Max Brustmann ist das Rückgrat von Handball-Zweitligist DJK Rimpar Wölfe. Aufgrund der Corona-Pandemie kann der Torwart derzeit nicht zwischen den Pfosten seinen Mann stehen; auch seiner Schule muss der Lehrer seit Wochen fernbleiben. Dass Brustmann trotzdem nicht langweilig ist, liegt auch an seinem jüngsten Spross Hanno, sein zweites Kind nach Tochter Hilla. Mit dem Nachwuchs auf dem Arm ist Brustmann im Wölfe-Video für den Crowdfunding-Aufruf zu sehen. Rund 9000 Euro hat die Aktion bislang eingebracht (Stand: Dienstagnachmittag, 14. April). Bis zum 8. Mai sollen 30 000 Euro zusammenkommen.
Schon seit November vergangenen Jahres steht für den auf dem Spielfeld impulsiven und oft lauten Keeper fest: Seine eindrucksvoll konstante Karriere endet in diesem Sommer. Es spricht derzeit vieles dafür, dass sie still zu Ende geht. Corona macht sämtliche Ausstiegspläne zunichte.
Der Vorletzte der goldenen Generation
"Ich rechne fest damit, dass die Saison abgebrochen wird - und wenn nicht, dann gibt es ohnehin nur noch Geisterspiele. Das ist schon etwas ärgerlich", sagt der 37-Jährige, der neben Julian Sauer der letzte aktive Rimparer der goldenen Generation war, die einst von der Landesliga Nord bis ins Handball-Unterhaus vorgestoßen ist.
Seine Abschiedspartie könnte der 28:25-Auswärtssieg beim HC Elbflorenz Dresden am 28. Februar gewesen sein. "Ich hätte gerne vorher gewusst, dass es mein letztes Spiel ist, wenn es denn tatsächlich so kommt", sagt Brustmann. Noch einmal den kompletten Ablauf eines Spieltages so richtig genießen und dadurch für sich selbst Abschied vom aktiven Handball nehmen: Das wäre dem Torhüter wichtig gewesen – und wohl auch vielen anderen Aktiven, die nun ihre Karrieren beenden.
Das Abschluss-Drehbuch des Rimparer Schlussmanns hätte eigentlich nicht besser sein können. Das Heimspiel gegen den HSV Hamburg am 24. April wäre sein 500. Auftritt für den Heimatverein gewesen. Im letzten Duell vor heimischer Kulisse am 16. Mai in der s.Oliver Arena wollte sich Brustmann von den Wölfe-Fans verabschieden. Zu Gast wäre ausgerechnet Zweitliga-Spitzenreiter HSC 2000 Coburg gewesen.
Gegen den oberfränkischen Rivalen lief "The Wall", wie er seit dem bayerischen Supercup-Gewinn der Rimparer 2009 nach Paraden gefeiert wird, so gut wie immer zur Höchstform auf. Dadurch hatte Brustmann maßgeblich Anteil daran, dass die Unterfranken in zehn Derbys in Serie ungeschlagen blieben und erst in der vergangenen Saison ihre erste Niederlage gegen Coburg hinnehmen mussten.
Rücktritt vom Rücktritt?
Überhaupt galt das Rimparer Urgestein als so etwas wie eine lebendige Lebensversicherung für die Grün-Weißen. Die Statistiken weisen ihn seit Jahren als einen der besten Keeper in der zweiten Liga aus. In mehreren Spielzeiten schon ließen die Wölfe die wenigsten Gegentreffer aller Klubs zu – nicht zuletzt ein Verdienst von Brustmann, der 2014/15 zum "Torhüter der Saison" gewählt wurde. Und nun soll für ihn einfach so Schluss sein? "Ja, so ist es jetzt nun mal." Einen Rücktritt vom Rücktritt schließt er aus. Seine Entscheidung habe er bewusst getroffen, um mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu können.
Dass sich die Suche nach einem Nachfolger hinzieht, ist Brustmann natürlich nicht entgangen. "Da findet sich schon jemand. Und dann gibt es ja noch Andi Wieser, der zuletzt richtig gut drauf war." Ein kleines Hintertürchen lässt sich der 37-Jährige dann aber doch noch offen: "Wenn die Not mal wirklich groß sein sollte, etwa wenn sich einer unserer Torhüter verletzt, würde ich mich schon noch mal auf die Bank setzen. Rimpar ist schließlich mein Heimatverein."
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