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Basketball: Bundesliga
Wie Alex King als Papa der Kompanie die Baskets führen will
Der Bald-36-Jährige hatte seit seiner Rückkehr zu s.Oliver Würzburg Höhen und Tiefen. Warum King glaubt, gerade wieder aufzublühen und was ihn so wertvoll macht fürs Team.
Alex King nach dem Sieg in Bonn.
Foto: HMB Media/Julian Meusel/Eibner-Pressefoto | Alex King nach dem Sieg in Bonn.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:10 Uhr

Es war eine große Überraschung, als Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg mitten im Advent Alex King, 35, als zurückkehrende Neuverpflichtung präsentierte. Sie entbehrte aufgrund der Umstände des Abgangs sieben Jahre zuvor nicht einer gewissen Brisanz - eine kurze Zwischenbilanz nach gut vier Wochen und vor der Partie gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber Frankfurt (Sonntag, 15 Uhr), mit dem er seinen ersten von inzwischen drei deutschen Meistertiteln gewann. Ein Gespräch über Kings Rolle bei den Baskets und seinen neuen Spaß an der Arbeit.

Zuletzt haben Sie mit einer enormen Energieleistung, auch persönlich, für eine Überraschung mit den Baskets in Bonn gesorgt. Wie fühlen Sie sich als Papa der Kompanie mit so vielen Rekruten? 

Alex King: Ja, das war schon ein sehr sehr wichtiger Sieg am Wochenende. Gerade diese zwei Spiele jetzt, das in Bonn und das kommende in Frankfurt, sind für uns enorm wichtig, um den mittleren Tabellenplatz zu behalten. Meine Rolle? (lacht). Na ja, ganz grundsätzlich: Ich kenne das ja auch von mir: Wenn man im jungen Alter viele Erwartungen an sich selbst hat und womöglich noch viele Erwartungen von außen dazu kommen, dann kann das manchmal auch ein bisschen viel werden. Und dann will man, dass alles schnell, ganz schnell passiert. Aber man muss dann halt auch die richtigen Leute um sich haben, die einen auch ein bisschen helfen. Und das versuche ich gerade zu tun.

Sie wurden auch deshalb verpflichtet, um einem jungen Team Stabilität zu geben, auf dem Parkett und abseits davon. Beobachtet man das relativ regelmäßig, kann man den Eindruck gewinnen, manche, vor allem jüngere Spieler suchten Ihre Nähe. Hören die Jungs auf Sie?

King: Ja, den Eindruck habe ich schon. Da bin ich auch sehr froh darüber. Ich kann schon Ratschläge geben, was mir alles passiert ist und welche Erfahrungen ich mit anderen, auch großen Spielern gemacht habe. Ich habe gehört, dass ich manchem Spieler durchaus guttue. Was mir sehr gefällt, ist, dass es ein paar Jungs gibt, die jeden Tag in der Halle vor dem Training und nach dem Training extra Schichten machen. Das zeigt, dass sie es wollen. Ich bin ein Mensch, der gerne kommuniziert, der zwar nicht groß vor allen reden und riesige Ansagen machen muss, aber sehr gerne individuell spricht und Erfahrung teilt. Und da freue ich mich sehr, dass sie auch zuhören.

In München waren Sie zuletzt eher Rollenspieler, in Würzburg sollen Sie nun Führungsqualitäten zeigen . . . Ein fundamentaler Rollentausch.

King: Das stimmt, in München hatte ich zuletzt nicht mehr eine so große Rolle. Aber ich konnte sehr viel lernen und viele Erfahrungen sammeln. Durch die Euroleague, zuvor in Berlin und dann alleine durch die Spieler bei den Bayern im Training, große Namen . . . Das ist Gold wert. Diese Erfahrung habe ich. Klar: Ich hüpf' nicht mehr rum wie mit Anfang oder Mitte Zwanzig. Aber ich spiele halt nun mit meiner Erfahrung. Und da bin ich tatsächlich ein bisschen stolz drauf, wie wir zuletzt in Bonn im letzten Viertel eine gewisse Ruhe hatten.

Wo auch Sie zum Schluss enorm, aber kalkuliert aufdrehten. Kam da irgendwie noch dazu, dass es gegen einen ehemaligen Klub ging? Oder spielt das inzwischen keine Rolle mehr?

King: Na ja, es ist schon immer etwas Besonderes, gegen einen Ex-Verein zu spielen, weil ich mit allen eine gute Verbindung habe . . .

. . . auch nach knapp 600 Bundesligaspielen noch? Da bleibt das ja zwangsläufig nicht aus, und es ist ja nicht gerade das erste Mal, dass es gegen einen Ex-Klub geht . . .

King (lacht): Natürlich nicht. Auf jeden Fall ist da immer auch ein bisschen Routine dabei inzwischen.

Auch jetzt am Sonntag in Frankfurt? Dort haben Sie Ihre erste von inzwischen drei deutschen Meisterschaften gewonnen . . .

King: Aber das ist nun ja auch schon eine lange Zeit her. Mehr als 13 Jahre oder so . . .

Erinnerung kann trügen . . . Es war 2004 . . .

King (lacht herzlich): Okay! Ich sagte doch: oder so!

Alex King und Baskets-Trainer Denis Wucherer nach der Partie in Bonn.
Foto: HMB Media/Julian Meusel/Eibner-Pressefoto | Alex King und Baskets-Trainer Denis Wucherer nach der Partie in Bonn.
Es ist, mit Blick auf den Spielplan danach, Berlin, Oldenburg, München, ein sehr richtungsweisendes Spiel . . .

King: Ein sehr sehr wichtiges Spiel, ja. Frankfurt ist sehr athletisch, hat einzelne Spieler, die sehr heiß laufen und scoren können. Das wird bestimmt wieder ein sehr umkämpftes Spiel mit viel Herz sein, ein Energiespiel.

Also wieder kein besonders schönes, eher wie in Bonn, ein Kampf, ein großer Krampf . . .

King: Vielleicht. Aber das stimmt so ja auch gar nicht. Die letzten Spiele zuvor waren nicht schön gewesen für uns. Und in Bonn im letzten Viertel haben wir einen wirklich guten Basketball gespielt. Wir haben unsere Plays durchgespielt. Wir haben das umgesetzt, was Denis von uns erwartet hat. Das war gut. Kein Krampf!

Und dann kommen ein paar Ahnungslose daher und sagen: Das war aber nicht schön!

King (lacht herzlich): Genau. Ich bin doch da total ehrlich. Ich war jetzt die letzten Jahre bei Euroleague-Teams. Da muss ich wohl nicht erzählen, auf was es ankommt: jeder Spielzug schön und strukturiert, und alles möglichst perfekt machen. Ein Fehler im Training, und da wird sofort rumgeschrien. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man von Mannschaften und Trainern kommt, die ausschließlich Perfektion wollen und kennen und das auch durchpeitschen, und wenn ich dann eben zu einer Mannschaft komme, die jung und auch noch wild ist und nicht so talentiert und perfekt wie ein Euroleague-Team. Insofern waren wir im letzten Viertel in Bonn wesentlich besser als die letzten Spiele davor.

Alex King in seiner Rolle als Papa der Kompanie.
Foto: Heiko Becker | Alex King in seiner Rolle als Papa der Kompanie.
Angekommen! Lernen Sie eigentlich nun auch noch in der wiederentdeckten und vielleicht auch neuen Rolle?

King: Ja, tatsächlich. Die jungen Spieler motivieren und spornen mich schon richtig an. Ich bin ein Mensch, der sich jeden Tag neu motiviert, und, weißt du, jetzt habe ich auch wieder richtig Lust zu trainieren, in die Halle zu gehen und zu spielen.

Das war zuletzt in München mühsamer?

King: Das war schon teilweise schwierig. Du gehst zu jedem Spiel in der Hoffnung, hoffentlich wirst du eingesetzt . . . Du übst einen Beruf aus, den du liebst, aber bekommst nicht die Chance, es wirklich so lange zu tun, wie du es dir wünschst. Du weißt halt nie, was passiert.

Nagt so eine Situation nicht auch am Selbstvertrauen? Es ist doch bestimmt etwas anderes, wenn Sie jetzt in die Halle gehen und wissen, Sie spielen 20, 25, 30 Minuten und die Mannschaft braucht Sie und verlässt sich auf Sie. Das hat ja auch mit einer gewissen Wertschätzung zu tun.

King: Genau. Die Wertschätzung gerade, die ich von Denis und dem Verein und den Mitspielern bekomme, da blühe ich gerade wieder auf. Ich war immer ein Spätzünder, was Basketball angeht. Auch damals in Würzburg bin ich ja erst mit 27, 28 aufgeblüht. Und jetzt, sieben Jahre später freue ich mich auf jede Situation und Gelegenheit auf dem Parkett, die ich nutzen kann. Und viele Leute, die mich kennen, die sehen das und freuen sich riesig für mich.

Also: Alles richtig gemacht?

King (lacht): Alles richtig gemacht!

 
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