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Basketball: Bundesliga
Die Baskets schnuppern an einer Sensation
Über drei Viertel lang bietet s.Oliver Würzburg erstaunlich lustlosen Münchner Bayern Paroli und führt sogar lange Zeit - muss sich am Ende aber mit 70:74 geschlagen geben.
NeuzugangPerry Jones III (im Zweikampf mit Münchens Leon Radosevic) kam bei seinem Debüt auf fünf Punkte.
Foto: Heiko Becker | NeuzugangPerry Jones III (im Zweikampf mit Münchens Leon Radosevic) kam bei seinem Debüt auf fünf Punkte.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 13.02.2024 22:04 Uhr

Als Wade Baldwin die Kugel dann vier Minuten und 55 Sekunden vor Schluss einhändig durch den Ring stopfte, hatte das natürlich auch etwas Symbolisches. In diesem Sport wird ein Dunking gerne auch als ein Statement für Dominanz interpretiert, und natürlich hat es auch etwas Brachiales, wenn ein muskelbepackter 1,93-Meter-Mann wie Baldwin, der in Memphis und Portland NBA-Erfahrung sammelte, hoch hüpft und das Spielgerät von oben mit Karacho in den Korb drückt. Da ist dann kein Raum mehr für große Diskussionen. Es waren die Punkte zum 65:58. Und es schien, als wollte der 24-jährige Amerikaner damit auch sagen: Jetzt ist aber endlich mal Schluss mit dem Unfug. Basta.

Das war es dann aber doch noch nicht ganz, weil die Baskets sich auch danach nicht hängen ließen und sich weiter wehrten und noch immer an die Sensation glaubten, auch als sie kurz später mit neun Zählern zurücklagen. Bis auf zwei Punkte kämpften sie sich noch mal heran (70:72), letztlich aber musste sich s.Oliver Würzburg dem  FC Bayern München am Mittwochabend mit 70:74 (33:27) geschlagen geben - die zehnte Niederlage in der 15. Begegnung dieser Runde. Was im Grunde selbstverständlich auch nicht anders zu erwarten gewesen war - aber den Würzburgern nach dem Verlauf der Partie doch wehtun dürfte. "Wir waren sehr nah dran", sagte Kapitän Felix Hoffmann, der den Ausgang "schade" fand und meinte: "Ich bin super stolz auf diese Mannschaft."

"Wir waren sehr nah dran. Ich bin super stolz auf diese Mannschaft."
Felix Hoffmann, Basktes-Kapitän

Das durfte er auch sein - aber dass die Geschichte von David gegen Goliath, die ja im Sport sehr gerne bemüht wird, wenn es um die Umschreibung eines ungleichen Duells geht, in dem ein turmhoher Favorit auf einen Underdog trifft, eben in den allermeisten Fällen nicht so ausgeht wie die im Alten Testament überlieferte Legende, hat die Vergangenheit häufig genug bewiesen. In der bekanntesten von mehreren Geschichten über die beiden besiegt der kleine israelische Königsanwärter David den riesigen Philisterkrieger Goliath (indem er ihm einen Stein gegen die Stirn schleudert und ihm dann den Kopf abhackt). Nun ja, da es sich beim Übertragen auf den Sport ja nur um ein Bild handelt, geht es dort zumindest nur in den seltensten Fällen derart brutal und final zu - und die zu erwartende sportliche Hinrichtung wurde es gegen die Bayern am Mittwochabend dann eben auch nicht.

Zupackend: Fast hätten die Baskets um Felix Hofmann (rechts) und Joshua Obiesie (links) den Bayern mit JaJuan Johnson nicht nur den Ball, sondern auch die Punkte entrissen. Am Ende gingen sie doch leer aus.
Foto: Heiko Becker | Zupackend: Fast hätten die Baskets um Felix Hofmann (rechts) und Joshua Obiesie (links) den Bayern mit JaJuan Johnson nicht nur den Ball, sondern auch die Punkte entrissen. Am Ende gingen sie doch leer aus.

Die Münchner sind durch ihre Teilnahme an der Euroleague, wo sie gerade durch zwei Siege in Moskau für Furore gesorgt und ihre Chance, als erste deutsche Mannschaft überhaupt das Viertelfinale zu erreichen, gesteigert haben, im Dauereinsatz. Am Freitag steht in der Königsklasse, die mit der Champions League im Fußball vergleichbar ist, das zumindest hierzulande prestigeträchtige Duell gegen den deutschen Meister Alba Berlin an - und offenbar waren die Münchner über weite Strecken der Partie in Würzburg mit den Gedanken bereits bei ihrer nächsten. 

Desaströse Wurfquoten der Bayern

Die flink und engagiert loslegenden Würzburger wussten die Schlafmützigkeit der reichlich lethargisch auftretenden Bayern gut zu nutzen. Nach knapp fünf Minuten lagen die Baskets gleich mal mit acht Punkten vorne (12:4), und Bayern-Trainer Andrea Trinchieri bat die Seinen zum ersten Gespräch. Das fruchtete nicht, zweieinhalb Minuten später war das italienische Rumpelstilzchen derart sauer, dass sein Schrei durch die ganze Arena hallte, und kurz später holte er sich ein technisches Foul ab, weil seine Kommunikationsfreudigkeit den Schiedsrichtern offenbar nicht sehr gefiel. So wenig wie dem Bamberger Meister-Trainer der Auftritt seiner Mannschaft gefallen konnte.

Gerade einmal elf Pünktchen gelangen den Münchnern im ersten Viertel, 17 den Baskets, die auch im zweiten Abschnitt munter weiterspielten, erneut zweimal mit acht Punkten führten (19:11, 33:25) und dabei auch noch einige einfache Körbe liegen ließen. Zur ganzen Wahrheit dieser ersten 20 Minuten gehört freilich auch, dass es kein wirklich besonders ästhetisches Basketballspiel war, und den Hausherren spielten natürlich auch die desaströsen Wurfquoten der Gäste in die Karten: Gerade einmal acht ihrer 29 Versuche aus dem Feld (28 Prozent) fanden das Ziel, und von der Dreierlinie nahm ihr Unterfangen fast schon peinliche Züge an: Gerade einen Wurf aus der Ferne trafen sie - versucht hatten sie es 17 Mal (am Ende waren es dann noch immer nur miserable fünf Treffer bei 28 Versuchen). Weshalb die Gastgeber dann auch völlig zurecht mit einer Sechs-Punkte-Führung (33:27) in die Halbzeit gingen, und sicherlich wäre es ziemlich interessant gewesen, mal ein bisschen Mäuschen zu spielen in der Münchner Kabine.

Neuzugang Perry Jones III. mit fünf Punkten

Trinchieri schwankte in der ersten Hälfte immer wieder zwischen Geschrei und fast flehentlichem Einreden auf seine Akteure und wandelte in der zweiten dann auf dem schmalen Grat, wegen seines zweiten technischen Fouls aus der Halle zu fliegen. In der ging es nämlich erstmal so weiter, wie die erste Hälfte aufgehört hatte. Die Bayern übernahmen zwar mal kurz die Führung (40:38), die sich die Baskets dann aber dank eines 13:2-Laufs schnell zurückeroberten (51:42). Im Schlussabschnitt dann erhörten die Bayern ihren Trainer dann ein wenig mehr, erhöhten den Druck in der Verteidigung und mühten sich mehr schlecht als recht zu ihrem elften Saisonsieg.

Bei den Baskets gab Neuzugang Perry Jones III. sein Debüt. Nach gespielten sieben Minuten und 43 Sekunden löste der am Freitag vom türkischen Klub Bursaspor geholte 2,11-Meter-Mann erstmals Jonas Weitzel ab. In seiner ersten Aktion verlor der 29-jährige Amerikaner gleich mal das Spielgerät, in seiner zweiten klaute er den Bayern die Kugel. Dass sich der Mann mit der Erfahrung aus 155 NBA-Partien für die Oklahoma City Thunder freilich erst noch ein wenig an seine neuen Kollegen gewöhnen und die Spielzüge lernen muss, versteht sich von selbst. Nach gerade einmal einem gemeinsamen Training kam er in seinen knapp 19 Minuten auf dem Parkett auf fünf Punkte.

 
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  • schuema@web.de
    Ich finde diese Art von Bericht echt gut. Schließlich muss es nicht immer ein Statistikbogen sein, der in der Zeitung steht. Man könnte natürlich am Schluss noch die Punkte der einzelnen Spieler aufzählen, aber das sagt ja nicht unbedingt was über deren Leistung aus. Ist Wade Baldwin kein Münchener Spieler? Und in der Bildunterschriften sind Radosevic und Johnson erwähnt. Vielleicht sollte man nicht Kritik üben ohne genau zu lesen?
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  • holle4es
    Ein Dunking vom "muskelbepackten" Baldwin und die Erwähnung von Spielernamen in der Bildunterschrift....na das ist ja eine tolle Analyse....und das bemängele ich ja eben. Dass es keine verbale Wiedergabe von der Leistung einzelner Spieler gibt, einen Boxscore kann ich auch lesen, die Spielstände zum jew. Viertelende auch.
    Aber interessant zu wissen, dass es auch Leute gibt, die diese Art "Spielbericht" mögen.
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  • holle4es
    Dieser Schreibstil ist unterirdisch. Wo sind Informationen zu einzelnen Spielern? Kein Münchner Spieler wird erwähnt...nur der grobe Spielverlauf wird im Grunde wiedergegeben. Das ist kein Bericht über ein Basketballspiel! Biblische Mythen hier breit zu erklären, auf so was muss man erst mal kommen...
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