Vier Niederlagen in Serie, bereits insgesamt elf in den 16 Partien dieser Saison, dabei alle sieben Heimspiele verloren - und jetzt kommt der Tabellenletzte: Nach den zu erwartenden Schlappen gegen die Liga-Größen Berlin, Oldenburg und München sowie dem 82:87 gegen den direkten Konkurrenten Göttingen am Samstag hat sich zum Abschluss der Vorrunde der Druck auf Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg vor der Begegnung gegen die JobStairs Gießen 46ers (Dienstag, 20.30 Uhr, s.Oliver Arena) weiter erhöht. Auch wenn Baskets-Trainer Denis Wucherer nach dem jüngsten Misserfolg sagte: "Der Druck wird konstant hoch bleiben", so meinte er doch auch leicht süffisant: "Die nächsten Spiele sind nicht unwichtig, und wir müssen sehen, ob wir da auf Augenhöhe bestehen können." Die wichtigsten Fragen vor den beiden richtungsweisenden Partien gegen Gießen und am Freitag (19 Uhr) in Weißenfels gegen den MBC.
Dazu genügen ein Blick auf die Tabelle und einer auf den Dienstplan der Baskets in den nächsten vier Wochen: Noch erscheint die Ausgangslage des inzwischen Vierzehnten im Kampf um den Klassenerhalt zumindest nicht allzu schlecht. Immer noch fehlen nur zwei Siege auf Play-off-Rang acht, es sind aber auch immer noch nur zwei Siege Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Nach der Partie gegen den erst zweimal siegreichen Letzten Gießen, der (wie Würzburg) gegen Bayreuth und Frankfurt gewann, und dem Ausflug zu den wie die Baskets fünfmal siegreichen Weißenfelsern, die in Würzburg siegten, kommt der souveräne Spitzenreiter Ludwigsburg (erst eine Niederlage, Sonntag, 14.2,, 20.30 Uhr). Nach der zweiwöchigen Länderspielpause folgen diese Aufgaben: bei Euroleague-Teilnehmer München (28.2., 15 Uhr) und beim Überraschungszweiten Crailsheim (3.3., 20.30 Uhr) sowie gegen Bamberg (6.3., 20.30 Uhr). Also vier Spiele, in die die Würzburger bestimmt nicht als Favoriten gehen werden.
Nach dem Ausfall der Langzeitverletzten Smith, Sears und Chapman mangelt es dem Team vor allem an Größe. Und an konstanter Treffsicherheit aus der Ferne. Perry Jones III. soll helfen, aber es wird noch dauern, bis der NBA-erfahrene Neuzugang vollständig integriert sein wird. Der 22-jährige Jonas Weitzel, vergangene Saison noch Center in der drittklassigen ProB, legte zwar sehr erstaunliche und so nicht zu erwartende Vorstellungen aufs Parkett, bekam jüngst aber auch seine Grenzen aufgezeigt.
Mehr denn je! Mit James Gist, Rasid Mahalbasic, Johannes Thiemann und zuletzt vor allem Tai Odiase hatten Wucherers Mannen es ja schon mit der Big-Man-Elite der Liga zu tun. Aber nun kommt John Bryant. Die Hessen holten ihren verlorenen Sohn, der von 2017 bis zur wegen der Corona-Pandemie unterbrochenen Saison das Gießener Spiel prägte, unlängst zurück. Der 2,11-Meter-Koloss, der auch schon in Ulm, München, Valencia und Monaco kräftig Körbe verteilte, hielt sich zuletzt beim Zweitligisten Paderborn "fit" - sofern man das bei seinem Erscheinungsbild behaupten darf. Der inzwischen 33-jährige, der zweimal Spieler des Jahres in der Bundesliga war und zweimal der offensivstärkste und auch schon mal 38 Punkte in einer Partie warf, macht zwar seit Jahren den Eindruck, als habe er mit Sport nichts am Hut - mit Leistungssport schon gar nicht! Aber seit seinem Comeback in Gießen Mitte Januar steht er nun trotzdem wieder 20 und mehr Minuten auf dem Parkett, und bei Gießens 82:97-Niederlage gegen Oldenburg machte er auch 19 Punkte. Weitzel, Jones und Rückkehrer Alex King, die sich unter den Brettern derzeit abwechseln, werden also erneut alle Hände voll zu tun bekommen. „Wir müssen natürlich sehen, wie wir mit John Bryant klarkommen, nachdem uns Göttingens großer Mann Odiase sehr weh getan hat", sagt Wucherer.
Am Geld liegt es - was man hört - nicht zu allererst. Die Langzeitverletzten sind erstmal von der Payroll, auch durch die von der Vereinsseite forcierte Vertragsauflösung mit Tyler Persons wird Geld gespart. Womöglich ist ja auch mancher Sponsor sowie der alte Eigentümer und/oder die neuen bereit, noch was draufzulegen. Den einen oder anderen Spieler hatten sie sich ja bereits ausgeguckt, der Transfer kam dann aber doch nicht zustande, weil andere (auch international spielende) Vereine mit mehr Budget angeblich dazwischengrätschten. Die Situation sei schwierig, sagt Wucherer seit längerem: "Wir arbeiten mich Hochdruck daran", betont er. „Wir können noch zweimal nachverpflichten, deshalb muss bei diesen Spielern alles passen“, sagt Kresimir Loncar, der Manager Sport und Scouting der Baskets: „Wir sind auf der Suche nach Verstärkungen, die aus dem Spielbetrieb in Europa kommen und uns sofort helfen können." Loncar geht davon aus, dass spätestens in der Länderspielpause geeignete Kandidaten nicht nur gefunden, sondern auch verpflichtet werden. Aus Vereinssicht auch nötig, um sich aus den diversen Zwickmühlen zu befreien.