Kresimir Loncar ist 2,10 Meter groß und brachte am Ende seiner Karriere als Basketball-Profi vor gut zweieinhalb Jahren 110 Kilogramm auf die Waage. An seinem Modellathleten-Gewicht und seiner sportlichen Verfassung hat sich seitdem nicht Grundlegendes geändert, er hat ein paar Kilo zugenommen. Aber weil der 38-Jährige natürlich weiterhin kräftig Sport treibt, auch im Einzeltraining die großen Spieler von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg schult, darf man relativ ungestraft behaupten: Der Mann ist topfit. Wenn Kresimir Loncar dieser Tage einen Kasten Wasser schleppen will, fällt ihm das nicht nur enorm schwer. Er gerät dabei blitzschnell außer Puste. Und als er das am Donnerstagabend am Telefon so erzählt, fügt er an: "Wenn ich nicht zweimal geimpft gewesen wäre, würde ich jetzt vermutlich nicht mit dir sprechen können."
Corona hat auch Kresimir Loncar erwischt. Ein sogenannter Impfdurchbruch, der es in sich hatte. Und der natürlich umso mehr erschrecken darf, weil es einen austrainierten und kerngesunden Brocken von Menschen ohne jegliche Vorerkrankung traf, dem man aufgrund seiner Physis auch ein intaktes Immunsystem unterstellen darf. "Mir ging es vier Tage lang wirklich sauschlecht." Fieber, Husten. Kaum Schlaf. Er war kurz davor, sich freiwillig ins Krankenhaus bringen zu lassen, ehe es an Tag fünf nicht mehr schlimmer wurde. Auch heute noch, fast zwei Wochen nach dem positiven Testergebnis, "habe ich noch immer keinen Geschmack und kann nichts riechen. Und mit dem Atmen tue ich mir auch noch sehr schwer". Loncar hätte in dieser Woche seine Booster-Impfung bekommen sollen – wegen der Quarantäne, die noch bis Dienstag andauert, musste sie verschoben werden.
Loncars Sohn wurde auch positiv getestet, seine Frau und die Tochter waren negativ. Weshalb der im damals noch jugoslawischen Split geborene Kroate, der seit 2016 die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, einen eindringlichen Appell ausruft: "Leute, lasst euch impfen. Wir haben keine andere Wahl. Wäre ich nicht geimpft gewesen, wäre es noch schlimmer gekommen."
Die Baskets, in deren gesamter Organisation laut Angaben des Klubs, von allen Spielern in allen Mannschaften über die Trainer- und Betreuerstäbe bis hin zu allen Angestellten auf der Geschäftsstelle, alle vollständig geimpft sind, hatten jüngst drei Corona-Fälle. Neben Loncar wurden auch der Pressesprecher und ein Jugendtrainer, der bei den Übungseinheiten der Profis auch immer wieder dabei ist, positiv auf Sars-CoV-2 getestet.
Der Einfluss der Corona-Fälle auf das Spiel in Ludwigsburg
Und welchen Einfluss haben oder hatten diese Fälle aufs Profi-Team? Gerade bei Loncars Nähe zur Mannschaft abseits des Einzeltrainings – bei Spielen sitzt er, wenn auch mit etwas Abstand, stets neben der Bank – bestand natürlich das Risiko einer Übertragung, weil ja auch Geimpfte infektiös sein können, bevor sie Symptome zeigen oder positiv getestet werden. "Zum Glück alles im grünen Bereich", sagt Baskets-Trainer Denis Wucherer. Mitgeholfen hat dabei womöglich auch die Länderspielpause, weil die Mannschaft nach der 78:83-Niederlage gegen Frankfurt am Sonntag vor zwei Wochen vier Tage frei hatte. Spieler und Trainer werden inzwischen vor jedem Training geschnelltestet. Alle negativ. Ein Teil ist sogar schon geboostert, der Rest folgt laut Wucherer noch vor Weihnachten. Abhängig davon, wann wer die zweite Spritze bekam.
Die Pandemie hat inzwischen also auch den deutschen Sport wieder im Schwitzkasten, und als man mit Wucherer telefonierte, noch bevor Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am Freitagmittag erneut Geisterspiele für den Profisport befehligt hat, meinte der 48-Jährige: "Die pandemische Lage drückt nun schon wieder sehr aufs Gemüt." Er denkt dabei nicht nur an seine Profi-Mannschaft, sondern auch an die Jugend- und das Regionalliga-Team und die vielen Absagen. Seine große Hoffnung war: "Bitte nicht wieder wie in der letzten Saison die Geisterspiele."
Die Hoffnungen der Baskets
Diese Hoffnung hat Söder zumindest für die nähere Zukunft erst einmal pulverisiert. Inwiefern die Gesamtgemengelage die Vorbereitung auf die Partie bei den MHP Riesen Ludwigsburg am Sonntag (15 Uhr) beeinträchtigt, ist selbstverständlich nur schwierig abzuschätzen. Selbst für die direkt Beteiligten. "Das ist unser Job, dafür werden wir bezahlt", sagt der Trainer, der aber auch nicht ausschließen will, dass all die Widrigkeiten doch im Hinterstübchen herumspuken könnten. Positive Ansätze vor der Partie gegen die "wie immer sehr physisch und athletisch spielenden" Ludwigsburger hat Wucherer aber auch ausgemacht: "Die Niederlage gegen Frankfurt haben wir auch mit viel Videostudium aufgearbeitet. Wir hatten intensive Trainingstage, und die Stimmung ist auch gut."
Wenngleich der Trainer durchaus respektvoll klingt, plaudert man ein wenig mit ihm über seinen ehemaligen Schützling Jordan Hulls ("Ludwigsburgs bester Werfer"), so kann er natürlich darauf hoffen, dass zumindest zwei seiner aktuellen Akteure mit einem Schuss Extra-Motivation ans Werk gehen und es ihrem Ex-Trainer John Patrick zeigen wollen: Kerron Johnson spielte in zwei Runden für die Ludwigsburger (2014/15 und 2017/18), und die vergangene Spielzeit wird bestimmt niemals ein Highlight werden in der Karriere von Desi Rodriguez, der über seine letztlich unerquickliche Zeit in Ludwigsburg heute aber nicht mehr viel Worte verlieren will. Vielleicht will er ja am Sonntag mehr Taten sprechen lassen.