Mit den Worten "Einen wunderschönen Samstagnachmittag, liebe Handball-Fans der Wölfe und der Eulen" eröffnete Gerd Nöth um 16.50 Uhr in der tectake Arena das letzte Heimspiel der Wölfe Würzburg in der 2. Bundesliga. Der langjährige Hallensprecher der Rimparer Wölfe, der aus gesundheitlichen Gründen schon während der Corona-Pandemie aufgehört hatte, kehrte noch einmal zurück ans Mikrofon.
Sportlich ging es zwischen dem Absteiger aus Würzburg und dem Tabellenachten aus Ludwigshafen – unter der Woche war bekannt geworden, dass ihr beider ehemaliger Trainer Ceven Klatt künftig den Drittligisten TuS Ferndorf coachen wird – an diesem vorletzten Spieltag nur noch um die sprichwörtliche goldene Ananas.
Fünfter Saisonsieg für die Wölfe Würzburg
Gemessen daran entwickelte sich – zumindest aus Sicht des Heimteams – ein durchaus rassiges Spiel mit hohem Tempo und reichlich Toren. Am Ende schenkten die Wölfe ihren Fans unter den 631 Zuschauenden noch einmal einen Sieg: Das 30:25 (17:16) war ihr überhaupt erst fünfter in dieser Runde.
"Ich bin sehr froh, dass wir das Spiel so positiv gestalten konnten, nicht nur mit einem Sieg, sondern auch mit einer tollen Mannschaftsleistung und vielen Emotionen. Heute haben wir das gezeigt, was wir diese Saison leider nicht so oft auf die Platte gebracht haben", resümierte Julian Thomann, der sich in seinen zwei Trainerjahren als rechtschaffener Mensch, wie Schwaben einen Typen wie ihn wohl nennen würden, viele Sympathien im Klub erworben hat.
Mit Leidenschaft und Willen
In der ersten Halbzeit gerieten die Gastgeber früh in Rückstand und mussten bereits nach elf Minuten zum Rapport. Danach gelang ihnen ein 5:1-Lauf (11:10, 16.), später sogar eine Zwei-Tore-Führung (15:13, 23.).
Nach der Pause machten sie weiter, wie sie aufgehört hatten: mit Leidenschaft und Willen. Die inzwischen aggressive Defensive ließ in der zweiten Hälfe nur noch neun gegnerische Tore zu, und davon waren vier Siebenmeter. Einen "peinlichen Auftritt" nannte Eulen-Coach Michael Abt das.
1000. Tor von Dominik Schömig für seinen Heimatverein
Bei den Wölfen lief es dagegen weiter wie am Schnürchen. Linksaußen Dominik Schömig erzielte sein 1000. Tor für seinen Heimatverein. Und die scheidenden Akteure spielten befreit auf, allen voran Benedikt Brielmeier, Lukas Böhm und Benedikt Hack.
In der 45. Minute lagen die Würzburger sodann mit vier Treffern vorn: 23:19. Während ihr früherer Torwart Max Brustmann im Aufgebot des um den Bundesliga-Aufstieg kämpfenden ThSV Eisenach im Duell gegen den VfL Potsdam auftauchte und mit 40 Jahren noch mal spektakulär überraschend aus dem Handball-Ruhestand zurückkehrt, ließ sich seine frühere Mannschaft den Erfolg nicht mehr nehmen.
Stehende Ovationen von den Fans
Als Brielmeier im letzten Spiel seiner Karriere nach einem Abwehrblock mit einem Wurf übers ganze Feld ins leere Ludwigshafener Gehäuse zum 28:23 (58.) traf, war der Drops gelutscht. Die Wölfe, sie erkämpften diesen Sieg für ihre Fans, und die bedankten sich mit stehenden Ovationen.
Der Fanklub "Der achte Wolf" hatte ein weißes Transparent gestaltet mit grünen Herzen und schwarzer Schrift: "Danke für Euren Einsatz" stand darauf, umrahmt von den Nummern der Spieler, die an diesem Tag zum letzten Mal die grün-weißen Trikots trugen sowie den Abkürzungen JT für Chefcoach Julian Thomann und Sef für Co-Trainer Josef Schömig.
"Wir ziehen einen ganz großen Hut vor euch", richte sich Kapitän Patrick Schmidt vor der Humba an die Anhänger: "Wir haben damals in der 3. Liga gemerkt, wie wichtig Fans sind und würden uns freuen, wenn ihr uns bald in der 3. Liga wieder genauso unterstützen würdet."
Roland Sauer verabschiedet Trainer, Spieler und Gerd Nöth
Anschließend verabschiedete Geschäftsführer Roland Sauer zehn Spieler und die beiden Coaches mit Worten des Danks und Geschenken. "Über 100 Spieler waren es in meinen letzten 20 Jahren, 16 davon stehen jetzt hier", sagte Josef Schömig und verbeugte sich vor dem Fanblock.
Hallensprecher Nöth saß während der Zeremonie mit einem Bier am Kampfgericht, streichelte immer wieder über einen völlig verharzten Handball und sagte mit Tränen in den Augen: "Das war mein Leben." Nachdem er von Sauer ebenfalls verabschiedet und "eine Institution" genannt worden war, rief Nöth ein letztes Mal ins Mikro: "Danke, Fans!"
Zum Saisonfinale gastieren die Wölfe am Mittwoch beim TV Großwallstadt (19 Uhr, f.a.n. Frankenstolz Arean). Ein Derby ist ein würdiger Abschied nach zehn Jahren 2. Liga.
Die Statistik des Spiels
Wölfe Würzburg – Eulen Ludwigshafen 30:25 (17:16)