Der Streit im Stadtrat um das am Martin-Luther-Platz geplante Kulturforum geht weiter. Die SPD-Vorsitzende Julia Stürmer-Hawlitschek äußert sich in einer Stellungnahme sehr kritisch zu den Entwicklungen und wirft Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) "Führungslosigkeit" und "fehlenden Gestaltungswillen" vor.
Im Juli hatte es im Stadtrat einen Eklat gegeben. Der Architekt Markus Kill aus Köln, dessen Büro Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten den Gestaltungswettbewerb gewann und im Anschluss mit der Ausführung beauftragt wurde, hatte den Stadtrat als "Schlangengrube" bezeichnet und sich gegen Kritik verwahrt. Verschiedene Räte hatten sachlich ihre Verwunderung darüber ausgedrückt, dass der geplante Saal für bis zu 300 Personen aus bautechnischen und Kostengründen im Keller nicht möglich ist, obwohl er von Kills Büro im Entwurf so vorgesehen ist.
Der Stadtrat beschloss, dass eine von Kill vorgeschlagene Alternative – ein Saal für bis zu 166 Personen im Erdgeschoss mit möglicher Öffnung auf den Vorplatz – genauer geprüft werden soll. Der SPD-Vorschlag, den Rückert-Bau am Martin-Luther-Platz für einen 300-Personen-Saal umzubauen und im Kulturforum gar keinen derartigen Saal zu machen, fand keine Mehrheit.
Das Thema wird seit einigen Wochen emotional diskutiert. Einige Stadträte, auch aus der Mehrheitsfraktion der CSU, sind wenig amüsiert über den Umgang des Architekten mit dem Gremium. Innerhalb der Kulturszene Schweinfurts gibt es auch Kritik an der Stadtverwaltung, denn der 300-Personen-Saal war ein oft geäußerter Wunsch im Rahmen der Erstellung des Kulturprofils.
Aus SPD-Sicht lässt sich Stadtverwaltung "an der Nase herumführen"
Julia Stürmer-Hawlitschek findet in ihrer Stellungnahme deutliche Worte. "Hier werden Orientierungslosigkeit, fehlender Gestaltungswille und Versagen deutlich!" Stadtverwaltung und der OB ließen sich aus SPD-Sicht vom Architekturbüro "an der Nase herumführen." Man könne das aus ihrer Sicht nicht anders beurteilen, wenn im Entwurf von 308 Plätzen im Keller die Rede ist, dies aber im Nachhinein doch nicht möglich sei.
„Hier“, so Stürmer-Hawlitschek, „muss klare Kante gezeigt werden. Nicht Erforderliches zu tolerieren und so zu tun als sei kein Fehler geschehen, ist keine Lösung, schon gleich gar nicht, da es um wegweisende Entscheidungen für die Entwicklung und Belebung der Innenstadt geht.“ Stürmer-Hawlitschek empfindet Sebastian Remelés Haltung als "gleichgültig". Das sei nicht tragbar, da es im Vorfeld eine Bedarfsabfrage bei den Kulturschaffenden gegeben habe, und die hätten sich klar für den großen Saal ausgesprochen.
Außerdem hätten die weiteren Wettbewerbsteilnehmer, die den Saal in der geforderten Größe im Erdgeschoss planten, nun das Nachsehen. „Hier muss endlich den ursprünglichen Vorgaben entsprechend gehandelt werden. Es hat keinen Sinn, sich von Umständen und Ereignissen treiben zu lassen, so wie dies die Stadtverwaltung nun handhaben möchte. Hier geht es um die Zukunft der Innenstadt!“, so Stürmer-Hawlitschek weiter.
Aus ihrer Sicht ist, wie von der Stadtratsfraktion auch gefordert, das Kulturforum komplett neu zu planen und dabei seien die weiteren Architektenplanungen der Mitbewerber in die Überlegungen einzubeziehen. Nur so bekomme man laut Stürmer-Hawlitschek ein Bürger- und Kulturforum, "das dem Bedarf der Schweinfurter Bürgerinnen und Bürger gerecht wird."
"Fehlenden Gestaltungswillen" siehe hier:
https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Glas-und-Holz-fuer-die-Marke- Kulturforum;art742,10078856,B::pic16669,8461554
Das sieht aus, wie missglückte Altstadtsanierung in Gerolzhofen oder Hammelburg. Das ist unwürdig für SW. Zumal in SW Maßstäbe für ganz D gesetzt wurden und die Stadt viele Architekturpreise bekam: MGS, Ebracher Hof, Hauptzollamt & Kunsthalle. Dazu das "Schweinfurter Modell." Wir wurden verwöhnt - Und jetzt?
Die Stadt sollte versuchen, in der Oberen Straße die beiden rechten, hässlichen Schuppen auch zu erwerben oder es hier ganz sein lassen, da das derzeitige Grundstück zu klein ist. Auf dem Areal Rückert-Bau & südl. Parkplatz wäre hingegen Platz für ein repräsentatives Kulturforum. Oben drauf mit Luxuswohnugen zur Mitfinanzierung, Innenstadtverdichtung und Altstadtbelebung.
Das wäre auch nicht besser, sondern typischer SPD-Kleingeist. Grieser machte es doch mehrmals vor, wie es geht. Auf die SPD-Bauruine des Techn. Rathauses setzte sie das MGS, das alle anderen an ungeeigneter Stelle im Ebracher Hof haben wollten. Hierhin legte sie die Stadtbücherei. Das sanierungsbedürftige Sachsbad machte sie zur Kunsthalle und zugleich das alternde Sommerbad zum modernen Silvana. Gute Stadtentwicklung löst mehrere Probleme gleichzeitig.
Das waren Geniestreiche, die auch für das ganze Quartier rund um St. Johannis benötigt werden. Eine Vision oder großer Wurf, den die Stadt selber vorgeben muss und der, zumindest in beiden Grieser-Beispielen, nicht durch einen Architektenwettbewerb entstand. Überregionale Architekten denken viel zu klein über SW, das ein saumäßiges Image einer Provinzstadt an der tschechischen Grenze hat - insbesondere weil eine Universität fehlt.