Wann ist man als Besucher von einem Museum richtig angetan, erinnert sich gerne und kommt sogar ein zweites oder drittes Mal? Im Prinzip ist die Antwort einfach, aber dann doch kompliziert: Freundliches Personal, ansprechend, vor allem auch multimedial und kindgerecht präsentierte Exponate, Geschichten, an die man sich gerne erinnert, helle Räume, gute Ausschilderung. Es ist ein komplexes Puzzle, das Museumsmacher da zusammenbauen müssen, um einen Besuch zu einem Erlebnis zu machen.
Beim 35. unterfränkischen Museumstag in der Kunsthalle in Schweinfurt waren gut 100 Teilnehmer gekommen, alles Fachleute, die in ganz unterschiedlichen Häusern arbeiten. "Die Besucher stimmen mit den Füßen ab", erklärte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel plakativ, aber zutreffend. Will heißen: ein modernes Museum muss heute viel mehr bieten als angestaubte Vitrinen und langweilige Präsentationen. Man muss die Besucher ernst nehmen, auf ihre Wünsche eingehen, auch um den Auftrag ausfüllen zu können, "gegen den kollektiven Gedächtnisverlust anzugehen und Geschichte und Identität zu bewahren", so Dotzel.
Für die Kunsthalle Schweinfurt, die in diesem Jahr ihren zehnten Geburtstag feiert und die Gelegenheit nutzte, die Tagung in der Großen Halle inmitten der Ausstellung "Schwerkraft - Fliehkraft" mit Werken von Hartwig Ebersbach und Dietrich Klinge stattfinden zu lassen, gab es großes Lob. Von "herausragender Bedeutung als Museumsstadt" sei Schweinfurt, betonte Regierungsvizepräsident Jochen Lange, die Kunsthalle sei "aus der unterfränkischen Kulturlandschaft nicht wegzudenken."
Dass hier unter Leitung von Andrea Brandl und ihrem Team offenbar vieles in Sachen Besucheransprache richtig gemacht wird, zeigen die Zahlen. In diesem Jahr besuchten, auch bedingt durch den Erfolg der Sachs-Ausstellung im Sommer, schon 40.000 Menschen die Kunsthalle. Sie hat sich unter den Top-20 der zeitgenössischen deutschen Museen etabliert.
Den Besuchern die richtigen Fragen stellen
Auch mit Mitteln, die am Museumstag vorgestellt wurden: Besucherforschung und Evaluation sind in der Kunsthalle Standard. Astrid Pellengahr, Leiterin der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, betonte, ein ganzheitlicher Ansatz sei notwendig. Man müsse Museen immer auch aus Sicht der Besucher denken. "Besucherorientierung muss eine der obersten Leitlinien unseres Handelns sein", so Pellengahr. Man wolle wissen, was einen erfolgreichen Besuch ausmache und die richtigen Schlüsse ziehen.
In verschiedenen Vorträgen zeigten die Referenten Beispiele, wie man mit gezielter Befragung der Besucher bestimmte Projekte etablieren kann, wie im Freilandmuseum in Fladungen, wo man beim Projekt Büttnerei wichtige Erkenntnisse in Sachen Inklusion gewann, weil man gezielt die richtigen Fragen stellte. Welche das sind und wie man nach dem Motto "Hinkommen, reinkommen, klarkommen" den Museumsbesuch gestalten kann, vermittelten die Workshops.
Gut angenommen wurden auch die Führungen am Nachmittag, nicht nur in der Kunsthalle und im Museum Georg Schäfer, insbesondere auch für das Kulturforum. Das ist für die Fachleute natürlich ein spannendes Projekt, weil im Herzen der Schweinfurter Innenstadt am Martin-Luther-Platz ein Projekt entsteht, das nicht nur das im Moment leer stehende Stadtmuseum neu belebt, sondern durch die Verbindung dreier historischer Häuser mit einem Neubau ein echtes Kulturzentrum für alle Schichten schaffen soll. Eröffnung ist im Frühjahr 2023.