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Würzburg
Nach Hiobsbotschaft für das Würzburger Mainfranken Theater: Warum der abgesprungene Architekt erleichtert ist
Der Architekt trennt sich vom Mainfranken Theater. Während sich das Theater bestürzt zeigt, scheint die Freude beim Architekten groß zu sein. Wie er den Bruch sieht.
Das neue Kopfgebäude des Mainfranken Theaters vom Kardinal-Faulhaber-Platz aus. Im Herbst dieses Jahres soll es eröffnen - die Sanierung des Rests des Theaters zieht sich wohl bis ins Jahr 2026.
Foto: Johannes Kiefer | Das neue Kopfgebäude des Mainfranken Theaters vom Kardinal-Faulhaber-Platz aus. Im Herbst dieses Jahres soll es eröffnen - die Sanierung des Rests des Theaters zieht sich wohl bis ins Jahr 2026.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:30 Uhr

"Ich bin so erleichtert, das ganze Büro fühlt sich befreit", mit diesen Worten meldet sich Detlef Junkers bei dieser Redaktion. Er ist Geschäftsführer der Hamburger PFP Planungs GmbH, die 2017 von der Stadt Würzburg den Planungsauftrag für die Sanierung des Mainfranken Theaters in Würzburg erhielt.

Wie bereits berichtet, wird dieser Vertrag nun vom Bauherrn und Architekten zum Ende dieses Jahres vorzeitig beendet werden. Der Grund für das plötzliche Ende: PFP steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die Gesellschaft führt seit Kurzem einen gerichtlich angeordneten Sanierungsprozess in Eigenverwaltung durch, hatte Dirk Terwey, Geschäftsführender Direktor des Mainfranken Theaters, im Gespräch mit dieser Redaktion berichtet. Das bestätigte nun auch das Planungsbüro auf Anfrage der Redaktion. Damit wird die PFP Planungs GmbH die Sanierung des Mainfranken Theaters nicht mehr zu Ende bringen. Der Bauherr, also die Stadt, muss sich einen neuen Architekten suchen.

Planungsbüro zeigt sich erleichtert

Während sich Terwey bestürzt zeigt und diese Nachricht als "Worst Case" bezeichnet, sieht es beim Hamburger Planungsbüro ganz anders aus. "PFP sieht die aktuelle Entwicklung sehr positiv und ist erleichtert, dass nun die belastende Planungs- und Betreuungsphase finalisiert wurde", sagt Junkers.

"Ein mittelständisches Unternehmen wie wir, kann ohne die richtige finanzielle Ausstattung solch ein Projekt nicht mehr weiterführen."
Detlef Junkers, Geschäftsführer der PFP Planungs GmbH

Der Vertrag von 2017 mit dem Theater sei für das Büro nicht mehr finanziell tragfähig gewesen. Deshalb habe PFP eine Beendigung der Zusammenarbeit "bewusst forciert" und "zur Gesundung des eigenen Büros, zur Sicherung der Arbeitsplätze und zur Sicherstellung der Weiterführung aller anderen aktuellen PFP-Planungsprojekte ein eigenverwaltetes Sanierungskonzept bis Ende Juni beantragt."

"Ein mittelständisches Unternehmen wie wir, kann ohne die richtige finanzielle Ausstattung solch ein Projekt nicht mehr weiterführen", erklärt Junkers im Gespräch mit der Redaktion. Die Probleme bei der Planung seien größer geworden, "für die Bewältigung braucht man Atem, den haben wir nicht mehr." So habe sich im Bestandsgebäude gezeigt, dass dieses "viel maroder" sei als anfangs angenommen. Es gebe zwar Reserven, doch "bevor wir diese bürogefährdend aufbrauchen, machen wir lieber einen Cut".

Gravierende Folgen für das Mainfranken Theater

Für das Mainfranken Theater hat diese Entscheidung gravierende Folgen: Die Sanierung des künftigen Staatstheaters wird zumindest für das Bestandsgebäude voraussichtlich zwei Jahre länger dauern als bislang vorgesehen und soll nun erst im Jahr 2026 fertig gestellt werden. Und auch die Kosten werden erneut steigen. Konkrete Zahlen wollte Terwey gegenüber der Redaktion jedoch noch nicht nennen.

"Wir haben den richtigen Moment finden müssen und der Bauherr hat auf die Situation reagieren müssen", erklärt Junkers. Die zwingend erforderlichen Teilleistungen bis zur voraussichtlichen Eröffnung des Theaterneubaus für das Kleine Haus im Herbst und dem Abschluss des Rohbaus der Sanierung des Bestandsgebäudes bis Ende des Jahres werde PFP jedoch noch erbringen.

 
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Kommentare
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  • fw@widdi.de
    was ich hier nicht verstehe: die meisten Kommentare hier:

    beleidigend und viel Nichtwissen um öffentliche Ausschreibungen.

    ja - es wurden Fehler gemacht... aber die sehe ich beim Lesen jetzt eher bei Würzburg zu verantworten....
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Dillantentissmus (falls es diesen Begriff überhaupt gibt) auf beiden = allen Seiten!!
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  • robertkremling@web.de
    An der ganzen Situation sind die Stadträte/-rätinnen schuld, die die sinnlose Sanierung des Gebäudes damals beschlossen haben. Sie hatten alle keine Ahnung von Renovierungen und Wirtschaftlichkeit. Bei einer Führung unmittelbar vor den Diskussionen um die Renovierung gaben die Mehrheit der Teilnehmer dem damaligen Geschäftsführer, Herrn Heubisch (?), zu bedenken, dass die damals veranschlagten 12 - 20.000 € bei diesem Gebäudezustand und den erforderlichen Arbeiten nie reichen werden. Es wurde ein Neubau auf einem Teil des Mozartareals vorgeschlagen. Herr H. und ein damaliger Stadtrat meinte, wer die nötigen etwa 60.000 € für einen Neubau aufbringen solle? Hätte der damalige Stadtrat auf uns "einfachen Leuten mit klarem Menschenverstand" gehört, stünde bereits ein neues Theater und die Stadt hätte die alte Immobilie an einen Investor jetzt verkaufen können.
    Die befürworteten Stadträte/innen von damals sollten "mal in sich gehen", welche Falschentscheidung sie getroffen haben.
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  • robertkremling@web.de
    Hier sind mir ein paar 000 abhanden gekommen. Es waren selbstverständlich Millionen € gemeint gewesen.
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  • Zugut
    Bei dieser Bausumme und einer derartig absehbaren Verschwendung der Mittel, die an Veruntreuung grenzt, da offenbar jeder Sachverstand fehlte, wäre konkrete öffentliche Namensnennung der Entscheider von damals mehr als angebracht. Um in Zukunft weitere UnTaten per Wshlzettel wenigstens verhindern zu können. Dieser Provinzprotzbau auf Spuren des unsäglichen BER empört zutiefst. Weitere Untaten folgen: Kickers RegionalligaStadion im Grossformat, Multifunktionshalle mit downsizenden PrivatInvestoren (Stadtzuschuss bleibt gleich), etc etc.
    Aber halt! Die Stadt spart ja: am Käppele, unserem RokkokoKleinod. Da gibts nur noch 150 tds Zuschusd, verteilt auf 5 lange Jahre. Wenigstens die DixiToilette ist damit also bezahlt. Hoffentlich!
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  • letsgo101
    @Mainheini , ja die Kosten richten sich nach dem Auftrag den man bekommt/annimmt. Doch scheint es beim Theater sich um erschwerte Aufträge zu handeln. Wenn man aus einem alten Bau einen neuen machen soll dann treten schon einmal ungeahnte Überraschungen zu Tage. So wie es sich darstellt ist mit dem Fundament (Altbau) diese Überraschung aufgetreten. Wenn es hier zu Komplikationen kommt dann haftet auch der Architekt und dieser muß dann auch seine Gewährleistung überdenken. Ich glaube das so ein Fall hier eingetreten ist. Sieht man sich die Homepage der Architekten einmal an so sind diese ja nicht gerade unerfahren in solchen Baugrößen. Doch der Unterschied ist ob ich so etwas als Neubau plane und ausführe oder ob es, wie in Würzburg, ein Altbau ist ! Wenn das Theater neu gebaut worden wäre, wäre es auch nicht teurer gekommen wie jetzt die Altbausanierung !
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Wie jetzt? Warum bis zum Jahresende noch mit diesem Architekten "rumspielen"? Ich fühle mich übrigens auch "befreit" - und zwar von meinem Steuergeld, welches wieder mal freudig aus dem Fenster geworfen wird! 😪
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  • fredee
    Bleibt nur zu hoffen, dass der Name der Hamburger PFP Planungs GmbH und vor allem der von Detlef Junkers in Zukunft mit seinem unverantwortlichen und ausschließlich gewinnorienterten Handeln zu Lasten der Würzburger Steuerzahler verbunden sein wird.

    Kurz gesagt: Detlef Junkers = Abzocke. Vorsicht!
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  • rasputin32
    Es wäre ja auch mal interessant zu erfahren, wieviel Geld die Firma eingesteckt hat und was die Stadt als Regress fordert.
    Terwey hat die Situation bedauert und der Firma alles Gute und einen erfolgreichen Sanierungsprozess gewünscht .
    Soll das damit erledigt sein ?
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  • Laeufer61
    Wird bei einem Auftrag...

    ...in dieser Dimension eigentlich ein "Portfolio" des Architekturbüros verlangt, aus dem erfolgreich abgeschlossene und finanzierte Bau-Planungen dokumentiert sind?
    Oder geht eine Auftragsvergabe tatsächlich nur nach dem günstigsten Angebot?
    (Dann könnte sich ja jedes Architekturbüro erst mal so einen fetten Auftrag angeln und nach kurzer Zeit feststellen das - Zitat: "Der Vertrag ... sei für das Büro nicht mehr finanziell tragfähig ..." Schon ist man selbst saniert 😒)

    Kann hier die MP-Redaktion noch genauer nachhaken?
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  • stotch
    Ja, wird es. Einfach mal Vergabeverordnung bzw. VgV-Verfahren googeln.
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  • klecki
    Es ist bezeichnend für das vorgeschriebene Vergabesystem.
    Der Billigste ist oft nicht der Preisgünstigte zum Schluss.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Elbphilharmonie ist anscheinend überall...
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  • fredee
    Unglaublich!
    Und das "mittelständische Unternehmen" hat nicht mal ein schlechtes Gewissen, den Auftrag angeommen zu haben. Nach dem Motto: "Hurra, das Geld haben wir kassiert und jetzt sind wir frei!"
    Es stellt sich natürlich auch die Frage, warum die Stadt einer solch unseriösen Firma den Auftrag gegeben hat. Auf jeden Fall muss dies juristisch geprüft werden und der Schaden darf nicht allein am Steuerzahler hängen bleiben.
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  • holle4es
    Damit disqualifiziert sich der Architekt vollends. Weil sie den Aufwand unterschätzten, konnten sie das billigste Angebot abgeben. Jetzt sehen sie, dass es eng wird und springen ab. Ich hoffe die Firma kommt heil aus der Insolvenz, damit die Stadt da noch Schadenersatz einklagen kann. Ungeheuerlich.
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  • Belph
    Ich fände es gut wenn die MP dazu mehr Hintergründe erläutern würde, z.B. inwiefern der Rückzug von PFP eigentlich rechtlich möglich ist und warum der Steuerzahler wieder mal der Depp ist. Diesen Eindruck hat man zumindest. Rechte und Pflichten - dachte ich - gelten auch für die Privatwirtschaft.
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  • matthiasr
    😂🤣😂🤣😂🤣😂

    Ne oder????

    Das grenzt ja schon an Vorsatz und Betrug!

    Hatte der Architekt keine Ahnung was er da plant?

    Unglaublich!

    Wenn die Stadt da nicht auf Schadensersatz klagt ist das ja irgend was wie Veruntreuung von städtischen Vermögen 🤦‍♀️

    Kannst Du Dir echt nicht ausdenken!
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  • gaugruzi@web.de
    Das Architektenbüro zieht sich zurück, bevor es ein finanzielles Desaster erlebt. Dieses erlebt dann die Stadt Würzburg ! Und aufgepasst: Auch wenn es die Stadtkämmerei am Ende bezahlt, es sind immer noch Steuergelder !!! Ich habe schon vor einiger Zeit getippt, dass es deutlich mehr als 100 Mio kosten wird ! Nur zur Orientierung: Das neue Freiburger Fussballstadtion kostet ca. 75 Mio Euro + Infrastruktur und es gehen ca. 34000 Zuschauer rein !!!
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  • mcallen@t-online.de
    Der Vergleich hinkt etwas. Theater mit Stadien zu vergleichen ist "Äpfel mit Birnen"
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  • Ironic
    Erst bewerben sie sich um den Auftrag, dann springen sie ab.
    Kein Problem! Der Steuerzahler übernimmt ja den Schaden.
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