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Basketball: Bundesliga
Die Baskets haben nun zwei Rekordspieler
Welche Lehren und welche Hoffnungen s.Oliver Würzburg aus der nie infrage stehenden Niederlage bei Alba Berlin ziehen kann - und was Trainer Denis Wucherer sich wünscht.
Trainer Denis Wucherer (Mitte unten) hofft, dass seine Mannschaft auch durch die Erfahrungen in Berlin weiter zusammenwächst.
Foto: HMB Media | Trainer Denis Wucherer (Mitte unten) hofft, dass seine Mannschaft auch durch die Erfahrungen in Berlin weiter zusammenwächst.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:22 Uhr

Es war eine Szene, die man wahrlich nicht alle Tage sieht, und - obwohl vor einer Fernsehkamera geschehen - so völlig natürlich, richtig authentisch daherkam. Denis Wucherer wurde also vom Kommentator des übertragenden Internetfernsehens kurz vor dem Sprungball gefragt, was denn nun, bitteschön, nötig sei, um das Spiel hier und heute in Berlin zu gewinnen. Wucherer stutzte kurz - und brach in schallendes Gelächter aus. Nachdem er sich wieder ein wenig eingekriegt hatte, meinte er: "Das weiß ich auch nicht. Aber wenn wir schon mal da sind, wollen wir uns zumindest auch Mühe geben." Er grinste ziemlich schelmisch dabei.

Gut drei Stunden später dann am sehr späten Sonntagabend - Wucherer und seine Mannschaft fuhren gerade am schön illuminierten Brandenburger Tor und dem Reichstag vorbei, wie er nebenbei bemerkte - meinte der Trainer der Basketballer von Bundesligist s.Oliver Würzburg dann am Handy: "Die Jungs haben sich gewehrt. Von Anfang an hat man gespürt, dass sie kämpfen wollten. Ich kann mich nicht beklagen heute, wie wir gespielt und über 40 Minuten gekämpft haben. Und das hat auch gezeigt, dass diese Mannschaft eine gute Moral hat und die richtige Mentalität und auf einem guten Weg ist. Das war unter diesen Umständen schon sehr okay."

Jonas Weitzel war mich 20 Punkten Würzburgs treffsicherster in Berlin.
Foto: HMB Media | Jonas Weitzel war mich 20 Punkten Würzburgs treffsicherster in Berlin.

Diese Umstände . . . Wucherers halber Lachkrampf vor der 85:99 (45:53)-Niederlage beim Titelverteidiger und Pokalsieger Alba, der durch die Euroleague auch in dieser Saison im Akkord schuftet - die Partie gegen Würzburg am späten Sonntagabend war das 34. Pflichtspiel der Berliner in dieser Saison -, war natürlich durch die personellen Voraussetzungen begründet, die unterschiedlicher kaum hätten sein können: hier ein im Wortsinne kleines und junges, letztlich etwas gepimptes ProB-Team - dort eine Armada großer, abgezockter und erfahrener internationaler Branchenstars. Dafür haben sich die Würzburger erstaunlich frech, engagiert und mutig aus der Affäre gezogen - wenngleich der sechste Saisonsieg der Baskets in dieser sehr flotten und durchweg überraschend unterhaltsamen Begegnung freilich nie wirklich zur Debatte stand (der viermaligen knappen Führung der Baskets in der ersten Hälfte zum Trotz).

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Die Verletzungsmisere der Unterfranken mit ihren Langzeit-Lazarett-Insassen Zach Smith und Justin Sears hat ja spätestens mit der Neueinweisung von Brekkott Chapman Ende vergangener Woche inzwischen surreal anmutende Züge angenommen. Weshalb Wucherer mit dem 22-jährigen Jonas Weitzel nur noch ein Über-Zwei-Meter-Mann zur Verfügung stand und er sogar Elijah Ndi aus dem Nachwuchs nicht nur mit auf den Ausflug in die Hauptstadt nahm, um ihm Anschauungsunterricht vor Ort zu ermöglichen, sondern den 16-jährigen Deutschen sogar knapp über fünf Minuten aufs Parkett jagte. Und dem vergangene Woche 19 Jahre jung gewordenen Julius Böhmer gönnte Wucherer gar über 13 Minuten auf dem Feld.

Tja, was soll man sagen: Alle drei Youngster hatten ihre Gaudi. Das war das Ziel, wie Weitzel meinte: "Wir hatten ja nichts zu verlieren, also sind wir rein gegangen und wollten zumindest Spaß haben. Und dass wir teilweise so mithalten konnten gegen Berlin, das hat wirklich Spaß gemacht." Als "kleine Erfolge" bezeichnete das der 2,04-Meter-Center, der sogar zum Sprungball durfte - Klar! Wer sonst?! In seinen fast 25 Minuten Spielzeit war Weitzel nicht nur Würzburgs Treffsicherster, mit seinen 20 Punkten erzielte er sogar fast so viele wie Berlins zwei etatmäßige Center Johannes Thiemann und Ben Lammers zusammen (22). Böhmer machte seine ersten Punkte in der Bundesliga (gleich deren zehn, davon zwei Dreier bei drei Versuchen), und dank Ndi haben die Baskets nun gleich zwei Rekordspieler in ihren Reihen.

Die zwei Rekordspieler der Baskets und in der Mitte die Überraschung Julius Böhmer: Alex King (links) und Elijah Ndi, der mit 16 Jahren, vier Monaten und 22 Tagen der jüngste Spieler ist, der seit Aufzeichnung der Daten jemals Punkte in der Basketball-Bundesliga warf.
Foto: HMB Media | Die zwei Rekordspieler der Baskets und in der Mitte die Überraschung Julius Böhmer: Alex King (links) und Elijah Ndi, der mit 16 Jahren, vier Monaten und 22 Tagen der jüngste Spieler ist, der seit Aufzeichnung der ...

Mit Alex King, der mit Alba zweimal den Pokal gewann, am Sonntag in Berlin in seiner 594. Bundesligapartie aber ziemlich blass blieb, trägt nicht nur der Mann mit den meisten Einsätzen in der Liga das Würzburger Trikot - mit Ndi tut das nun auch der jüngste Akteur, der seit Beginn der Aufzeichnung der Daten 1998 jemals in der Klasse punktete. Im zarten Alter von 16 Jahren, vier Monaten und 22 Tagen gab er auch noch eine Vorlage.

All das und die Tatsache, dass die Mannschaft "hoffentlich gemerkt hat, wie sie spielen muss, wenn wir erfolgreich sein wollen", lässt Wucherer hoffen, dass seine Mannen "weiter als Team zusammenwachsen. Das wäre schön, wenn die Jungs was mitnehmen. Sie konnten eine Menge lernen heute". Fehlen nun also nur noch zwei, drei Neue, um ab Februar den Kampf um den Klassenerhalt vernünftig und aussichtsreich angehen zu können. Es "müssen Jungs sein, die in das Gefüge und zu unserer Art zu spielen, passen", sagt Wucherer. Womöglich treten am Samstag die Reise nach Oldenburg bereits ein oder zwei neue große Männer mit an. Die Chancen dafür sollen - was man im Umfeld der Baskets hört - nicht so schlecht stehen.

 
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