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Basketball: Bundesliga
Die Baskets bekommen keinen Zugriff
Nach der schwächsten Leistung in dieser Saison unterliegt s.Oliver Würzburg den Gießen 46ers verdient 87:91. Vor allem in der Defensive offenbarten die Baskets Schwächen.
Ein harter Kampf: Gießens Stephen Brown versucht, Würzburgs Johannes Richter zu stoppen.
Foto: Thomas Jäger | Ein harter Kampf: Gießens Stephen Brown versucht, Würzburgs Johannes Richter zu stoppen.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 25.08.2022 14:22 Uhr

Nachdem auch noch die letzten alten Weggefährten und Bekannten ihm dann die Hand geschüttelt, ihn umarmt und auf die Schulter geklopft hatten, stand Denis Wucherer also in den Katakomben seiner alten Wirkungsstätte, in der er vier Jahre lang gewirkt hatte, und rang nun doch ein wenig um die Wörter. Das passiert nicht sehr häufig, wenn der Trainer von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg versucht, eine Begegnung auch für nicht direkt am Spiel Beteiligte verständlich zu analysieren. Wollte man dann am Samstagabend ein paar entscheidende und nicht auf Anhieb zu erkennende Gründe wissen, warum die Baskets nach dieser irgendwie sehr eigentümlichen Partie als Verlierer vom Parkett schlichen, überlegte Wucherer im Vergleich zu sonst ein wenig länger, bevor er sprach. Er fasste es letztlich so zusammen: "Das war die schlechteste Vorstellung von uns in der Verteidigung in dieser Saison. Ohne Energie geht es nicht. Und die war heute nicht da."

Irgendwie merkwürdig war die von den Gießen 46ers "verdient" (Wucherer) gewonnene Begegnung vor allem deshalb, weil die Baskets in der ersten Hälfte das Geschehen weitestgehend im Griff gehabt und lediglich verpasst hatten, ihre kontinuierliche Führung auch mal auf mehr als sieben Zähler auszubauen. Sie gestatteten den Hausherren, immer wieder heranzukommen: gegen Ende des ersten Viertels auf einen Zähler, zur Halbzeit auf vier. Und im dritten Viertel brachen dann alle Dämme, weil die Würzburger diesen Abschnitt, vor allem die ersten nicht mal ganz vier Minuten davon, ja, man muss es so formulieren: völlig verschnarchten. Den die Begegnung letztlich entscheidenden 17:4-Lauf der Hausherren konnten die Baskets nicht mehr wirklich kontern, verloren das Viertel mit 16:25 - und kamen auch im Schlussabschnitt nicht mehr näher als auf drei Punkte heran. "Das hat sich dann im Laufe des Spiels ja abgezeichnet", meinte Wucherer.

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Nachdem der Baskets-Trainer dann ein paar Wörter gefunden hatte, haderte er vor allem auch damit, dass seine Schützlinge den Gießener Mann des Spiels nicht in den Griff bekommen hatten. John Bryant zog den Baskets letztlich den Zahn. Der 2,11-Meter-Bulle kommt nach sehr holprigem und offensichtlich - wörtlich (!) - sehr schwerem Start in die Saison nun, ein paar Kilo leichter, so langsam auf Touren. Inzwischen mit einem deutschen Pass versehen und dennoch immer noch mit einem Erscheinungsbild, das einem doch recht viel Fantasie abnötigt, um zu glauben, dieser Mann treibe überhaupt Körperertüchtigung, geschweige denn Profi- und Leistungssport, war Bryant all dem zum Trotz der überragende Akteur dieses Abends. Über 37 Minuten kolosste er sich über das Parkett. Bryant erzielte 19 Punkte (davon für einen Center erstaunliche drei seiner fünf Dreierversuche), holte sich zehn Rebounds und verteilte zwölf Vorlagen - zweistellige Werte in den drei wichtigsten Statistikspalten schimpft sich im Basketballsprech "Triple-Double" und kommt sehr selten vor. Es war Bryants erstes in der Bundesliga. Der 32-Jährige war überdies mit hochhaushohem Abstand effektivster Spieler der Partie. "Er hat ein großartiges Spiel gemacht", sagte Wucherer, der sich aber auch sehr darüber ärgerte, dass es seinen Schützlingen nicht gelungen war, Bryant "müder zu spielen, wenn er schon 37 Minuten gegen uns geht. Wir hätten versuchen müssen, dass er mehr dafür arbeiten muss, um den Ball dort zu bekommen, wo er ihn braucht" - vor allem unterm Brett. Das jedoch gelang den Würzburgern nicht.

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"Wir haben über 40 Minuten nicht ein Mal wirklich Zugriff auf das Angriffsspiel der Gießener bekommen", ärgerte sich Wucherer dann noch nach der vermutlich schwächsten Leistung seiner Mannen in dieser Runde. Das Ergebnis seiner zweiten Rückkehr an die alte Wirkungsstätte empfand er als "sehr ärgerlich". Wie es für ihn auch der Spielplan ist. Nach der elftägigen Pause nach dem 72:69-Sieg in Bamberg haben die Würzburger aufgrund des anstehenden Pokal-Wochenendes nun sogar zwölf Tage spielfrei, ehe am Freitag, 20.12. (18.30 Uhr), das Überraschungsteam aus Crailsheim am Main gastiert.

Und nächstes Jahr geht's ja munter so weiter mit den Wochen ohne Wettkampf wegen Pokalfinale, Länderspielfenster und freiem Spieltag, weil in dieser Saison ja nur 17 Mannschaften ihren Meister suchen: Im Januar haben die Baskets lediglich zwei Partien: am 3. (ein Freitag, 20.30 Uhr) gegen Braunschweig und am 25. (ein Samstag, 20.30 Uhr) in Hamburg. Und im Februar nach den Spielen in München (2., 15 Uhr), in Braunschweig (8., 20.30 Uhr) und gegen Bayreuth (12., 19 Uhr) haben sie den Rest des Monats auch schon wieder frei.

Die zwei effektivsten Spieler der Partie: Gießens John Bryant (links) und Würzburgs Skyler Bowlin.
Foto: Thomas Jäger | Die zwei effektivsten Spieler der Partie: Gießens John Bryant (links) und Würzburgs Skyler Bowlin.

Viel zu viele Trainingseinheiten, viel zu wenige Spiele: "Mir graut's jetzt schon davor", sagte Wucherer, der sich darauf freut, dass ab März die Taktung der Spiele wieder Normalmaß bekommt, ehe das Pensum dann gegen Ende der Hauptrunde Mitte April mit sechs Partien in drei Englischen Wochen beinahe schon akkordmäßige Züge annehmen wird. Und dann soll ja schließlich - wenn sich neun Klubs in Urlaub verabschieden - die Saison noch nicht beendet sein für die Baskets. Zukunftsmusik! Aber schon jetzt gilt: Allzu viele solcher Vorstellungen wie am Samstag und solche Ausrutscher dürfen sie sich nicht mehr erlauben, wollen sie tatsächlich ihre Spielzeit verlängern.

Die Statistik des Spiels
Basketball, Bundesliga:
JobStairs Gießen 46ers - s.Oliver Würzburg 91:87 (21:22, 20:23, 25:16, 25:26)
Topscorer Gießen: Bryant 19, Tiby 15, Myers 14, Thomas 14, Brown 11
Würzburg: Wells 21 (5 Assists), Bowlin 17 (5 Assists), Richter 16, Hulls 7, Fischer 7, Obiesie 6, Rudd 6 (7 Rebounds), Koch 5, Etou 2, Hoffmann, Haßfurther (nicht gespielt)
Rebounds: 30 - 32
Assists: 26 - 20
Treffer aus dem Feld: 32/64 (50 %) - 33/59 (56 %)
Dreier: 13/30 (43 %) - 4/15 (27 %)
Freiwürfe: 14/20 (70 %) - 17/21 (81 %)
 
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