Im Oktober war es eine viertelübergreifende 20:0-Serie gewesen, die vor allem im Schlussabschnitt ihren Lauf genommen hatte. Am Mittwochabend war es ein 16:2 im dritten Viertel, das letztlich dafür sorgte, dass die ziemlich festgeschriebenen Verhältnisse, wenn die Domstädter aus Würzburg auf die Erzbistümler aus Bamberg treffen, mal wieder zementiert wurden: Mit 66:81 unterlag Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg bei Brose Bamberg, und Baskets-Trainer Denis Wucherer fasste das Geschehene genauso simpel wie treffend zusammen: "Auf diesem Niveau können wir dann letztlich einfach nicht mithalten."
Die Erinnerungen der Würzburger an die jüngsten drei Treffen mit den Oberfranken waren durchaus ambivalent: Zuletzt im Pokal-Wettbewerb auf neutralem Parkett in Ulm setzte es nach jenem 0:20-Lauf eine 68:89-Schlappe, davor, Anfang März, es war das letzte Spiel der Baskets vor der Saisonunterbrechung wegen Corona, war es ähnlich deutlich gewesen (77:95). Davor freilich war den Würzburgern etwas gelungen, was ihnen stets verwehrt gewesen war: als Sieger das Parkett in Bamberg zu verlassen. Vor gut einem Jahr, am 26. November 2019 siegten die Unter- in Oberfranken 72:69 - mit Kapitän Felix Hoffmann, Joshua Obiesie und Florian Koch sowie Nils Haßfurther kehrten nun vier Spieler zurück, die damals die Überraschung vollbracht hatten. Wobei der gebürtige Bamberger Haßfurther nur beim Warmmachen auf dem Parkett stand - und das in Zivilklamotten. Nach der Entfernung seiner Mandeln, die ihn seit der Vorbereitung immer wieder gepeinigt hatten, ist er zwar wieder im Training, aber eben auch noch nicht wieder so fit, dass es für eine Bundesligapartie reicht.
Also schickte Wucherer Tyson Ward, Cameron Hunt, Kapitän Hoffmann, Rückkehrer Alex King und Zach Smith zum Sprungball, den - wie bislang in jedem Pflichtspiel dieser Runde, wenn er denn ran durfte - Smith für die Baskets gewann. Deren Plan wurde dann zwar erstmal ein wenig übern Haufen geworfen, weil Ward sehr früh zwei Fouls angekreidet bekam und Wucherer ihn deshalb nach dreieinhalb Minuten bereits vom Parkett holte - aber der für ihn gekommene Obiesie, der sich ganz offenbar auf dem Parkett der Brose-Arena ziemlich wohl fühlt, wie er beim letzten Gastspiel bereits bewiesen hatte, zeigte einen deutlichen Formanstieg im Vergleich zur letzten Partie und machte seine Sache sehr ordentlich. Wie eigentlich alle Würzburger im ersten Viertel, in dem es munter hin und her ging, die Gäste nach knapp drei Minuten erstmals in Führung gingen (6:5) und den Hausherren dann auch nicht gestatteten, auf mehr als vier Punkte davonzuziehen (12:8). Der ausgeglichene Abschnitt endete nach Florian Kochs ersten und einzigen Dreier folgerichtig 19:19.
Achtmal wechselte die Führung bis zur Pause - dann gar nicht mehr
Eine "geschlossene Mannschaftsleistung" hatte Wucherer von den Seinen vor der Partie gefordert - und die zeigten sie dann auch erst einmal im zweiten Abschnitt, der dem ersten frappierend ähnelte - mit dem kleinen Unterschied, dass die Baskets häufiger vorne lagen. Acht Mal wechselte die Führung in dieser Partie alleine bis zum Pausentee (40:32). Dann aber gar nicht mehr, weil die Würzburger gegen Ende des Viertels den Gastgebern einen 9:0-Lauf erlaubten, ihnen die Konzentration etwas verlustig gegangen war und sie vorne auch einfache Möglichkeiten ausließen.
Nach der 15-minütigen Verschnaufpause bemühten sich die Baskets sichtlich, den Rückstand zu verkürzen, auch wenn die Partie dann erst einmal ein wenig ins Holpern geriet. Auf näher als vier Zähler kamen die Gäste aber nicht mehr heran. Im Gegenteil: Nach gut fünf Minuten des dritten Viertels führten die Bamberger erstmals zweistellig (51:41), und weil dann vor allem Dominic Lockhart zur Hochform auflief und vermutlich auch vom Parkplatz vor der Halle hätte werfen können - getroffen hätte er sowieso! - war die Partie gegen Ende des dritten Viertels entschieden: Mit drei Dreiern am Stück vollendete Lockhart einen 16:2-Lauf der Hausherren, den erst Alex King zum 45:62 stoppte.
Mit diesen 17 Rückstand gingen die Baskets dann in den Schlussabschnitt, in dem der italienische Nationalspieler Michele Vitali binnen 50 Sekunden erst mit einem Dreier und dann mit drei Freiwürfen auch noch den unrealistischsten Optimisten unter den Baskets und in ihrem Anhang vor dem Bildschirm den letzten Zahn zog: 45:68 - die restlichen neun Minuten konnten beide Teams dann für ein etwas anspruchsvolleres Trainingsspiel nutzen. Was sie weitestgehend auch taten und sich gegenseitig noch den einen oder anderen hübschen Spielzug gönnten. Ein Lichtblick bei den Würzburgern: Aufbauspieler Cameron Hunt, mit 20 Zählern Topscorer der Partie.
"Bamberg hat relativ wenig Fehler gemacht. Im Gegensatz zu uns", sagte Wucherer. "Wir schaffen es auf so einem Niveau gerade offensiv im Pick-and-Roll nicht, Vorteile für uns zu generieren , und werfen dann den Ball auch noch 23 Mal weg, bei gerade einmal elf Vorlagen." Was er meinte: Mit solchen Werten kann man kein Spiel gewinnen.
"Wir werden in dieser Saison immer wieder auf Mannschaften treffen, gegen die wir keine Chance haben werden", hatte Wucherer in den letzten Wochen häufiger wiederholt. Am Mittwochabend war es mal wieder soweit. Am Sonntagnachmittag (15 Uhr) zu Hause gegen den Mitteldeutschen BC, der wie die Baskets nach sechs Spielen zweimal gewonnen hat, sollte und dürfte das anders aussehen.