Über 800.000 Euro teurer als im Jahr 2021: Das ist die Prognose für die Energiekosten der Stadt Karlstadt für ihre Einrichtungen und Liegenschaften, sollte der Verbrauch im kommenden Jahr gleich hoch bleiben. 676.000 Euro wurden noch 2021 für Strom und Gas gezahlt, 2023 könnten es 1,5 Millionen Euro sein. Allein die Gaskosten sollen in diesem Zeitraum um über eine halbe Million Euro auf 800.000 Euro steigen. Diese Zahlen stellte Stadtkämmerer Ralf Liebl in der jüngsten Sitzung des Finanzausschusses vor – allerdings mit Vorbehalt.
Die vorläufige Kalkulation der Stromkosten fällt gar noch extremer aus: Zunächst war die Verwaltung für das Jahr 2023 sogar von Strompreisen in Höhe von 1,2 Millionen Euro ausgegangen. Zum Vergleich: 2021 waren es noch knapp 400.000 Euro. "Da der Strompreis jetzt noch einmal günstiger geworden ist, wird dieser Posten aber sinken", versicherte Liebl. Eine sichere Aussage über die tatsächlichen Energiekosten im Jahr 2023 ließe sich derzeit jedoch nicht treffen. Anders sieht es für 2022 aus: Denn hier seien die Verträge bereits geschlossen worden, die Preise stünden fest.
In Büros wird die Raumtemperatur auf 19 Grad gesenkt
Die Bayerische Staatsregierung und der Deutsche Städtetag hätten sich zu einem Einsparziel von 20 Prozent beim Energie- und Gasverbrauch bekannt, sagte Kämmerer Liebl weiter. Dies sei für die Kommunen zwar nicht verpflichtend, jedoch im eigenen Interesse. Die Stadt Karlstadt setzt bereits verschiedene Maßnahmen um. Diese müssten jedoch realistisch sein, sagte Bürgermeister Michael Hombach (CSU). "Wir dürfen keine Symbolpolitik betreiben."
So wurde die Wassertemperatur des Lehrschwimmbeckens an der Grundschule Karlstadt auf 27 Grad Celsius und die Lufttemperatur auf 28 Grad gesenkt. Daneben sollen die Raumtemperaturen in öffentlichen Gebäuden mit Ausnahme von Kitas und Schulen reduziert werden, etwa in Büros auf 19 Grad und auf den Fluren auf zehn Grad. In den Sport- und Turnhallen in Karlstadt, Karlburg und Wiesenfeld sind künftig 17 Grad vorgesehen. Die Heizungen dürften mit Blick auf die ersten kalten Tage aber nicht zu niedrig eingestellt werden, da sie sonst nicht richtig hochfahren könnten, sagte Liebl.
Städtische Wahrzeichen werden nachts nicht mehr beleuchtet
Zudem wird die Warmwasserbereitung in öffentlichen Gebäuden abgeschaltet, mit Ausnahme der Kindertageseinrichtungen und der Feuerwehr. Auch die Heizungsanlagen werden optimiert und die gerade erst installierten Lüftungsanlagen bis zum Beginn der Heizperiode außer Betrieb genommen – zumindest dort, wo Fensterlüften möglich ist. Dies sei aber auch von der Pandemie abhängig. Daneben sollen verzichtbare Geräte wie Kühlschränke ausgeschaltet und die städtischen Mitarbeitenden sensibilisiert werden.
Die Brunnen in der Hauptstraße und am Torbogen, der Glauber- sowie der Viehmarktbrunnen seien bereits abgeschaltet worden, am Marktplatz wurden die Betriebszeiten reduziert. Die nächtliche Beleuchtung an ausgewählten Wahrzeichen wurde deshalb bereits teilweise abgeschaltet, bei anderen wird die Umsetzung derzeit geprüft.
Erst rund 30 Prozent der Straßenbeleuchtung auf LED-Lichter umgestellt
Am meisten Strom in der Stadt verbraucht die Straßenbeleuchtung. Erst knapp 30 Prozent wurden laut Pressesprecher Uli Heck auf energiesparende LED-Lichter umgerüstet. "Das ist auch immer eine Sache des Budgets", so Liebl. Die Lampen gehen nun abends eine halbe Stunde später an und morgens früher aus. "So erreichen wir jeden Tag eine Einsparung von einer Stunde." Dafür wurden die Dämmerungsschalter angepasst.
Stadtrat Rainer Schäfer (CSU) fragte nach, ob die Beleuchtung in den frühen Morgenstunden – etwa von ein bis fünf Uhr – ausgeschaltet werden könnte. "Das wäre ein großer Wurf mit deutlichem Einsparpotenzial." Ralf Liebl verwies hier jedoch auf die Verkehrssicherungspflicht der Stadt. "Wir müssen das mit unserer Versicherung klären und können nicht in Kauf nehmen, dass Menschen zu Schaden kommen", so Hombach.
Abluft aus Zementwerk als Stromquelle?
Bei der Weihnachtsbeleuchtung soll der Umfang gleich bleiben. Die Brenndauer werde aber eventuell reduziert. Hombach: "Das diskutieren wir derzeit noch." Im Jahr 2021 habe die Stadt für 2475 Kilowattstunden 618 Euro bezahlt, weil LED-Lichter genutzt wurden. "Hier geht es um eine Signalwirkung für die Bürger. Es wird wieder grauer draußen, da freuen sich die Menschen über weihnachtliche Lichter", sagte Hombach.
Abschließend brachte Stadtrat Harald Schneider (SPD) einen weiteren Vorschlag ein: "Das Zementwerk gibt viel Wärme durch seine Abluft ab. Andere Werke wandeln diese in Strom um. Wäre das auch für Karlstadt denkbar?" Schneider bat den Bürgermeister, diesbezüglich Kontakt mit der Firma Schwenk aufzunehmen.