Da waren es nur noch zwei: Die außergewöhnliche Verletzungsserie bei Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg nimmt so langsam surreale Züge an. Wie der Klub am späteren Donnerstagnachmittag bekanntgab, hat sich nun auch noch Brekkott Chapman derart schwer verletzt, dass er vorerst auf unbestimmte Zeit ausfällt. Mehrere Wochen werden es mindestens sein. Nach Zach Smith (Schulter) und Justin Sears (Kreuzband) erweitert der 24-Jährige also das Lazarett der Langzeitverletzten bei den Baskets, die nun nur noch zwei einsatzfähige Importspieler zur Verfügung haben, Cameron Hunt und Tyson Ward, und am Sonntag (20.30 Uhr) beim deutschen Meister und Pokalsieger Alba Berlin antreten müssen.
Die Hauptstädter haben am Dienstagabend dank eines 103:63-Kantersiegs gegen Braunschweig das Top-Four-Turnier im Pokalwettbewerb erreicht, in dem sie mit München, Ulm und Göttingen den Pokalsieger ausspielen werden. Wann und wo wird noch festgelegt.
Chapman riss sich am Sonntag beim 80:72-Erfolg der Baskets in Frankfurt die Achillessehne teilweise an. Wie lange er ausfallen wird, hängt von der Art der Therapie ab, die offenbar noch nicht feststeht: konventionell = mehrere Wochen, oder Operation = mehrere Monate. Die Baskets holen sich Rat ein von Experten im In- und Ausland.
Besonders bitter: Der mit 2,06 Metern größte Spieler der Würzburger hatte bereits praktisch die gesamte vergangene Saison verletzungsbedingt pausieren müssen und kämpfte sich soeben nach einer abermaligen Verletzung in der Vorbereitung auf die aktuelle Spielzeit erst wieder zurück auf Bundesliganiveau. Zuletzt in Frankfurt war der Power Forward, der nach Sears' Verletzung vor allem auch als Center aushelfen musste, mit einem Double-Double (18 Punkte, zehn Rebounds) einer der Garanten für den fünften Saisonerfolg der Würzburger.
„Erst einmal ist die Verletzung für Brekkott sehr, sehr traurig", sagte Baskets-Trainer Denis Wucherer auf Anfrage dieser Redaktion. "Er hatte sich gerade wieder zurückgekämpft und war auf einem sehr guten Weg. Bei unseren Auswärtssiegen in Bonn und Frankfurt war er ein wichtiger Faktor." Der 47-Jährige und sein Assistent Steven Key sowie Sportmanager Kresimir Loncar halten seit geraumer Zeit bereits Ausschau nach zwei, am besten drei Nachverpflichtungen. Seit den Verletzungen von Smith und Sears und der Trennung von Tayler Persons haben sie ihre Suche abermals intensiviert, sind aber noch nicht fündig geworden.
„Für die Mannschaft ist Brekkotts erneute Verletzung nach den Ausfällen von Zach und Justin natürlich eine mittlere Katastrophe. Wir haben aktuell mit Jonas Weitzel noch einen Spieler über zwei Meter im Aufgebot", sagt Wucherer: "Damit ist jetzt klar, dass wir mindestens zwei, am besten drei Neuzugänge brauchen, um ab Anfang Februar im Kampf um den Klassenerhalt wieder konkurrenzfähig zu sein.“
Bis dahin haben die Baskets nun drei Aufgaben vor der Brust, bei denen ihnen auch zwei hektischste und prominenteste Neuzugänge - nach allem menschlichen Ermessen jedenfalls - nicht groß werden helfen können. Nach dem Ausflug zum amtierenden Meister und Pokalsieger nach Berlin am Sonntag (24.1., 20.30 Uhr) geht's am Samstag (30.1., 20.30 Uhr) nach Oldenburg, ehe am Mittwoch darauf (3.2., 20.30 Uhr) München an den Main kommt. Auch mit Chapman und Sears und Smith wäre ein Erfolg gegen einen der Platzhirschen in deren aktueller Form ein unvorstellbares Basketballwunder gewesen.
Danach haben die Baskets ein strammes Programm vor sich (vier Partien in neun Tagen), und mindestens dreimal geht's dabei auch ordentlich um die Wurst: In den Partien gegen die derzeitigen Kellerkinder Göttingen (Samstag, 6.2., 20.30 Uhr) und Gießen (Dienstag, 9.2., 20.30 Uhr) sowie in Weißenfels (Freitag, 12.2., 19 Uhr) sollten die Würzburger möglichst viel punkten, ehe es gegen den aktuellen Spitzenreiter Ludwigsburg geht (Sonntag, 14.2., 20.30 Uhr). Zehn Siege hat Wucherer als erstes Saisonziel ausgegeben, um etwaige Sorgen um den Klassenerhalt möglichst frühzeitig ad acta legen zu können.
Mit dem derzeit zur Verfügung stehenden Kader erscheint nicht nur das "frühzeitig" in akuter Gefahr, sondern erst recht das beständig erklärte einzige Ziel in dieser Runde: der Erhalt des Bundesliga-Standorts Würzburg.