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Basketball: Bundesliga
Baskets erhalten gegen Hamburg eine Basketball-Lehrstunde
Die Hamburg Towers zeigen s.Oliver Würzburg beim souveränen 90:61 sehr deutlich die Grenzen auf. Trainer Wucherer und Kapitän Hoffmann finden deutliche Worte.
Baskets-Trainer Denis Wucherer geriet mehr als einmal mit Schiedsrichterin Danjana Rey aneinander. Ihre bisweilen tatsächlich ziemlich exklusive Sichtweise auf die Dinge, die sich auf dem Parkett abspielten und daraus resultierenden Pfiffe waren freilich keineswegs entscheidend für die 61:90-Klatsche, die die Würzburger von Hamburg erhielten.
Foto: Heiko Becker | Baskets-Trainer Denis Wucherer geriet mehr als einmal mit Schiedsrichterin Danjana Rey aneinander. Ihre bisweilen tatsächlich ziemlich exklusive Sichtweise auf die Dinge, die sich auf dem Parkett abspielten und ...
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:06 Uhr

Vier Minuten und 56 Sekunden vor Schluss schlich Florian Koch mit hängendem Kopf und beinahe noch hängenderen Schultern vom Parkett zu den Stühlen der sogenannten Bankspieler. Koch, knapp zwei Meter groß und inzwischen noch mehr vollbepackt mit Muskeln als in der vergangenen Saison, könnte Modell stehen für einen Bildhauer, der römische Statuen meiseln will. Es war ein sehr trauriges Bild, dass der 28-jährige Modellathlet am Totensonntag abgab.

Und zwar nicht nur in diesem Moment, in dem seine Mannschaft mit 27 Punkten in Rückstand lag (53:80). Auf Koch, einen der ganz wenigen Spieler, die übriggeblieben sind aus den vergangenen zwei Spielzeiten, bauten die Baskets große Stücke für diese Saison, in der sich eine neu zusammengestellte Mannschaft finden muss. Der Flügelspieler sollte zu einem Leistungsträger des Teams werden, mehr Verantwortung übernehmen und mit seinen Punkten (oft aus der Distanz) Erfolge garantieren. Nach drei Pokal- und drei Saisonspielen und nach der 61:90-Klatsche (31:46) von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg am Sonntagnachmittag gegen die Hamburg Towers, bei der Koch kein einziger Zähler gelang, kann man festhalten: Florian Koch schaut diesen Erwartungen und Ansprüchen, die er auch selbst an sich hat, derzeit mit dem Teleskop hinterher.

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Selbstverständlich lag es nicht nur an ihm, dass die Baskets gegen die Nordlichter derart unter die Räder kamen. "Wir werden in dieser Saison immer wieder auf Mannschaften treffen, die besser sind als wir", sagte Trainer Denis Wucherer. "Stand heute sind wir mental noch nicht soweit, um auf diesem Niveau dagegen zu halten. Phasenweise konnten wir auch physisch nicht mithalten, und das macht uns etwas Sorgen, denn wir bereiten uns akribisch auf jeden Gegner vor."

Hamburgs Terry Allen (Mitte) im Dreikampf mit Micah Downs (rechts) und Tayler Persons.
Foto: Heiko Becker | Hamburgs Terry Allen (Mitte) im Dreikampf mit Micah Downs (rechts) und Tayler Persons.

Im Grunde war die Partie (wie mit Ausnahme des ersten Saisonerfolgs in Vechta fast alle anderen Spiele auch) mal wieder ziemlich flott entschieden. Nach einem starken ersten Abschnitt der Baskets, der recht ausgeglichen und abwechslungsreich über die Bühne gegangen war, beraubten die Hamburger in nicht einmal vier Minuten und mit einem viertelübergreifenden 19:2-Lauf dem Nachmittag jegliche Spannung, weil sie auf 16 Zähler davonzogen (31:15). Die Baskets kamen dann zwar noch einmal auf zehn Punkte heran (24:34, 17. Minute) - aber geringer wurde die Differenz nicht mehr. Ganz im Gegenteil: In der zweiten Hälfte schraubten die Gäste ihren Vorsprung kontinuierlich nach oben - und vollendeten ihre Lehrstunde in homogenem Team-Basketball ziemlich eindrucksvoll. Wobei sie auch sehr gerne die Geschenke annahmen, die die Hausherren ihnen auf dem Tablett servierten: 22 Ballverluste standen am Ende bei den Baskets auf dem Spielberichtsbogen - eine Menge, mit der nach menschlichem Ermessen vermutlich keine Basketball-Mannschaft auf diesem Planeten je ein Spiel wird gewinnen können.

"Die Coaches haben uns einen klaren Matchplan mitgegeben, und wir Spieler haben uns nicht daran gehalten. Das ist eindeutig unsere Schuld."
Felix Hoffmann, Baskets-Kapitän

"Über 20 Turnovers . . . das ist Wahnsinn und darf uns natürlich nicht passieren", wusste auch Kapitän Felix Hoffmann, der vor allem mit der Einstellung manches Kollegen haderte: "Ich glaube nicht, dass wir über 40 Minuten vernünftig gekämpft haben. Bei uns waren nicht alle Spieler bereit, so einer toughen Mannschaft über die komplette Spielzeit Paroli zu bieten", sagte der 31-Jährige. "Dazu kamen Leichtsinnsfehler und Unkonzentriertheiten." Tja, und bei diesem fahrlässigen Mix gibt's dann eben auch zu Hause mal mit fast 30 Punkten Unterschied auf die Mütze. Der Kapitän fand klare Worte: "Die Coaches haben uns einen klaren Matchplan mitgegeben, und wir Spieler haben uns nicht daran gehalten. Das ist eindeutig unsere Schuld."

Die Begegnung der Würzburger gegen Hamburg könnte auch als ein Indiz dafür taugen, dass die Kluft in der Bundesliga vielleicht noch ein Stück weit größer geworden ist nach der langen Corona-Pause, weil die Budgets neu ausgewürfelt und die Planungen auch ohne oder nur mit wenigen Zuschauern auf die Beine gestellt werden mussten. Wucherer erwartet, dass es in dieser Runde "deutlich mehr hohe Ergebnisse, also Spiele mit einer hohen Differenz" geben wird und "viel weniger Überraschungen", auch weil den Außenseitern eben der tobende Anhang in den Hallen fehlt, der die Spieler gerne auch mal über das wahre Leistungsvermögen hinaustreibt.

Marvin Willoughby bei seiner Rückkehr nach Würzburg.
Foto: Heiko Becker | Marvin Willoughby bei seiner Rückkehr nach Würzburg.

Weshalb es auch Marvin Willoughby "superschade fand, dass keine Leute da sein konnten". Der Geschäftsführer der Towers, zur Jahrtausendwende einer der "Jungen Wilden" bei Würzburgs Basketballern, konnte zumindest vor der Partie einem alten Freund noch kurz Hallo sagen, war sehr froh, dass sein Team die Partie "mit so viel Energie" bestritten hatte - und ist davon überzeugt, dass "die junge Würzburger Mannschaft in der Saison stärker wird". Sein Rat: "Positiv bleiben und hart weiterarbeiten."

Dass das nötig ist, weiß sein alter Nationalmannschaftsspezi Wucherer natürlich auch. Den Baskets bleibt nun - da die für den 3. Dezember angesetzt Partie in Bamberg wegen der Nationalmannschaftsreise nach Frankreich (die Vorschriften bedingen mehrtägige Isolation der Nationalspieler nach der Rückkehr) verlegt worden ist - also erneut zwei Wochen Zeit bis zur nächsten Partie. Am Nikolaustag (20.30 Uhr) kommen die Braunschweiger Löwen an den Main. Wenn Wucherer dann am Sonntagabend noch sagte, "das ist natürlich super, vor allem auch für den Kopf", dann weiß man natürlich, dass er genau das Gegenteil meinte. Zweimal die Woche müssen sich die Baskets auf Corona testen lassen, für nächsten Samstag haben sie ein Testspiel gegen Bayreuth vereinbart. So gewann der Baskets-Trainer der höchsten Pflichtspiel-Niederlage in seiner Amtszeit wenigstens noch ein bisschen Positives ab: "Das erste Viertel und die Tatsache, dass unsere Trikots die heutige Materialprobe gut überstanden haben. Das spricht für die Qualität unseres Ausrüsters." 

 
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