles anders gekommen. Die auswärtigen Architekten sind weg, die sieht man hier nicht mehr, die kann man nicht ansprechen auf ihren Pfusch. Einen einheimischen könnte man.
Für ein Theater? Für ein paar wenige Zuschauer die sich hier irgendwelche Aufführungen anschauen? Wie hoch werden die laufenden Kosten pro Jahr dann sein?
Und all das muss die Allgemeinheit zahlen.