
Die Stadtratssitzung am 23. Juli werden die Schweinfurter Räte so schnell nicht vergessen: Der Streit mit Architekt und Planer Markus Kill von Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten aus Köln, dem Sieger des Gestaltungswettbewerbs für das Kulturforum am Martin-Luther-Platz, sorgt hinter den Kulissen für mächtig Gesprächsstoff. Aneinander geraten waren Räte und Planer darüber, warum der vom Stadtrat ursprünglich gewünschte Saal für mindestens 300 Personen mit Bühne und Nebenräumen technisch in dieser Größe nicht möglich ist und die Alternative, mit maximal 266 Personen, vier Millionen Euro Mehrkosten verursacht.
In einem sehr emotionalen Redebeitrag hatte sich Kill dagegen verwahrt, dass sein Unternehmen "diskreditiert" werde und nannte den Stadtrat als Ganzes "eine Schlangengrube, wie ich sie noch nie erlebt habe." Die Verärgerung über diesen Ausbruch war den Stadträten deutlich anzumerken, sie blieben aber besonnen. Der OB erklärte, er könne Kills Emotionalität persönlich verstehen, bat aber um Zurückhaltung.
In privaten Gesprächen mit dieser Redaktion lassen Mitglieder der Mehrheitsfraktion im Stadtrat aber durchblicken, wie sehr ihnen das Verhalten des Architekten und seine Wortwahl missfallen haben. Dass ein demokratisch gewähltes Gremium, dessen Aufgabe es ist, bei Bedarf kritische Nachfragen gegenüber der Verwaltung zu stellen, solche Vorwürfe entgegen geschleudert bekommt, erntet parteiübergreifend Unverständnis.
In einem Gespräch mit dieser Redaktion zwei Tage nach der Stadtratssitzung hält Markus Kill inhaltlich an seinen Vorwürfen fest. "Wir sind von einer Jury für den besten Entwurf ausgezeichnet worden und haben alles richtig gemacht", betont Kill. Er verweist darauf, dass sein Unternehmen mit Standorten in Stuttgart, Berlin, Köln, Dresden, Breslau und Erlangen eines der größten und renommiertesten Architekturbüros Deutschlands sei und er noch bei keinem anderen Bauprojekt in seiner Karriere eine solch negative Presseberichterstattung erlebt habe.
Aus Sicht Kills habe man den "wirtschaftlichsten Entwurf" vorgelegt, man habe sich "nichts vorzuwerfen." Er wehre sich entschieden dagegen, zum Sündenbock durch Teile des Stadtrats gemacht zu werden, das sei "nicht in Ordnung." Die Zusammenarbeit mit der Bauverwaltung und auch der Kulturforums-Leitung um Katharina Christ bezeichnet Markus Kill als "sehr professionell und angenehm, wir stehen nicht mit der Verwaltung auf Kriegsfuß."
Kill sagt, sein Büro habe schon die Jury des Architektenwettbewerbs darüber informiert, dass aus technischen Gründen der Bau eines Veranstaltungssaals mit bis zu 300 Personen auf dem Gelände nicht möglich ist – es ist schlicht zu klein dafür. Darüber hinaus habe man von Anfang an mitgeteilt, dass es mehr Räume wie Garderoben, Stuhllager, etc. brauche und auch darauf hingewiesen, dass unter diesen Voraussetzungen die Kostenschätzung keinesfalls zu halten sei. Warum diese Information allerdings in den vergangenen Monaten im Stadtrat nicht durch die Verwaltung öffentlich gemacht wurde, ist offen.

Der Stadtrat beschloss am 23. Juli die Prüfung der Variante B – ein Saal für bis zu 166 Personen mit Öffnung zum Vorplatz hin – und verlangt dafür auch eine detailliertere Kostenberechnung. Diese hält Markus Kill in der jetzigen Phase der Beauftragung nach der Vergütungsordnung für nicht möglich. Man habe noch keinen genauen Vorentwurf, geschweige denn detaillierte Pläne, auf deren Basis man genaue Kosten ermitteln könne. Man könne lediglich eine Schätzung aufgrund von Richtwerten für Kubatur oder Quadratmeter erstellen.