Die augenfälligste Änderung in Spiel eins nach der dreieinhalbjährigen Ära von Denis Wucherer, dem ehemaligen Trainer, der vergangenen Montag entlassen wurde bei Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg, war bereits vor dem Sprungball gegen die Hamburg Towers zu begutachten: die Frisur von Baskets-Akteur Desi Rodriguez. Sonst ließ der 25-jährige US-Amerikaner sein üppiges Haupthaar zumindest zu den Partien stets akkurat zu meist streng anliegenden Cornrows flechten (wie sein Teamollege William Buford auch). Diesmal trug der gebürtige New Yorker seine Haarpracht offen - und weil er sich die Seiten und den Nacken etwas ausrasieren hatte lassen, schaute es ein bisschen so aus, als habe er kurz vor dem Warmmachen in eine Steckdose gelangt.
Ob die luftige Hochfrisur ihn nach eher mittelprächtigen bis unterdurchschnittlichen Auftritten in der jüngeren Vergangenheit auch in seinem Spiel etwas befreite, sei mal dahingestellt. Unter Strom stand Desi Rodriguez am Samstagabend aber in jedem Fall. Er war der mit Abstand effektivste Baskets-Spieler. Wenn er auf dem Feld stand, entwickelte sich die Partie stets zugunsten der Hausherren, und mit 23 Zählern stellte er seinen Bundesliga-Bestwert ein und war nach Buford (24) der zweiterfolgreichste Schütze der Würzburger. Verhindern konnte aber auch Rodriguez, der vor allem der ersten Hälfte der Begegnung seinen Stempel aufdrückte, die fünfte Liga-Niederlage in Serie nicht: Mit 88:100 (50:53) unterlagen die Baskets am späten Samstagabend den Hamburg Towers. Weshalb sie nach der achten Saisonschlappe weiter im Keller des Tableaus festhängen.
Und was außer Rodriguez' Frisur war noch anders als zuletzt, in dieser einzigen Partie, für die Wucherer-Assistent Steven Key und Kresimir Loncar, Baskets-Manager Sport und Scouting, die interimsmäßige Verantwortung trugen? Unterm Strich bleibt festzuhalten: Außer einer in Hälfte eins zwar optisch aggressiver wirkenden, aber letztlich auch nicht viel effektiveren Verteidigung und einer geflissentlich zwar sehr hübsch anzuschauenden und auch erfolgreichen Offensive, nicht wirklich viel.
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Loncar hatte vor der Begegnung gemeint, dass er und Key in der Kürze der Zeit freilich keine Wunder vollbringen könnten, womit er zweifellos Recht hatte. Die bekannten Schwächen dieser Mannschaft, die sich enorm schwer damit tut, hart zu verteidigen, traten letztlich erneut zutage: Den Baskets fehlt nach Nico Carvachos Kreuzbandriss ein Center (die Hamburger schnappten sich insgesamt 14 Rebounds mehr!) – obwohl Rodriguez unterm Korb eindrucksvoll in die Bresche sprang, jedenfalls offensiv. Sie können schlecht Dreier verteidigen (und froh sein, dass die Towers, die zehn Versuche mehr nehmen konnten, auf eine nahezu identische durchschnittliche Quote kamen wie die Hausherren). Und sie hatten in Viertel drei und vier mal wieder Phasen, in denen sie den Gegner auf 13 (57:70), später 14 Punkte (78:92) davonziehen lassen mussten. Gegen Play-off-Kandidaten wie Hamburg braucht's viel, meist zu viel, um zweimal in einem Spiel zurückzukommen (siehe Niederlage in Ludwigsburg).
Vor allem eine Frage drängte sich dennoch auf: Warum durfte der in Hälfte eins, als er in gerade einmal gut acht Minuten 15 Punkte machte, überragende Rodriguez im dritten Viertel, als die Partie knapp zur Hälfte des Abschnitts bereits zu Hamburger Gunsten gekippt war und die Baskets mit 13 hinten lagen, erst dann aufs Parkett und nicht früher? Er machte die nächsten sechs Punkte der Baskets.
Nahezu identische Situation im Schlussabschnitt: Da waren die Hausherren, die sich zwischenzeitlich bis auf vier Punkte herangekämpft hatten (71:75), mit 14 zurück, als Rodriguez wieder mittun durfte. Insgesamt stand er nur 17 Minuten und 44 Sekunden auf dem Feld. Steven Key erklärte dies mit der sehr kräftezehrenden Spielweise seines Aushilfs-Centers: "Auch wenn einer viele Punkte macht: Das ist natürlich keine One-Man-Show. Und so einen Spielertyp kann man auch nicht acht Minuten am Stück spielen lassen wie einen leichteren und flinkeren Guard." Soll heißen: Es braucht zwischendurch Regenerationsphasen. Deren Einteilung obliegt selbstverständlich dem Trainer.
Und was nun? Tja, jetzt übernimmt erst einmal Saso Filipovski. Die Baskets bestätigten am Samstagabend, 19 Minuten vor dem Sprungball gegen Hamburg, in einer E-Mail und auf ihrer Homepage, das, was diese Redaktion bereits am Freitag als verbrieft meldete: Dass der 47-jährige Slowene ab sofort für die sportlichen Geschicke der Würzburger verantwortlich ist. Er hat laut Klub-Angaben einen Vertrag bis Saisonende unterschrieben, Steven Key wird sein Co-Trainer.
Könnte spannend werden zu beobachten, ob und was sich nun ändert: Die Zeit für Besserung drängt – vor allem beim Blick auf den Dienstplan mit den anstehenden Partien gegen Göttingen (27.12.), in Berlin (31.12.), gegen Bayreuth (2.1.22), in Bamberg (8.1.), Chemnitz (16.1.) und Frankfurt (23.1.).