Mitten in der Winterpause hat der abstiegsbedrohte Handball-Zweitligist Wölfe Würzburg am Montagabend eine personelle Neuausrichtung verkündet. Per Mail flatterte eine Pressemitteilung in die Redaktion, gezeichnet von Geschäftsführer Roland Sauer, der derzeit auf Mauritius urlaubt. Der Inhalt: Trainer Julian Thomann wird seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Sein Nachfolger steht bereits fest.
Nach 16 Niederlagen in 18 Spielen haben die Unterfranken als Schlusslicht der 2. Handball-Bundesliga das vergangene Jahr beendet. Ausgerechnet in ihrer zehnten Saison im Unterhaus und nach der Umbenennung von DJK Rimpar Wölfe in Wölfe Würzburg droht der Abstieg.
So begründet Julian Thomann, dass er bei den Wölfen Würzburg aufhört
Wer Thomann in den Wochen vor Weihnachten nach seinen Zukunftsplänen gefragt hatte, bekam ausweichende Aussagen wie "alles ist offen". Zwischen den Zeilen war da schon zu ahnen: Der Schwabe sieht seine weitere Zukunft eher nicht in Würzburg. In der Pressemitteilung wird er nun mit den Worten zitiert: "Im nächsten Jahr möchte ich mein Lehramtsstudium in Baden-Württemberg abschließen. Leider ist das parallel zur Arbeit als Trainer im Spitzensport nicht möglich."
Beerben wird den 30-Jährigen unabhängig von der Liga ein Mann, der in den vergangenen Monaten schon mehrmals beim Training der Wölfe und bei Heimspielen in der tectake Arena aufgetaucht ist: Johannes Heufelder. Der gebürtige Regensburger, Jahrgang 1992, aufgewachsen in Lauf/Pegnitz, trainierte zuletzt die A-Jugend-Bundesligamannschaft des HC Erlangen, bevor der Klub die Zusammenarbeit im Sommer 2022 ohne offizielle Erklärung beendete. Davor war der Sport- und Fitnesskaufmann zweieinhalb Jahre als Athletiktrainer im Männer- und Jugendbereich des HSC 2000 Coburg tätig gewesen.
Johannes Heufelder war 2021 Trainerkandidat neben Julian Thomann
Nach Aussagen von Roland Sauer in einem Telefonat mit dieser Redaktion am 23. November hatte Heufelder den Wölfen zusammen mit einem Geschäftspartner im Herbst Hilfe angeboten. "Komplett ehrenamtlich", wie der 67-Jährige beteuerte. "Die beiden beraten mich ohne offizielle Funktion und versuchen, mir mit Management-Aufgaben und im Bereich Scouting zu helfen." Einen neuen Spieler haben die Wölfe bisher nicht verpflichtet.
Innerhalb der Mannschaft hatte Heufelders Anwesenheit beim Training für Unruhe gesorgt. Aus pikantem Grund: Der A-Lizenz-Inhaber, der in Handballkreisen als extrem ehrgeizig beschrieben wird, war 2021 neben Thomann und einem dritten Trainer Kandidat für die Nachfolge von Ceven Klatt gewesen.
Johannes Heufelder übt bei den Wölfen künftig eine Doppelfunktion aus
Als diese Redaktion Sauer in besagtem Telefonat fragte, ob Heufelder Thomann ersetzen werde, früher oder später, und welches Signal an einen unter Druck stehenden Trainer es sei, ihm dessen Mitbewerber in die Halle zu holen, antwortete der Wölfe-Chef: Er habe - was Thomann auf Nachfrage bestätigte - diesen "von Anfang an" über die Personalie Heufelder informiert. Und auch darüber, dass dieser "keine Ambitionen hat, noch mal als Trainer zu arbeiten". Er sehe seine Zukunft "im Bereich Scouting".
Nun hat Johannes Heufelder es sich offenbar anders überlegt. Bis er Thomann als Coach beerbt, wird er das Team als Sportlicher Leiter unterstützen, ab Sommer dann eine Doppelfunktion ausüben.
In der Pressemitteilung heißt es: "Nach Julians Entscheidung und aufgrund der aktuellen Tabellensituation hatte Johannes Heufelder angeboten, unseren Cheftrainer bereits ab dem Vorbereitungsstart im Januar aktiv zu unterstützen, um damit den kompletten Fokus auf die sportlichen Aufgaben zu setzen und alle vorhandenen Ressourcen zielgerichtet zu nutzen, um die notwendigen Punkte zu holen und den Klassenerhalt zu schaffen. Das Ziel Klassenerhalt haben sich Julian und Johannes als gemeinsame Aufgabe gesetzt."
Das sind Johannes Heufelders Aufgaben als Sportlicher Leiter
In Heufelders Verantwortungsbereich als Sportlicher Leiter falle unter anderem die zuletzt eher rückläufige als fortschreitende Professionalisierung sowie "die Etablierung der Strukturen im sportlichen Bereich". Ein besonderes Augenmerk werde "ebenso die Koordination der Schnittstelle zwischen den Jungwölfen und Wölfen sein, wozu vor allem die Weiterentwicklung und Integration junger Spieler aus der Rimparer Kaderschmiede gehört".
Diese hatte Thomann schon zusammen mit Nachwuchskoordinator Bastian Krenz vorangetrieben – allerdings auch aus anhaltender Personalnot im zu klein aufgestellten und durch Verletzungen zusätzlich dezimierten Profi-Kader. So hatten mit Paul Siegl, Lukas Beran, Finn Daugs, Josef Weber, Silas Kütt, Jonas Krenz, Hannes Rabe und Jannis Weckesser insgesamt acht zumeist einheimische Spieler aus der A-Jugend-Bundesligamannschaft oder der Bayernliga-Reserve ihre Debüts im Zweitliga-Team gegeben. So weit, so gut für einen Ausbildungsverein. Unbestritten ist freilich trotzdem, dass Notlösungen kaum ein Konzept im Abstiegskampf und auch nicht für die Zukunft sind.
Heufelder wird in der Mitteilung mit den Worten zitiert: "Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe, gemeinsam mit den Wölfen und dem Verein die Zukunft neu aufzubauen. Jetzt zählt aber erst einmal nur der Klassenerhalt, dafür werden Julian und ich alle Hebel in Bewegung setzen, um dieses Ziel gemeinsam zu erreichen!"
Jetzt ist Roland Sauer schon so lange im Geschäft und bekommt es einfach nicht hin, einen Trainerwechsel - wenn er schon sein muss - in einer vernünftigen Art und Weise zu bewerkstelligen.
Vielleicht sollte er sich mal einen "Trainerwechsel-Koordinator" (ehrenamtlich selbstverständlich zulegen ... denn hier hat er starke Defizite.
Herr Obinger und Herr Klatt werden sich an ihre Abschiede erinnert fühlen.
Julian Thomann hat laut Pressemitteilung folgendes mitgeteilt:" Im nächsten Jahr möchte ich mein Lehramtsstudium in Baden-Württemberg abschließen. Leider ist das parallel zur Arbeit als Trainer im Spitzensport nicht möglich". Was also soll Roland Sauer machen? Er muss sich nach Ersatz umsehen. Ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Von außen lassen sich solche Sachen immer leicht kritisieren und kommentieren. Einen Handball-Zweitligaverein zu leiten ist bestimmt kein Zuckerschlecken.