Die Achterbahnfahrt ist vorerst beendet, jedenfalls erst einmal unterbrochen. Nach zuletzt sich in schöner Regelmäßigkeit abwechselnden Niederlagen und Siegen gewannen die Bundesliga-Basketballer von s.Oliver Würzburg am Samstagabend bei den Gießen 46ers ihr zweites Spiel hintereinander. In einer zwar nie hochklassigen, jedoch über die komplette Spielzeit stets spannenden Begegnung setzten sich die Unterfranken bei den Mittelhessen mit 86:80 (37:37) durch und beenden die Vorrunde mit ihrem dritten Auswärtssieg, dem neunten dieser Spielzeit, dem acht Niederlagen gegenüberstehen, und auf Tabellenplatz zehn.
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Es war ein richtig hartes Stück Arbeit, aber das war zu erwarten gewesen. „Wir sind sehr froh und sehr glücklich, dieses sehr schwere Spiel gewonnen zu haben“, sagte Baskets-Trainer Dirk Bauermann nach dem letztlich verdienten Sieg, den die Würzburger letztlich vor allem ihrem Kapitän Kresimir Loncar und Robin Benzing zu verdanken hatten, die beide jeweils 20 Punkte erzielten und von Gießens Trainer Ingo Freyer ein Extralob erhielten. „Am Ende haben Loncar und Benzing sehr clever und richtig richtig gut gespielt“, meinte Freyer, der vor allem mit den 17 Ballverlusten seiner Mannen haderte.
Aggressive Defensive bei den Gästen
Dabei geizten beide Mannschaften in den ersten acht Minuten erst mal sehr beim Körbeverteilen und konzentrierten sich vornehmlich auf die Defensive, die vor allem die Gäste ziemlich aggressiv gestalteten. Gleich zwei Airballs warfen die Gießener zu Beginn – ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Würfe in höchster Not genommen werden mussten. Nach der ersten Führung der Baskets nach gut zwei Minuten durch Robin Benzings erstem von insgesamt drei Dreiern, hatten die Spieler gleich erst mal eine mehrminütige Verschnaufpause, weil die aus Würzburg angereisten Anhänger rot-weißes Konfetti aufs Parkett hatten regnen lassen, was die Wischer offensichtlich vor eine gröbere Herausforderung stellte.
Als die Papierschnipsel entfernt waren, übernahmen die Baskets das Kommando und legten einen 7:0-Lauf hin, der zu einer 10:4-Führung führte. Diese bauten die Würzburger bis kurz vor Ende des ersten Viertels dann gar auf eine zweistellige Differenz aus (20:10). Die komfortable Sieben-Punkte-Führung (20:13), mit der die Baskets dann ins zweite Viertel starteten, schmolz allerdings binnen dreier Minuten auf ein Pünktchen zusammen. Und auch, wenn die Würzburger sich fortan abermals bis auf acht Punkte absetzen konnten (30:22 nach gut der Hälfte des Abschnitts) – die Hausherren steckten zu keiner Zeit auf und hamsterten sich erneut heran. Drei Minuten und 37 Sekunden vor der Pause gingen die Gießener dann erstmals seit der Anfangsphase sogar wieder in Führung: 31:30.
Gießens Geschäftsführer Heiko Schelberg zeigte sich in seiner Vorrundenbilanz im Hallenheftchen ganz angetan vom Kollektiv, vom Einsatz und von der Leidenschaft, die die Gießener in der Hinrunde gezeigt hätten. Genau dies zeichnete die Hausherren in jener Phase der Begegnung aus, während sich die Gäste zu sehr auf Einzelaktionen versteiften und ihr im ersten Viertel phasenweise sehr nett anzusehendes Team-Basketball vernachlässigten.
Mit 37:37 ging es in die Halbzeit
Völlig konsequenterweise ging es dann auch mit einem 37:37 in die Halbzeit dieser bis dahin bestimmt nicht sehr hochklassigen, teilweise auch richtig zerfahrenen Partie, deren Unterhaltungswert sich vor allem aus der Spannung und ständig wechselnden kleinen Läufen speiste. 13 Mal sollte die Führung wechseln in dieser Begegnung.
Nach dem Pausentee änderte sich in der genauso stimmungsvollen wie zugigen Sporthalle-Ost nicht viel, und ein Augenschmaus für die Liebhaber des kultivierteren Balltanzes sollte es auch bis zum Ende nicht mehr wirklich werden. Im Gegenteil: Großer Kampf und bisweilen auch einiges an Krampf brachen sich mit zunehmender Spieldauer noch mehr Bahn.
Eine Gemeinsamkeit hatten beide Teams überdies in der ersten Hälfte: Wichtige Stützen wollte nicht viel gelingen. Bei den Gießenern kam ihr in der Hinrunde überragender Akteur, Center John Bryant, so gar nicht ins Spiel – bei den Würzburgern schaute der in der Vorrunde sehr konstante und zuletzt bärenstarke und enorm treffsichere Maurice Stuckey seinem offensiven Leistungsvermögen mit dem Fernrohr hinterher. Bryant, der im Schnitt fast 15 Punkte pro Partie erzielt und sich zehn Abpraller schnappt, kam im ersten Abschnitt auf gerade einmal vier Pünktchen, was natürlich auch für eine formidable Verteidigungsarbeit der Würzburger unterm eigenen Brett spricht (am Ende kam Bryant dann allerdings doch noch genau auf seinen Rundenschnitt, was Körbe und Rebounds angeht). Bei Stuckey dauerte es gar bis in die Anfangsphase der zweiten Hälfte, bis er seinen ersten Korb traf, neun Punkte standen am Ende für ihn auf dem Statistikbogen.
Bauermann: „Gießen ist eine richtig gute Truppe.“
Im dritten Viertel wogte die Führung sinuskurvengleich hin und her, weiter als vier Zähler konnte sich keine der beiden Mannschaften absetzen, mit drei Vorsprung gingen die Baskets dann in den Schlussabschnitt, in dem sie sich bis gut fünf Minuten vor dem Ertönen der Schlusssirene erneut auf zehn Punkte davonstehlen konnten (75:65), nachdem Kapitän Kresimir Loncar den vierten seiner fünf Dreier versenkt hatte. Weil aber Aufbauspieler Cliff Hammonds just bei diesem Spielstand mit seinem fünften Foul runter musste, fehlte den Würzburgern am Ende ihr Abwehrstratege.
Wie sollte es unter diesen Umständen also anders sein in dieser verbissen umkämpften Begegnung, als dass die Hausherren sich dann doch noch einmal bis auf zwei Zähler heranbissen (73:75, vier Minuten vor Schluss). Mehr aber ließen die am Ende ziemlich clever agierenden und kühlen Kopf bewahrenden Gäste nicht mehr zu, Benzing machte mit seinen Punkten 19 und 20 zum 85:77 genau 45 Sekunden vor Schluss endgültig den Deckel drauf auf diese Begegnung.
„Gießen ist eine richtig gute Truppe“, meinte Bauermann, „dass wir hier mit sechs Punkten Differenz gewonnen haben, ist nicht normal. Da darf man sich schon freuen.“
Nach dem Allstarday am nächsten Samstag, bei dem auch Bauermann und sein Trainerstab als Coaches des deutschen Teams sowie seine Spieler Benzing und Stuckey dabei sein werden, starten die Baskets am Samstag, 20. Januar, beim Mitteldeutschen BC in Weißenfels in die Rückrunde, in der sie möglichst noch ein paar Plätze nach oben klettern wollen im Klassement.
Für die Baskets spielten und trafen: Loncar 20/5 Dreier, Benzing 20/3, Duggins 10, Stuckey 9, Gaddy 8, Hammonds 6, Klassen 4, Kratzer 4, Singler 3, Lipkevicius 2.
Die Topscorer von Gießen: Manigat 16, Bryant 15, Abrams 11, Lischka 9, Agva 9.