Dass es sich "gut angefühlt" hat, auch mal wieder länger auf dem Parkett herumzuwuseln als nur ein paar Minuten, hätte Alex King eigentlich gar nicht erwähnen müssen: Selbst Menschen mit einer gröberen Sehbehinderung hätten das erkennen können am späten Samstagabend. Und auch, dass er richtig Spaß hatte. King trug erstmals seit gut siebeneinhalb Jahren wieder das Trikot der Würzburger Profi-Basketballer - und eine viel schönere Rückkehr hätten weder er noch sein Klub sich wünschen können: fast 24 Minuten auf dem Parkett, 16 Punkte (damit nach Tayler Persons, der 19 Punkte machte, zweittreffsicherster Würzburger), drei von sechs Dreierversuchen fanden das Ziel, sechs Rebounds (mit Justin Sears die meisten) - mit dem Wort "ordentlich" wäre der Wieder-Einstand des nunmehr 586 Bundesligaspiele-Erfahrenen sicherlich unzulänglich und untertrieben beschrieben.
Und natürlich wird nun irgendwo in diesem weltweiten Netz zumindest sinngemäß zu lesen sein: "The King is back." Oder: "Triumphale Rückkehr des Königs." Oder irgendetwas ähnlich - nicht nur sprachlich - Sinnfreies in dieser Preisklasse. Inhaltlich seriös darf man ziemlich ungestraft vermuten: Ohne Alex King wäre die Begegnung an diesem Samstagabend vermutlich anders ausgegangen als mit dem zweiten Sieg von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg in der fünften Partie dieser Spielzeit. Mit 76:67 (40:31) gewannen die Baskets am späten Samstagabend bei Aufsteiger Niners Chemnitz, der auch nach sechs Spielen noch auf den ersten Erfolg hofft.
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"King hat uns richtig weh getan, vor allem mit seinen Dreiern", analysierte Chemnitz' Trainer Rodrigo Pastore - und der Aua-Macher, der sich natürlich "riesig gefreut" hat über seinen Einstand, meinte: "Ich bin ja auch immer selbstkritisch: Wenn wir mit fast 20 vorne sind und dann nur mit neun Vorsprung gewinnen . . . das hätten wir besser machen können. Da fehlt die Erfahrung, die wir noch sammeln müssen. Am Ende sind wir die Systeme nicht mehr gut gelaufen und haben zu viele Fehler in der Verteidigung gemacht. Da müssen wir noch lernen."
Mit 18 Punkten Vorsprung (62:44) gingen die Würzburger in das letzte Viertel - zwei Minuten und sieben Sekunden vor Ultimo stand dann plötzlich 66:72 auf der Anzeigetafel. Den Hausherren gelang es spielend leicht, den Rückstand um zwei Drittel zu verkürzen. Hätten nicht so viele aktiv am Geschehen Beteiligte derart herumgeschrien - das Zähneklappern der Würzburger hätte man dann bestimmt hören können in der Fan-befreiten Chemnitzer Messehalle und am Bildschirm. Aber King und der so verletzungsgepeinigte Wieder-Debütant Brekkott Chapman tüteten dann von der Freiwurflinie aus den - letztlich aufgrund der ersten drei Viertel hochverdienten - Erfolg ein.
"Der Schlüssel zum Sieg waren die ersten drei Viertel, vor allem unsere Verteidigung war da insgesamt sehr ordentlich, und wir konnten uns einen relativ großen Vorsprung herausspielen", meinte Baskets-Trainer Denis Wucherer, der freilich mit dem Auftritt der Seinen gegen Ende auch wieder sehr haderte: "Aber auch das letzte Viertel passt irgendwie zu uns gerade, dass wir da wieder anfangen, Unsinn zu treiben und den Sieg nicht besonders souverän nach Hause spielen."
Der Trainer einer Profi-Mannschaft - egal, in welcher Sportart - ist nur in Ausnahmefällen wirklich zufrieden, eigentlich nie - und er darf es ja auch nicht sein, weil es immer etwas zu verbessern gibt. Das ist systemimmanent und in der DNA eines (guten) Trainers vermutlich verankert. Das ist auch nicht weiter schlimm - zumal im jüngsten Baskets-Fall das Haar in der Suppe ja eher ein Wollknäuel war.
In der Nacht auf Sonntag, auf der Heimfahrt von Chemnitz nach Würzburg, wurde Wucherer am Telefon dann noch ein wenig grundsätzlicher. Ja, natürlich war er zufrieden mit den ersten 30 Minuten, "das war sehr vernünftiges Bundesliga-Niveau. Aber das bedeutet doch nicht, dass viele der Probleme, die wir seit Wochen mitschleppen, sich nun plötzlich in Luft auflösen". Er hatte fünf gefunden, die, wie er sagt "zusammen funktioniert haben", vor allem im saustarken dritten Viertel. "Aber die kann ich ja natürlich nicht durchspielen lassen."
In diesen zehn Minuten waren vornehmlich neben King noch Chapman, Persons, Justin Sears, Felix Hoffmann und Tyson Ward auf dem Parkett. Dazu muss man auch wissen: King hatte zuletzt außer Training auf höchstem Niveau in München kaum Spielpraxis. Sears hatte in den letzten zwei Jahren mit sehr ekligen und langwierigen Verletzungen zu kämpfen. Chapman musste sich seit seinem Wechsel nach Würzburg vor eineinhalb Jahren mehr mit seinem Meniskus beschäftigen als mit dem Ball und kommt gerade erst wieder zurück. Zeit ist das Zauberwort. Zeit, um mindestens wieder hoch, oder - im besten Fall - auf den Zenit zu kommen. "Wir müssen da auch noch etwas geduldig sein, bis die Jungs wieder voll auf der Höhe sind", sagt der Trainer.
Und wenn Wucherer dann noch anmerkt, er hätte sich schon gewünscht, dass auch die Spieler, die gegen Ende von der Bank kamen, sich denselben Enthusiasmus zu Eigen gemacht hätten wie die zuvor, es aber nicht taten oder konnten, weil sie derzeit zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind, dann durften in diesem Moment vermutlich vor allem Florian Koch, Joshua Obiesie und Zach Smith zurecht die Ohren geklingelt haben. Oder die Nase gejuckt.
Alex Kings Einstand in der Mannschaft steht, aufgrund des Termindrucks zuletzt und des kurzfristigen Engagements, noch aus. Er versprach nun ein paar Donuts und einen Kasten Wasser - und meinte das ganz bestimmt so nicht wirklich ernst. Ob Trainer bei einem Einstand zugelassen sind, kommt üblicherweise immer auf die Mannschaft an. Wucherer bewarb sich in der Nacht auf Sonntag jedenfalls für eine Einladung mal mit diesen Worten: "Es war ein großartiges Spiel von Alex. Er weiß, wie Basketball funktioniert. Das tut uns gut, und er hat heute angedeutet, wie wichtig er noch für uns werden wird."
Das kann der Hochgelobte gleich nächsten Mittwoch (20.30 Uhr) beweisen beim Nachholspiel in Bamberg.