
Ende März hat der Karlstadter Stadtrat einstimmig den mit über 49 Millionen Euro zweithöchsten Haushalt der Stadt verabschiedet. Das liegt auch an anstehenden großen Investitionen. Für was gibt die Stadt im Jahr 2023 am meisten Geld aus? Und welche Projekte starten in den kommenden Jahren?
Die nachfolgend aufgelisteten Summen beziehen sich auf das aktuelle Haushaltsjahr. Die Gesamtkosten finden sich in Klammern. Mögliche Förderungen sind dabei noch nicht berücksichtigt worden.
1. Die Ortsumgehung Wiesenfeld mit knapp fünf Millionen Euro (Gesamtkosten: 21 Millionen Euro)

Die Ortsdurchfahrt von Wiesenfeld ist überdurchschnittlich vom Verkehr belastet. Deshalb soll die Staatsstraße verlegt werden. Die Umgehungsstraße soll rund 3,45 Kilometer lang werden. Geplant ist laut Regierung von Unterfranken, die Staatsstraße St 2435 von Lohr kommend südlich um Wiesenfeld herumzuführen und östlich des Ortes wieder an die bestehende Trasse in Richtung Karlstadt anzubinden. Neben Anschlüssen an die Kreisstraßen MSP 13 und MSP 14 entsteht im Osten ein Kreisverkehr.
Die Gesamtkosten berechnet die Stadt Karlstadt mit knapp 21 Millionen Euro. Damit ist das Projekt eines der teuersten der vergangenen 20 Jahre. Im Karlstadter Stadtrat hatte man im Juli noch mit 20 Millionen kalkuliert. 2014 war das Projekt sogar nur mit sieben Millionen veranschlagt worden. Der Freistaat Bayern übernimmt 17,18 Millionen Euro – das entspricht einer Förderung von 85 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten. Baubeginn ist für Juni geplant.
2. Neubau der Kindertagesstätte Theresienheim plus Straßenarbeiten mit 950.000 Euro (Gesamtkosten: 6,8 Millionen Euro)

Im Herbst sollen die Bauarbeiten für das neue Gebäude der Kindertagesstätte Theresienheim in der Eußenheimer Straße in Karlstadt starten. Die Fertigstellung ist für Mitte 2024 vorgesehen (Stand Dezember 2022). Die Planungen für das Gebäude und den Garten laufen. Die Kosten sind bereits von rund sechs Millionen auf 6,8 Millionen Euro angestiegen.
Das Gebäude soll zwei Stockwerke haben: Im Erdgeschoss werden drei Gruppenräume für die Krippenkinder entstehen, im ersten Stock kommen die älteren Kinder in vier Räumen unter. Im südlichen Bereich des Erdgeschosses sind ein großer Speisesaal und Mehrzweckraum geplant. Für die Kinder wird im Garten unter anderem ein Spielhügel aufgeschüttet, zudem soll im nördlichen Bereich ein "Mini-Pumptrack" für Bobby-Cars und Tretroller entstehen.
Auch die Eußenheimer Straße wird in diesem Zug umgestaltet: So sollen die Fahrbahnbreite verschmälert sowie auf beiden Seiten der B27 Geh- und Radwege angelegt und an die beiden Kreisverkehre angeschlossen werden. Auch die Straßendecke wird erneuert. Nördlich des Kindergartens sind Autostellplätze vorgesehen. Auch die Zufahrt zur Kita muss neu angelegt werden.
3. Der Ausbau der Löhleinstraße in Gambach: 760.000 Euro (Gesamtkosten: 2,35 Millionen Euro)

Noch bis Herbst 2024 (Stand Dezember 2022) werden in der Löhleinstraße und Weiherstraße in Gambach umfangreiche Wasser-, Kanal- und Straßenbauarbeiten durchgeführt. Die Stadtwerke beteiligen sich an den Gesamtkosten mit 190.000 Euro für den Kanal. Eine Förderung gibt es nicht.
4. Der Breitbandausbau im Stadtgebiet mit 600.000 Euro (Gesamtkosten: 5,3 Millionen Euro)

Die Deutsche Telekom hat die öffentliche Ausschreibung im Rahmen der Bayerischen Gigabitrichtlinie für den Internet-Ausbau in Karlstadt und Eußenheim gewonnen. Die Stadt Karlstadt erhält dafür über drei Millionen Euro Förderung (608 Anschlüsse, Eigenmittel: 337.000 Euro), die Gemeinde Eußenheim rund 1,75 Millionen Euro (851 Anschlüsse, Eigenmittel: 195.000 Euro). Das entspricht einer Förderung in Höhe von 90 Prozent. Die Arbeiten können jedoch bis zu 48 Monate dauern. Dies teilt der geschäftsführende Beamte Uli Heck auf Nachfrage mit.
In Karlstadt würden davon Teilbereiche von Karlburg, Rettersbach, Erlenbach, Rohrbach, Stadelhofen, Wiesenfeld sowie weitere Außenbereiche profitieren. Der Ausbau werde voraussichtlich 2024 in Wiesenfeld beginnen, sodass 2023 zunächst nur Kosten für Planungsleistungen fällig werden. Die Stadt muss die anfallenden Kosten zunächst vorstrecken und kann anschließend die Fördermittel abrufen.
Im Haushalt 2023 wurden auch Mittel für einen Breitbandausbau nach der Gigabit-Richtlinie des Bundes berücksichtigt. Im Oktober hat der Bund seine Gigabitförderung plötzlich gestoppt und erst am 3. April die überarbeiteten Regularien veröffentlicht. Der Fördersatz liegt laut Heck "bei nur 50 Prozent", durch die Kofinanzierung des Freistaats werde die Förderung auf bis zu 90 Prozent aufgestockt.
"Durch die Änderungen im Bundesprogramm ergeben sich neue Fördermöglichkeiten für Gebiete, die bereits mit mehr als 100 Mbit/s im Download versorgt sind." Gerade werde geprüft, welche Bereiche im Stadtgebiet davon profitieren könnten.
Hinzu kommt noch der eigenverantwortliche Ausbau der Glasfaser Plus GmbH, eines Tochterunternehmens der Deutschen Telekom, ohne finanzielle Beteiligung der Stadt. Dadurch sollen über 3100 Haushalte in der Altstadt, Siedlung sowie in Mühlbach eine bessere Netzanbindung erhalten.
5. Erneuerung des Radwegs am Main mit 325.000 Euro (Gesamtkosten: 910.000 Euro)

Auf fast zweieinhalb Kilometern wird noch bis Ende Juni der Maintalradweg zwischen Karlstadt und Gambach erneuert. In Karlstadt wird der Radweg vom Fußweg getrennt. In Richtung Gambach werden Ausbesserungsarbeiten durchgeführt. Die Gesamtkosten für den Ausbau des D-Radwegs am Main belaufen sich auf 910.000 Euro; davon werden 514.000 Euro vom Bundesamt für Logistik und Mobilität übernommen. Vor einem Jahr ging die Stadt noch von 680.000 Euro aus. Denn der Abschnitt ist Bestandteil des 1021 Kilometer langen Fernradwegs D5 "Saar-Mosel-Main".
6. Neue Fahrzeuge für die Feuerwehren mit 361.000 Euro (Gesamtkosten: 1,18 Millionen Euro)

Die Feuerwehren im Stadtgebiet werden in den kommenden Jahren mit neuen Fahrzeugen ausgestattet. Zusätzlich investiert Karlstadt heuer 220.000 Euro in Netzersatzanlagen und Notstromaggregate. Alle Feuerwehrhäuser werden damit ausgerüstet, um im Notfall handlungsfähig zu sein.
Innerhalb der nächsten fünf Jahre sollen aus Sicht der Firma Forplan, die den neuen Bedarfsplan für die Freiwilligen Feuerwehren in Karlstadt erstellt hat, acht neue Fahrzeuge für die Wehren im Stadtgebiet angeschafft werden, darunter drei große Einsatzwagen. Am 6. Mai wird in Heßlar etwa das neue Tragkraftspritzenfahrzeug übergeben. "Die Fahrzeugbeschaffungen wurden eins zu eins nach dem Feuerbedarfsplan in den Haushalt eingestellt", teilt Uli Heck mit. Die Stadt erwartet eine Förderung in Höhe von rund 350.000 Euro.
7. Der Umbau des Rathaus-Erdgeschosses mit 300.000 Euro (Gesamtkosten: 732.000 Euro)

Auch im Erdgeschoss des Karlstadter Rathauses wird weiter gebaut: Geplant sind hier laut Heck vier zusätzliche Büroräume, die Generalsanierung von elf Büroräumen mit Erneuerung der Außenfassade sowie Fenster und Sonnenschutz. Zudem werden die Haustechnik ertüchtigt und es gibt eine neue Büroeinrichtung.
8. Der Dorfplatz in Mühlbach mit 240.000 Euro (Gesamtkosten: 500.000 Euro)

In Mühlbach soll rund um die Kirche eine neue Dorfmitte entstehen. Dort wird die ehemalige Schule nicht mehr genutzt, das Gebäude-Ensemble soll abgerissen werden. Aufgrund des Höhenunterschieds stellte der zuständige Planer im April 2022 in seinem Vorentwurf eine Terrassenlösung vor. Eine Begrünung ist ebenso vorgesehen wie die Integration von Wasser aus dem Mühlbach. Zudem soll wieder ein Kirchvorplatz entstehen. Die Abrissarbeiten sind laut Uli Heck noch für dieses Jahr geplant. Bauherr ist die Teilnehmergemeinschaft Laudenbach-Mühlbach. Der Anteil der Stadt an den Gesamtkosten beträgt 240.000 Euro.
9. Die Erneuerung der Straßenbeleuchtung mit 216.000 Euro (Gesamtkosten: 350.000 Euro)

Die Straßenbeleuchtung macht jährlich den größten Posten auf der Stromrechnung der Stadt Karlstadt aus. Deshalb soll im kompletten Stadtgebiet Schritt für Schritt weiter auf energiesparende LED-Lampen umgerüstet werden. Bis zum Sommer sollen weitere 550 Leuchten ausgetauscht werden. Hierauf beziehen sich die genannten Gesamtkosten. So will die Stadt jährlich 67.000 Euro einsparen.
10. Die Sanierung der Synagoge Laudenbach mit 200.000 Euro (Gesamtkosten: 840.000 Euro)

775.000 Euro wird die Sanierung des denkmalgeschützten Hauses kosten. Über 75 Prozent davon sollen gefördert werden. Hinzu kommen die Kosten für Voruntersuchungen. Die Eigenbeteiligung der Stadt Karlstadt als Eigentümerin liegt bei 188.000 Euro. Ein Schwerpunkt der Arbeiten wird auf der Stabilisierung und Sicherung von Dach und Tonnengewölbe liegen: Bereits 2020 wurden die alten Ziegel entfernt und ein Notdach eingedeckt, um das Gewicht auf den alten Dachstuhl zu reduzieren. Der Baubeginn hängt dann von den Förderzusagen ab.