zurück
Basketball: Bundesliga
Wo überall es bei den Baskets hapert
Nach dem 82:87 gegen Göttingen, der elften Saisonniederlage, steigt der Druck auf s.Oliver Würzburg vor den nächsten zwei wichtigen Partien gegen Gießen und in Weißenfels.
Einfach nicht zu stoppen: Göttingens Tai Odiase (am Ball, mit den Würzburgern Florian Koch und Jonas Weitzel, von links) war der überragende Mann am Samstagabend.
Foto: Heiko Becker | Einfach nicht zu stoppen: Göttingens Tai Odiase (am Ball, mit den Würzburgern Florian Koch und Jonas Weitzel, von links) war der überragende Mann am Samstagabend.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 15.02.2024 11:09 Uhr

Sieben Punkte aufzuholen kurz vor Schluss, ist im Basketball zwar eine ziemlich sportliche Herausforderung, aber eben auch gar nicht unmöglich, wenn noch 74 Sekunden zu spielen sind. Also wollte sich Cameron Hunt daran machen, den Grundstein für dieses kleine Kunststück zu legen und begann mit seinem Ballvortrag. Was dann wenige Sekunden später freilich geschah, darf durchaus sinnbildlich stehen für den gesamten Auftritt von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg am Samstagabend. Verzweifelt suchte Hunt einen anspielbereiten Kollegen, und weil er keinen fand, dribbelte er halt weiter. Der 23-Jährige  wurde von Aubrey Dawkins attackiert und aus dem Rhythmus gebracht. Hunt dribbelte sich ans eigene Bein, weshalb ihm sein Gegner die Kugel leicht stibitzen konnte. Allerspätestens in diesem Moment dürfte jedem bei den Baskets und in ihrem Anhang daheim klar geworden sein: Das war's nun. Auch im siebten Anlauf verloren die Unterfranken ihr Heimspiel, das 82:87 (42:47) gegen die BG Göttingen war die insgesamt elfte Schlappe dieser Spielzeit, die vierte in Serie. Und sie offenbarte mehrere Baustellen, mit denen die Baskets aktuell zu kämpfen haben.

Lesen Sie hier: Ein Kommentar zur aktuellen Situation der Baskets.

"Wir haben drei von vier Vierteln verloren. Das bedeutet, dass wir gegen die bessere Mannschaft verloren haben", meinte Trainer Denis Wucherer, der vor allem mit seiner Verteidigung in der ersten Halbzeit haderte: "Da hat vieles nicht gepasst, was wir dann in der zweiten Halbzeit etwas besser gemacht haben." Dass es dennoch nichts wurde mit dem ersten Heimerfolg dieser Runde, lag dann außerdem an der mangelnden Zielgenauigkeit in Hälfte zwei nach außerordentlicher in der ersten. "Wir haben dann viele gute, auch offene Würfe einfach nicht getroffen, deswegen hat die Quote von außen heute auch nicht gereicht, um das Spiel zu gewinnen", so Wucherer.

Spiel verpasst? Hier geht es zum Live-Ticker zum Nachlesen.

Eine weitere Ursache: Die Baskets bekamen zu keiner Zeit Göttingens Center Tai Odiase in den Griff. Mit 23 Punkten war der 2,06-Meter-Brocken, der gerade einmal vier Minuten und 45 Sekunden Verschnaufpause bekam, nicht nur Topscorer der Partie, dem 25-jährigen Modellathleten gelang mit überdies elf Rebounds bereits sein fünftes Double-Double dieser Saison. "Der hat uns richtig wehgetan", gestand Wucherer, "und es ist nun nach Bamberg das zweite Mal in dieser Saison, dass wir keinen Zugriff in der Verteidigung bekommen haben und den großen Mann des Gegners nicht kontrollieren konnten."

Alex King (rechts, mit Göttingens Nelson Weidemann) warf mit 22 Punkten so viele wie noch in keinem seiner 596 Bundesligaspielen zuvor.
Foto: Heiko Becker | Alex King (rechts, mit Göttingens Nelson Weidemann) warf mit 22 Punkten so viele wie noch in keinem seiner 596 Bundesligaspielen zuvor.

Da half es diesmal dann eben auch nichts, dass bei den Baskets Alex King 22 Punkte warf, so viele wie in keinem seiner 596 Bundesligaspiele zuvor. Neben Göttingens Big Man erkannte der 35-jährige Rückkehrer vor allem die "enorme Physis" der Gäste als Hauptgrund für die Niederlage: "Und wir haben natürlich auch ein paar schlechte Entscheidungen getroffen", sagte King, der betonte, dass er und seine Kollegen eigentlich vorhatten, "einen Siegeslauf zu starten. Das hat nicht geklappt." Weshalb es sein Ziel und das der Baskets nun ist, sich gleich am Dienstag (20.30 Uhr) im nächsten Heimspiel gegen Gießen "besser zu präsentieren und aus den Fehlern zu lernen", ehe die genauso wichtige Partie in Weißenfels beim MBC ansteht (Freitag, 19 Uhr).

Eine alte Baustelle öffnet sich wieder

Die Partie gegen die Niedersachsen zeigte letztlich auch, wie arg dünn der Kader der Baskets wirklich besetzt ist, und außer einem Großen mit sicherem Händchen auch aus der Ferne wurde auch wieder eine Baustelle offensichtlich, die bereits zugeschüttet schien: Auch wenn Cameron Hunt eine erstaunliche Entwicklung als Spielmacher genommen hat (erneut war er mit 15 Punkten und fünf Vorlagen, aber auch vier Ballverlusten der effektivste Baskets-Akteur) - es schadete ihm bestimmt nicht, würde die Verantwortung des Dirigierens nicht ausschließlich auf seinen Schultern lasten. Nils Haßfurther, Joshua Obiesie und manchmal auch Tyson Ward können ihm derzeit nur bedingt helfen.

Es besteht noch Integrationsbedarf von Neuzugang Perry Jones III. (im Hintergrund seine Kollegen Nils Haßfurther und Tyson Ward).
Foto: Heiko Becker | Es besteht noch Integrationsbedarf von Neuzugang Perry Jones III. (im Hintergrund seine Kollegen Nils Haßfurther und Tyson Ward).

Außerdem besteht natürlich auch noch gehöriger Integrationsbedarf von Neuzugang Perry Jones III., der nach seinem Debüt gegen München aber erneut zumindest andeutete, die Not der Baskets unter den Brettern und beim Werfen aus der Ferne lindern zu können. Dass der Mann mit der Erfahrung von 155 NBA-Partien freilich auch erst noch einige von Wucherers Spielzügen lernen muss, war ebenso offensichtlich.

Der Trainer verweist zurecht darauf, in der zweiten Halbzeit eigentlich "genügend freie Würfe" gehabt zu haben, um das Spiel letztlich noch drehen zu können - nachdem die Seinen ganz kurz vor Ende des ersten Viertels abermals in Rückstand geraten waren, hechelten sie dem bis zum Ende hinterher, wobei die Gäste zu Beginn des Schlussabschnitts sogar mal mit 14 Zählern vorne lagen. Dass die Baskets dennoch ihre Chance bis fast zum Ende hatten, lag aber keineswegs an einer spielfreudigen Teamleistung, sondern an ihrem Kampfgeist und vor allem zahlreichen Einzelaktionen. Von dem von Wucherer favorisierten homogenen, passfreudigen und schnellen Team-Basketball, den er in den vergangenen Jahre etablierte, ist seine aktuelle Mannschaft weit entfernt. Aber dafür hat er eben auch einfach nicht die Spieler wie in der Vergangenheit.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Thomas Brandstetter
Denis Wucherer
Fehler
Niederlagen und Schlappen
S.Oliver
Würzburg Baskets
s.Oliver Würzburg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • diener
    Finde ich auch das man weiterhin die Daumen für die Baskets hoch halten soll !
    Es wird am leidigen Geld liegen , schnellstmöglichst passenden und gleichwertigen
    Ersatz zu besorgen und bevor man Schulden ohne Ende macht , dann lieber besser
    so .
    Schade das es im Umfeld des Landkreises oder in Unterfranken keine Gönner und
    Sponsoren gibt , welche kurzfristig einspringen wollen.
    Es wäre sicherlich mit etwas Werbung versehen eine einmalige Gelegenheit sich neu
    zu präsentieren . Vielleicht , so hoffe ich , liest es einer und meldet sich grinsen
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • komsan
    Für mich ist es ein Armutszeugnis das Bernd Freier hier nicht mehr sein Herz öffnet. Es ist sein Verein, sein Name der auf der Brust steht. Letztendlich profitiert er auch davon wenn die Basket ein Wort um die Meisterschaft mitsprechen. Auch wenn er offiziell kein Geschäftsführer mehr ist, so wird er nachhaltig weiter vom Erfolg von S.Oliver profitieren.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Katcke09332703
    Also ganz ehrlich, nur der Wille wird für die Liga nicht reichen. Es fehlt einfach an Qualität ( Obiesie, Koch ) von denen man sich in dieser Spielzeit viel mehr erhofft hatte weit unter Form und keine Faktoren. Haßfurther sehr bemüht aber ohne Durchschlag . Wie lange will man da noch zu schauen ? Oder ist es ein Problem des Geldes ? Dann sollte man ehrlich mit den Fans umgehen. So steigen wir ab
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • omnimodofacturus
    wurde doch sehr offen kommuniziert das im vergleich zur letzten Saison nur die hälfte des Geldes zur Verfügung steht. Dazu kommen Verletzungen und die fehlenden Fans bei Heimspielen. Allen die sich ein bisschen näher mit dem Verein beschäftigen ist klar das es nur um den Klassenerhalt geht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mnundich@web.de
    Danke, wollte ich auch gerade schreiben. War klar kommuniziert. Und wenn halt Sponsoren zum FWK gehen weil sie sich mehr Aufmerksamkeit erhoffen, dann fehlt halt das Geld für mehr. Trotzdem finde ich das Dennis Wucherer das super macht mit den Jungs und es macht durchaus Spaß zuzuschauen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten