Er wundere sich, sagte Oberbürgermeister Sebastian Remelé am Ende der Diskussion über das weitere Vorgehen in Sachen Kulturforum am Martin-Luther-Platz im Stadtrat sinngemäß, warum die Stadträte so kritisch seien. Vielmehr gebühre der Verwaltung ein Schulterklopfen für ihre Transparenz, dass man jetzt, wo sich Mehrkosten in Millionenhöhe vor Baubeginn abzeichnen, den Stadtrat einbeziehe.
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Eine eigene Sicht der Dinge. Das Gegenteil von Schulterklopfen ist nötig, deutliche Kritik. Zunächst am Verhalten des Architekten. Das war, höflich formuliert, unprofessionell, als er in einem unangebrachten Ausbruch den Stadtrat als "Schlangengrube" bezeichnete, weil einzelne Räte vollkommen zu Recht hinterfragten, wie es sein könne, dass der in der Ausschreibung des Wettbewerbs klar definierte Saal für 300 Besucher zum einen nicht realisierbar ist beziehungsweise vier Millionen Euro Mehrkosten verursachen würde.
Wenn es stimmt, dass der Planer der Bauverwaltung von Anfang an gesagt hat, ein Saal dieser Größe sei bei seinem Entwurf auf diesem Grundstück nicht zu verwirklichen und werde wegen der Planung im Kellergeschoss und der nötigen Zusatzräume das Budget sprengen, hätte man diesen Entwurf nicht auswählen dürfen.
Ebenso kritikwürdig die Reaktion des Oberbürgermeisters. Die Stadträte waren es, die mit kühler Reaktion auf das Architekten-Gebahren eine Eskalation verhinderten. Dass der OB den Planer ob seiner Wortwahl nicht in die Schranken verwies, sondern ihm versicherte, er könne seine emotionale Reaktion persönlich verstehen, ist ein Affront gegenüber dem Stadtrat. Dessen Aufgabe ist, das Verwaltungshandeln, wenn in der Sache angebracht, kritisch zu hinterfragen. Und das taten alle Redner stets sachlich.
Kritisches Hinterfragen ist auch bei der Planung der Dauerausstellung im neuen Stadtmuseum nötig. Moderne Standards der heutigen Museumspädagogik sind schlicht selbstverständlich. Mit Innovation hat das wenig zu tun. Es ist ein Fehler, in der Dauerausstellung sich nur auf die Themen Freie Reichsstadt und Industrie zu konzentrieren und das, was die Stadtgesellschaft ausmacht, die Migration in all ihren Facetten, nur in Wechselausstellungen zu beleuchten.
Es sei angemerkt: Der Vorschlag der SPD, im Kulturforum komplett auf einen Saal zu verzichten und ihn stattdessen im Rückertbau für bis zu 300 Personen zu bauen, ist genau der richtige Ansatz.