Um 20.45 Uhr am Mittwochabend war das dramatische Saisonfinale in der Zweiten Handball-Bundesliga entschieden. Während die Wölfe Würzburg in der f.a.n. Frankenstolz Arena in Aschaffenburg auch ihr letztes Auswärtsspiel der Saison verloren und nach engem Derby mit 26:29 (13:11) dem TV Großwallstadt erstmals seit dem 13. März 2015 und nach zuvor sieben Siegen in Serie unterlagen, kannte der Jubel mit dem zeitgleichen Abpfiff in der Coburger Arena kein Halten mehr. Die Fans des ThSV Eisenach stürmten nach ihrem hart erkämpften 26:25-Erfolg über den HSC 2000 Coburg das Spielfeld und feierten mit ihrer Mannschaft in einem großen Pulk den ersten Bundesliga-Wiederaufstieg seit 2016.
Brustmann schafft mit Eisenach, was ihm mit Rimpar nicht gelang
Mittendrin: Philipp Meyer, Abwehrchef der Wölfe bis Sommer 2022. Etwas abseits: der von den Thüringern für die letzten beiden Spiele reaktivierte langjährige Rimparer Torwart Max Brustmann. Ihm gelang damit drei Jahre nach seinem Karriereende und sechs nach dem verpassten Aufstieg mit seinem Heimatverein doch noch der Sprung in Deutschlands höchste Handballklasse – wenngleich er dort freilich sehr wahrscheinlich nicht mehr selbst spielen wird.
Gegen seinen früheren Lieblingsgegner Coburg, in dessen Halle er mit Rimpar etliche Siege errungen hatte, startete der 40-Jährige zu Beginn jeder Halbzeit und wurde dann jeweils gegen Mitte des Durchgangs ausgewechselt. Insgesamt trug er drei Paraden zum Sieg bei, den die Eisenacher nach 11:17-Rückstand (35. Minute) mit einer Wahnsinnsmoral in den letzten neun Minuten noch errangen.
Ex-Wölfe-Kreisläufer Patrick Gempp verpasst mit Dessau den Aufstieg
Für einen dritten ehemaligen Wolf endete der Abend in Ludwigshafen dagegen enttäuschend: Kreisläufer Patrick Gempp gewann mit dem Dessau-Roßlauer HV zwar mit 32:29 bei den Eulen, der punktgleiche Tabellendritte verlor aufgrund der schlechteren Tordifferenz aber dennoch das Fernduell mit Eisenach um den zweiten Aufstiegsplatz hinter Meister HBW Balingen-Weilstetten.
In Aschaffenburg indes ging es um nicht mehr als Prestige. Trotzdem ärgerte sich Julian Thomann nach seinem letzten Spiel als Trainer der Wölfe Würzburg über die vermeidbare Niederlage. "Das Derby war ein Spiegelbild von so vielen Spielen in dieser Saison. Wir haben es eigentlich im Griff, sind sogar lange die einen Tick bessere Mannschaft und bleiben dann in der Crunchtime wieder nicht cool genug."
Julian Thomann ärgert sich über unnötige Derby-Niederlage
Tatsächlich schenkte der Absteiger in den letzten sieben Minuten beim Stand von 24:24 durch drei leichtfertige Ballverluste in Folge die Chance auf den ersten und einzigen Auswärtssieg in seiner (vorerst) letzten Zweitliga-Saison her. "Wie so oft bringen wir uns damit um die Früchte unserer Arbeit", haderte Thomann. "Das ist extrem enttäuschend."
Dabei hatte es anfangs so gut ausgesehen für die Grün-Weißen. Nach ausgeglichenen Anfangsminuten gelang ihnen beim Stand von 4:3 (10.) für Großwallstadt ein 5:0-Lauf zum 4:8 (17.). Die Gäste bestraften die Unkonzentriertheiten der von Slava Lochmann gecoachten Gastgeber im Angriff und beim Abschluss; der Ukrainer wird in der kommenden Saison Co-Trainer von Michael Roth. Die Wölfe hätten sogar noch deutlicher führen können, wären sie nicht selbst einige Male am besten Torwart der Liga, Petros Boukovinas, und am Aluminium gescheitert. Insgesamt standen bei Würzburg am Ende 18 Fehlwürfe zu Buche.
Allerdings hielt Andreas Wieser – der wie Patrick Schmidt, Steffen Kaufmann und Luis Franke eine Vergangenheit beim TVG hat – in der ersten Halbzeit ebenso acht Bälle wie sein Gegenüber und hatte am Ende in seinem letzten Spiel für die Wölfe mit 16 Paraden, davon zwei Siebenmeter, sogar eine mehr als Boukovinas.
Leichtfertige Fehler in der Crunchtime kosten die Wölfe die Chance auf den Sieg
Dem Lauf folgte eine Schwächephase der Gäste, in der Großwallstadt auf 8:10 (25.) verkürzte. Lukas Böhm mit zwei Toren stellte den Abstand wieder her. Beim Stand von 11:13 ging es in die Pause.
Im zweiten Durchgang lag der TV in der 49. Minute erstmals vorn (22:21), dann wechselte die Führung noch mal – bis zum 24:24 (53.) und dem folgenden 0:3-Lauf der Würzburger durch drei von insgesamt 16 technischen Fehlern. Die letzten beiden Minuten bestritten sie in doppelter Unterzahl.
Die Wölfe haben nun rund vier Wochen Sommerpause und starten dann im Juli mit vielen neuen Gesichtern und Neu-Trainer Johannes Heufelder in die Vorbereitung für die erste Drittliga-Saison seit zehn Jahren.
Die Statistik des Spiels
TV Großwallstadt – Wölfe Würzburg 29:26 (11:13)