Der Tatort: eine Sporthalle im Süden Würzburgs. Die Täter: 20 Basketballer, zehn heimische aus der Domstadt, zehn aus Braunschweig angereiste. Die Tat: Produktion eines Krimis. Das Motiv: Wenn schon kaum einer in der Halle ist, wenigstens die Menschen zu Hause vor dem (Computer-)Bildschirm zu unterhalten. Das Opfer: der ästhetische Basketball - könnten jedenfalls Menschen behaupten, für die Sarkasmus zwar auch ein Fremdwort ist, die aber dessen Bedeutung, nicht übertrieben eingewechselt, zu schätzen wissen. So spöttisch muss man aber beim Urteilen über dieses Geschehen am späten Nikolausabend eigentlich gar nicht sein: Es war allenfalls ein mittelschweres Vergehen am kultivierteren Balltango, dem sich s.Oliver Würzburg und die Basketball Löwen Braunschweig schuldig machten. Und das machten sie ja dann mit einer an Spannung nur schwerlich zu überbietenden Vorstellung auch wieder wett, die sie zur besten "Tatort"-Sendezeit am Sonntag aufführten. Letztlich wurden die Hausherren zu einer 89:93-Niederlage nach Verlängerung überführt. Oder genauer: Sie überführten sich letztlich selbst.
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"Es war heute einiges dabei, was deutlich besser war als vor zwei Wochen gegen Hamburg, gerade offensiv", sprach Baskets-Trainer Denis Wucherer in seinem anschließenden Plädoyer, das er dann aber im nächsten Atemzug doch noch zu einer Anklage werden ließ: "Es passieren nach wie vor Dinge auf dem Feld, die einfach nicht passieren dürfen." Ihn wurmte vor allem eine Phase von Beginn bis Mitte des Schlussviertels, in dem sich die Seinen dank eines 7:0-Laufs erst eine Fünf-Punkte-Führung herauswarfen (71:66) - nur, um den Gästen dann binnen weniger Sekunden gleichfalls sieben Zähler am Stück zu gönnen. "Wir hatten alle Chancen, das Spiel zu gewinnen", klagte Wucherer: "Und dann passieren Ballverluste, und wir lassen in wichtigen Verteidigungssequenzen Dreierschützen offen stehen." Die Baskets retteten sich dann doch irgendwie noch in die fünfminütige Extraschicht - nur, um dann in den letzten 80 Sekunden nahezu identische Fehler zu begehen und konsequenterweise als Verlierer vom Parkett zu schleichen.
"Wir haben am Ende schlechte Entscheidungen getroffen", sagte Florian Koch aus, einer der Würzburger Haupttäter in diesem Thriller und - im Vergleich zu seinen Taten der jüngeren Vergangenheit - viel zielgerichteter, konsequenter und treffsicherer (17 Punkte, vier von sechs Dreiern). Sein Urteil: "So ein Spiel wie heute dürfen wir so nicht beenden. Das tut richtig weh." Kochs auffälligste Komplizen an diesem Abend: Tyson Ward (mit 22 Zählern Topscorer der Partie, vier von fünf Dreiern), Kapitän Felix Hoffmann (sieben Punkte, elf Rebounds) und Debütant Justin Sears (15 Punkte). Der 26-jährige Amerikaner schraubte nach zehnmonatiger Verletzungspause in seiner halben Stunde auf dem Parkett die Ansprüche an ihn und seine künftige Rolle recht drastisch nach oben - sein Auftritt war ein Beweis für Wucherers Theorie, dass der Center, wenn hundertprozentig fit und mit zunehmender Tatpraxis, noch enorm wichtig für die Baskets werden kann.
Weitere Indizien dafür, dass die Würzburger am Rundenende nicht zwingend mit der Höchststrafe zu rechnen haben werden: Joshua Obiesie zeigte sich nach seinem wohl eher als missraten zu bezeichnenden Ausflug mit der Nationalmannschaft nach Frankreich (gerade mal 81 Sekunden Einsatzzeit gegen Montenegro, gar keine gegen die Gastgeber) recht tatendurstig (acht Punkte, zwei von drei Dreiern), und aus dem Lazarett zurückerwartet werden nach seiner Mandeloperation Nils Haßfurther und der nach seiner Meniskusoperation bereits ins Mannschaftstraining wieder eingegliederte Brekkott Chapman. Beide sollten den Täterkreis wirkungsvoll erweitern.
Das erscheint auch dringend nötig zu sein, glaubt man Anwalt Wucherer: "Zu viele Spieler von uns sind häufig noch zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Wir sind immer noch auf der Suche nach einer Chemie und Identität." Die Baskets haben in diesem Jahr noch fünf Chancen zur Spurensuche - und dann auch fündig zu werden: in Chemnitz (12.12.), in Bamberg (16.12.), zu Hause gegen den MBC (20.12.), in Bayreuth (22.12.) und in Ludwigsburg (27.12.). Könnte spannend werden zu schauen, wer dann jeweils Opfer und wer Täter sein wird.