
Es war im Sommer 2016, als Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Baureferent Ralf Brettin zum ersten Mal ihre Ideen für das so Kulturforum am Martin-Luther-Platz öffentlich machten. Seither wurden im Hintergrund viele Gutachten erstellt. Über den Sachstand gab Kulturamtsleiter Christian Kreppel bei der Kulturkonferenz Auskunft.
„Es wird ein neuer und hochspannender kultureller Mittelpunkt im Herzen der Stadt“, freute sich Kreppel, der ausdrücklich darauf hinwies, dass man im Moment in der Findungsphase ist, die sicher bis Anfang nächsten Jahres dauern wird. Das Zeitfenster für die Renovierung der ins Auge gefassten Häuser sind die Jahre 2019 und 2020.
Altes Gymnasium renovieren
Ausgangspunkt für alle Überlegungen zur Belebung des im Vergleich zum Marktplatz oder Wichtermann-Platz weniger genutzten Martin-Luther-Platzes ist unter anderem das im Moment leere ehemalige Stadtmuseum im Alten Gymnasium. Wie man das zweitälteste Renaissance-Gebäude und das daneben liegende Stadtschreiberhaus umbauen und nutzen kann, ist wesentlicher Bestandteil der Planungen.
Seit 2013 steht der Beschluss, das Alte Gymnasium und das Stadtschreiberhaus zu sanieren und das Konzept für das städtische Museum, das seit den 30er-Jahren gültig ist, zu erneuern.
Außerdem soll die leere Alte Reichsvogtei in der Oberen Straße und das benachbarte Geschäft mit einbezogen werden. Man möchte die Häuser mit einem Zwischenbau verbinden und dort das Kulturforum schaffen, in dem auch ein großer neuer, multifunktionaler Veranstaltungsraum für bis zu 300 Gäste Platz finden könnte.
OB Remelé hat immer betont, ein Stadtmuseum mache für ihn nur Sinn, wenn es mehr als nur eine Ausstellung ist. Deswegen sollen Stadtmuseum, Stadtarchiv (im Moment im Friedrich-Rückert-Bau, der später von der Rathaus-Verwaltung genutzt werden könnte) und nicht zu vergessen die Sammlung Otto Schäfer (wie berichtet als Schenkung bald in städtischer Hand) eine Einheit bilden.
Genaue Gutachten wichtig
„Alle Gebäude werden auf Herz und Nieren geprüft“, erklärte Christian Kreppel. Finanzreferentin Anna Barbara Keck sagte, man lasse bewusst Sorgfalt walten und wolle genaue Gutachten, um dann entscheiden zu können, was bautechnisch nötig und im Nachgang konzeptionell möglich ist. Mit Zuschüssen aus öffentlicher Hand rechnet die Stadt, in welcher Höhe, wäre zum jetzigen Zeitpunkt aber unserös zu spekulieren, da man noch gar keine Baukostenschätzung hat. Für den OB ist die geplante Sanierung der drei Häuser am Martin-Luther-Platz ein städtebaulicher Impuls, der als Scharnier auf der einen Seite Disharmonie und Museum Georg Schäfer und auf der anderen Theater und Kunsthalle miteinander verbindet.
Die gut 80 Kulturschaffenden bei der Kulturkonferenz interessierte das Thema sichtlich, es gab einige Nachfragen und nützliche Anregungen. Vor allem die Ausrichtung des Stadtmuseums war ein Thema, das vielen am Herzen lag.
Insbesondere August Ruß vom AKI Förderkreis Industrie-, Handwerks- und Gewerbekultur, der das kleine Industriemuseum in der Spinnmühle betreibt, ist es wichtig, dass das Thema Industriegeschichte der letzten 200 Jahre ein bedeutender Teil des Stadtmuseums wird. „Schweinfurts Weltgeltung in diesem Bereich hat es nur den Innovationen unserer Industrie zu verdanken“, so Ruß. Unterstützung bekam er von Reginhard von Hirschhausen und Norbert Lenhard, der die SPD-Fraktion vertrat und darüber hinaus forderte, sich schon jetzt intensiver mit dem Konzept für das Museum zu beschäftigen.
Industriegeschichte wichtiger Bestandteil
Dass die Industriegeschichte als essenzieller Bestandteil des Stadtmuseums gesehen wird, versicherten unisono Christian Kreppel, Anna Barbara Keck und Andrea Brandl als Leiterin der Museen und Galerien der Stadt Schweinfurt. Es soll aber kein reines Industrie-, sondern ein Stadtmuseum sein, das die gesamte Stadtgeschichte von der ersten urkundlichen Erwähnung bis heute adäquat abbildet.
Mehrere Nachfragen gab es auch zur Nutzung der multifunktionellen Räume und der Einbindung der freien Kulturszene sowie nicht organisierter Künstler, für die sich Ingo Schäfer und Hille Reick vom KulturPackt stark machten. Christian Kreppel gab diesbezüglich ein Versprechen ab: „Das Kulturforum ist nicht nur für städtische Kultur, die freie Kultur ist natürlich mit im Boot, das verspreche ich.“ Man mache sich auch intensiv Gedanken, wie man das Kulturforum betreiben und tatsächlich als offene Begegnungsstätte etablieren kann.