Der rote Teppich am Würzburger Rathaus ist ausgelegt für die Politprominenz aus München und für alle, die dabei sein wollen. Ein Schild weist den Weg in den Wenzelsaal. Viele steigen die Stufen empor, der historische Ratssaal ist gut besucht, als der bayerische Kultusminister Bernd Sibler und Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt im Beisein von Ministerpräsident Markus Söder, Intendant Markus Trabusch und dem geschäftsführenden Direktor Dirk Terwey am Sonntagnachmittag das Eckpunktepapier unterzeichnen. Ihre Unterschriften besiegeln die Weiterentwicklung des Mainfranken Theaters Würzburg zum Staatstheater.
Zuvor hören die anwesenden Gäste, überwiegend aus der lokalen Politik, in den Ansprachen ein Loblied auf die Kultur, einem laut Christian Schuchardt elementaren menschlichen Bedürfnis, einem "Lebensmittel", das den Horizont erweitert. Die Unterzeichnung bedeute für das Mainfranken Theater Würzburg, dem einzigen Mehrspartenhaus in Unterfranken, den ersten Schritt zur Aufwertung. Nun werde es fit gemacht für 21. Jahrhundert.
Lobende Worte gibt es von Schuchardt auch für Ministerpräsident Söder, der sich in seiner Rede dafür launig selbstbewusst bedankte: "Sie waren angemessen". Überschwänglich bekennt er, sein Herz schlage für Würzburg, einer Stadt des Geistes und der Kultur beziehungsweise Wissenschafts- und Kulturmetropole. Und die Reflexion, zu der die Kultur anrege, brauche man in einer Demokratie "ganz besonders".
Das Eckpunktepapier bedeutet vor allem Geld. Der Oberbürgermeister führt aus, dass die Förderquote des Freistaats bereits für 2019 und 2020 steigt: von derzeit 35 Prozent (das entspricht 5,5 Millionen Euro) auf 40 Prozent der Zuschüsse zu den Betriebskosten. 2021 geht es noch einmal fünf Prozent nach oben. Und nach der Wiedereröffnung des sanierten Theaters zu Beginn der Spielzeit 2022/23 sollen den Angaben zufolge die staatliche Förderquote und der städtische Zuschuss gleich hoch sein.
Hervorgehoben wird von Schuchardt, aber auch von Ministerpräsident Söder und Kultusminister Sibler das "Würzburger Modell"- eine Besonderheit: Denn die Stadt bleibt Trägerin der Einrichtung, also alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des künftigen Staatstheaters städtische Angestellte. Das lässt laut Sibler die Führungsverantwortung im Wesentlichen bei der Stadt. Und es gebe keine Übergangsdebatten.
Zusätzliche Mittel sollen laut dem Eckpunktepapier zudem die künstlerische Qualität der Theaterarbeit fördern. Kostproben, auf welcher hohen Ebene sich diese bereits heute auf musikalischer Ebene bewegt, präsentieren Solisten (Jeremy Atkin am Klavier) aus der aktuellen Produktion des Mainfranken Theaters "Die Comedian Harmonists". Daniel Fiolka, Martin Pauli, Cedric von Borries, Wolfgang Mirlach und Jakob Mack singen vom berühmten kleinen grünen Kaktus, nach der Unterzeichnung bezeichnenderweise das Lied "Einmal schafft`s jeder" und am Ende voller Stolz von der schönen Isabella aus Kastilien und zeigen dabei den Anwesenden ein rotes Tuch. Doch statt Aggressionen ernten sie begeisterten Applaus.
Da herrscht wohl immer noch die Meinung vor: lieber gar keinen Landtagsabgeordneten aufs Bild, als einen, der nicht von der CSU kommt.
Es soll wohl wieder mal der Eindruck erweckt werden, das Geld fürs Staatstheater komme in Wirklichkeit von der CSU.