Es wäre ja auch zu einfach und zu schön gewesen für die Baskets. Wenn sie sich einfach hätten freuen können über die Rückkehr zweier ihrer Rekonvaleszenten. Flügelspieler Brekkott Chapman, der sein letztes Spiel im Leibchen von s.Oliver Würzburg vor fast einem Vierteljahr am 17. Januar bestritten hatte, und Robert Lowery, der zuletzt vor fünf Wochen aufgelaufen war, bevor er sich am Ellenbogen verletzt hatte, konnten ihre zumindest in Ansätzen hoffnungsfroh stimmenden Comebacks geben. Dafür musste Trainer Denis Wucherer am Sonntagnachmittag bei der BG Göttingen weiterhin auf den leistengezerrten Murphy Holloway verzichten und die Neuzugänge im Baskets-Lazarett, Joshua Obiesie, den eine Erkältung plagt, und Perry Jones, der sich im Training das Knie geprellt hat, kompensieren. Nun, unterm Strich lässt sich festhalten: Der Dienstausflug nach Niedersachsen ging kräftigst in die Hose. Beim 73:96 (39:52) gegen die allenfalls Bundesliga-Mittelmaß repräsentierenden Göttinger konnten die Würzburger gerade einmal das erste Viertel lang mithalten. Anschließend offenbarte sich – zum wiederholten Male in dieser Spielzeit bei Beteiligung der Würzburger – zumindest phasenweise ein Klassenunterschied zweier Basketball-Mannschaften.
Nicht die Niederlage an sich – bereits das Hinspiel hatten die Göttinger gewonnen (87:82) –, ja nicht einmal die diesmalige gleichwohl heftige 23-Punkte-Differenz der Schlappe braucht den Kummer der Baskets mehr als nötig zu schüren. Aber der Auftritt als solcher sollte es! Es waren nicht sonderlich viele Partien in dieser Runde, in der die Würzburger eine derart blutarme Vorstellung zum Besten gaben. Nachdem die Hausherren das zweite Viertel dominiert und ihre Ein-Punkt-Führung (22:21) nach den ersten zehn Minuten auf 13 Zähler ausgebaut hatten (52:39), war kein wirklicher Kampf, kein ersichtliches Aufbäumen und letztlich auch nicht ein Hauch von Wille zu erkennen, sich gegen die sich abzeichnende Niederlage zu stemmen. Alleine schon die Körpersprache verriet Plan-, Ausweg- und damit Hoffnungslosigkeit.
In der jüngeren Vergangenheit hatten die Unterfranken zumindest immer wieder mal erahnen lassen, dass sie gewillt sind, individuelle Unterlegenheit mit mannschaftlichem Eifer und mit ordentlicher Hingabe zu kaschieren und so zumindest den Vorsatz bewiesen, sich nicht demütig ergeben zu wollen. Von all dem freilich war am Sonntagnachmittag in Göttingen dann nicht viel, genauer: eigentlich gar nichts zu sehen – obwohl bestimmt nicht nur Kapitän Felix Hoffmann nach dem historischen 66:116-Debakel gegen Oldenburg vor einer Woche dringend eine Reaktion der Mannschaft angemahnt hatte. So aber wurde die 19. Saisonniederlage, die fünfte Pleite in Serie (so viele Partien am Stück haben die Baskets in dieser Spielzeit noch nicht verloren), auch zur inzwischen achten Begegnung am Stück, in denen ihnen nicht mehr als 75 Punkte gelungen sind – wobei sie in dieser Zeit im Schnitt jedesmal gut 89 eingeschenkt bekamen.
Weshalb Denis Wucherers Einschätzung aktuell zwar absolut zutreffend, aber eben auch nicht sehr optimistisch klingt: "Wir sind in der aktuellen Zusammensetzung nach wie vor nicht in der Lage, auf Bundesliga-Niveau zu agieren." Nach dem wegen eines positiven Corona-Tests bei den Frankfurtern das für kommenden Mittwoch geplante Spiel verlegt werden musste und am nächsten Wochenende in München das Top-Four des Pokal-Wettbewerbs steigt, haben die Unterfranken nun zehn Tage Zeit bis zum Nachholheimspiel gegen Bamberg (21.4., 19 Uhr), "um hoffentlich unsere Verletzten zurück- und fit zu bekommen", wie Wucherer sagte: "Damit wir in den Spielen gegen Braunschweig, Chemnitz, Frankfurt und Vechta irgendwie noch zwei Siege aus dem Hut zaubern." Die restlichen zwei Gegner heißen Hamburg und Berlin.
Wucherer fasst seinen Blick in die Glaskugel so zusammen: "In den letzten zehn Tagen der Hauptrunde wird sich entscheiden, ob wir in dieser Saison mit einem blauen Auge davonkommen oder nicht. Positiv war heute, dass Brekkott Chapman und Robert Lowery beide wieder knapp 20 Minuten spielen konnten, das wird ihrem Rhythmus helfen." Und noch etwas Positives hat der 47-Jährige entdeckt in Niedersachsen – und verrät es in seiner eigenen Art: "Es hat sich kein Spieler verletzt."
Natürlich hat den Baskets die Treffsicherheit der Göttinger aus der Ferne arg wehgetan, und nicht jede Mannschaft versenkt bei 29 Versuchen gleich 14 Dreier (den Baskets gelangen gerade einmal acht bei 31 Wagnissen), wobei den Niedersachsen im ersten Abschnitt sogar das Kunststück gelungen war, eine bessere Dreier- als Freiwurfquote aufzulegen (zehn von 16 vom Perimeter, sechs von zehn von der Linie). Aber auch das hat System – jedenfalls, wenn man Alex King glaubt. Der Routinier überlegte außergewöhnlich lange, bevor er verbal auf Ursachenforschung für die Schlappe ging: "Es ist eine unserer größten Schwächen, dass wir die Dreipunktelinie nicht gut genug verteidigen. Das hat uns heute das Genick gebrochen." Nicht das erste Mal in dieser Runde.
Da Gießen vor der jüngsten Niederlage in Ulm zweimal gewonnen hatte und jetzt der MBC überraschend in Crailsheim und selbst Schlusslicht Vechta gegen Chemnitz siegten, ist es noch kuscheliger geworden im Tabellenkeller. Bei einem Spiel weniger beträgt der Vorsprung der Baskets auf den ersten Abstiegsplatz noch zwei Siege. Vielleicht tun sie ja ganz gut daran, der Empfehlung von Routinier King, der freilich auch seiner Bestform gerade mit dem Fernrohr hinterherschaut, zu folgen: "Wir sollten auf unseren eigenen A . . . schauen und nicht, wer hinter uns gewinnt oder verliert. Wir müssen unseren Basketball spielen, und dann werden wir hoffentlich auch wieder Spiele gewinnen."
Irgendwie erreicht er die Mannschaft nicht mehr !
Ist echt schade aber ob das alles nur mit dem Verletzungspech zusammenhängt ?