Die Dancefloor Destruction Crew ist immer einen Besuch wert, insbesondere auch in ihren neuen Räumlichkeiten in der DDC Factory in einer ehemals von den US-amerikanischen Streitkräften genutzten Turnhalle im Stadtteil Yorktown. Das dachten sich auch zahlreiche Kunst- und Kulturschaffende aus Schweinfurt, denn selten war die Kulturkonferenz so gut besucht wie dieses Mal.
Der Kreativ-Hotspot, den die DDC-Macher um Marcel Geißler und Alexander Pollner geschaffen haben, zieht junges, hippes Publikum an, begeisterte aber auch die älteren Semester bei der Konferenz, denn durch ihre umgängliche, offene Art machten die DDCler schnell klar, dass sie mit jedem gerne sprechen und auch zusammenarbeiten, wenn es sich anbietet. Die Kulturkonferenz als Ort, an dem man sich vernetzen kann, das war in diesem Jahr das Anliegen von Oberbürgermeister Sebastian Remelé, der das auch selbst mit vielen angeregten Gesprächen in Anspruch nahm.
Neben der Vorstellung der Arbeit der DDC nutzte Dominic Gentil die Gelegenheit, die vielfältige Jugendarbeit im kom,ma in der Schultesstraße vorzustellen, sowie die stellvertretende Vorsitzende des 1983 ins Leben gerufenen Stadtverbandes Musik, Hilde Müller, eine Lanze für die Schweinfurter Chöre und Instrumentalgruppen zu brechen.
Die gestrichenen Saal-Pläne im Kulturforum werden kritisch hinterfragt
Es gab auch Kritisches zu besprechen. Manfred Manger, der seit über zehn Jahren Poetry Slams in Schweinfurt und Umgebung veranstaltet, brachte das Thema großer Saal im Kulturforum zur Sprache. Bekanntlich stellte sich im Sommer heraus, dass der von Seiten der Kulturszene erhoffte Saal mit einer Größe von 300 bis 400 Personen – bei einer Umfrage und in Workshops im Rahmen des Kulturprofils gefordert und zugesagt – aus Kosten- und bautechnischen Gründen nicht realisierbar ist. Im Moment wird ein Saal mit etwa 160 Personen geplant, entschieden ist das aber noch nicht.
Manger machte aus seinem Herzen keine Mördergrube: "Ich bin zutiefst enttäuscht", erklärte er. Aus mehreren Gründen: Zum einen habe die Stadtverwaltung versprochen, dass der große Saal, der aus Sicht der Kulturschaffenden dringend notwendig wäre, im Rahmen des Kulturforums gebaut werde. Er und viele andere Mitstreiter hätten sich ehrenamtlich eingebracht, als das Kulturprofil entwickelt wurde. Man habe ihnen versprochen, ihre Wünsche ernst zu nehmen.
Manger betonte, er habe mit vielen Bekannten, die in Schweinfurt Veranstaltungen machen, gesprochen, sie alle seien enttäuscht vom Verhalten der Kulturverwaltung. In der Tat hat auch eine Umfrage dieser Zeitung bei mehreren Anbietern großes Unverständnis über die Entscheidung, auf den großen Saal im Kulturforum zu verzichten, ergeben. Ebenso augenfällig war bei der Kulturkonferenz bei aller offensichtlichen Harmonie im Rahmen der Veranstaltung die Abwesenheit bestimmter wichtiger Akteure, die ansonsten immer dabei sind.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé erklärte, Ehrenamtler in einen Entscheidungsprozess der Verwaltung einzubinden bedeute nicht zwingend, dass man auch "alle berechtigen Wünsche umsetzen kann". Es habe sich in den vergangenen Monaten gezeigt, dass der große Saal nicht realisierbar sei. Es sei ihm bewusst, "dass wir Enttäuschung auslösen". Er verwies darauf, dass nun ein Saal mit 150 bis 200 Plätzen komme und man sich überlege, die Stadthalle ins Blickfeld zu nehmen. Dort gebe es 400 bis 700 Plätze, "es lohnt sich da zu investieren und wir können so ein attraktives Angebot schaffen".
Kulturforum-Leiterin Katharina Christ warb für einen "lebendigen Ort der Begegnung", der das Kulturform mit Museum und Aktionshaus werden solle. Bezüglich der Pläne für das Alte Gymnasium erklärte sie, man wolle ein Aktionshaus mit Räumen für Projekte schaffen, Vereinszimmer zur uneingeschränkten Nutzung seien nicht geplant.
Auch andere Themen wurden angesprochen wie das Chorkonzert „Schweinfurt singt und klingt“, das dieses Jahr im Rathausinnenhof nicht möglich war. Der OB versprach für 2020, notfalls einen anderen Ort zu suchen. Weiteres Thema war das „Verlauf dich nicht“-Open-Air, früher am Almrösl, und die Frage, wie man es wieder aufleben lassen könnte.
Die Entwicklung der Idee Kulturforum in den vergangenen drei Jahren
- Lesen Sie hier, was der Oberbürgermeister 2016 vorschlug: "Geplant: Kulturforum Martin-Luther-Platz"
- Kulturamtsleiter Christian Kreppel informierte 2017 in der Kulturkonferenz: "Forum für die Schweinfurter Kultur"
- Im März 2018 war der Stadtrat von den Kulturforums-Plänen angetan: "Große Zustimmung für das Kulturforum"
- Im Mai 2018 wurde die neue Leiterin vorgestellt: "Katharina Christ leitet das Kulturforum"
- Im Oktober 2018 gewinnt das Kölner Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner den Gestaltungswettbewerb: "Glas und Holz für die Marke Kulturforum"
- Mitte Juli 2019 begann die Diskussion über die Schwierigkeiten mit dem 300-Personen-Saal im Hauptausschuss: "Kulturforum Schweinfurt: Überraschend gibt es zwei Varianten"
- In der Stadtratssitzung am 23. Juli gab es einen Streit zwischen Architekten und Stadträten: "Eklat wegen Kulturforum: Architekt spricht von "Schlangengrube"
- So kommentierte Oliver Schikora die Geschehnisse: "Neue Planung ist nötig"
- Im Gespräch mit dem Schweinfurter Tagblatt erklärt der Architekt seine Sicht: "Architekt wehrt sich gegen Vorwürfe im Stadtrat"
- Im Gestaltungswettbewerb war der Saal für 300 Personen mit Nebenräumen enthalten, ebenso klar war der Kostenrahmen von 13 Millionen Euro brutto: "Vorgaben waren klar"
- Anfang August stellte die SPD den Antrag, den Rückert-Bau zu nutzen, und will Aufklärung über die Hintergründe: "Schweinfurts SPD fordert Aufklärung von OB"
- In der ersten Ferienausschuss-Sitzung Anfang August stellen OB und Baureferent Ralf Brettin ihre Sicht dar: "Stadt will mit Architekten weiterarbeiten"
- Diese Sitzung kommentierte Oliver Schikora wie folgt: "Verwaltung macht es sich zu leicht"
- In der Schweinfurter Kulturszene kann man den Verzicht auf den 300-Personen-Saal nicht nachvollziehen: "Große Enttäuschung in der Kulturszene"
- Die Schweinfurter SPD-Vorsitzende Julia Stürmer-Hawlitschek kritisierte Mitte August Oberbürgermeister Sebastian Remelé: "SPD wirft OB fehlenden Gestaltungswillen vor"
- Warum die Schweinfurter CSU empört auf die SPD-Kritik reagierte: "Kulturforum in Schweinfurt: CSU ist sauer wegen SPD-Kritik"