Wenn am Sonntag im Landkreis gewählt wird, dann steht eines fest: In 19 Rathäusern wird der Chefposten auf jeden Fall neu besetzt werden. Frauen und Männer, die lange im Geschäft waren, verabschieden sich.
Wie zum Beispiel die Sozialdemokratin Eva Maria Linsenbreder, die seit 1990 nach dem Vorbild ihres Großvaters Bürgermeisterin in Kleinrinderfeld ist. Seit Jahren ist sie eine feste Größe in der Kreis- und Bezirkspolitik. 2008 zwang sie Eberhard Nuß, der damals zum ersten Mal als Landrat antrat, in die Stichwahl. 2017 wollte sie sogar Bundestagsabgeordnete werden. Sie gilt als Kommunalpolitikerin mit "Herz und Seele", vor allem die sozialen Belange der Menschen sind ihr immer wichtig. Die 63-Jährige will das Amt nun in jüngere Hände geben. Zwei Kandidaten stehen am Sonntag in der Gemeinde mit rund 2100 Einwohnern zur Wahl: Dominik Hetzer (SPD) und Harald Engbrecht (CSU/Kleinrinderfelder Liste). Fällt die SPD-Hochburg nach 30 Jahren? Der Ausgang ist ungewiss.
Auch in Höchberg hört ein SPD-Urgestein auf. Peter Stichler geht nach 26 Dienstjahren als Bürgermeister in den Ruhestand – und damit endet eine lange sozialdemokratische Ära in der drittgrößten Kommune im Landkreis Würzburg. Denn der Höchberger Ortsverein hat keinen Kandidaten nominiert. Bei der Main-Post-Wahlarena mit gut 850 Interessierten Mitte Februar kristallisierte sich keiner der drei Kandidaten als klarer Favorit heraus. Um die Nachfolge Stichlers bewerben sich Sarah Braunreuther (CSU), Sven Winzenhörlein (Bündnis90/Die Grünen) und Alexander Knahn (Miteinander! Höchberg).
Vier Kandidaten wollen Burkard Losert beerben
Auch im Rimparer Rathaus wird es einen Wechsel geben. CSU-Bürgermeister Burkard Losert (63) tritt nach 18 Dienstjahren nicht mehr an. Es brauche neue Ideen für die gut 7700 Einwohner starke Gemeinde, sagte Losert als er seine Entscheidung Anfang dieses Jahres bekannt gab. Gleich vier Kandidaten, darunter zwei Frauen, bewerben sich um Loserts Nachfolge. Völlig offen ist, ob die CSU wieder den Bürgermeister stellen wird, eine Stichwahl gilt als wahrscheinlich. Es kandidierten Bernhard Weidner (CSU), Rene Schleich (FW), Elke Weippert (SPD) und Margarete Mai-Page (Rimparer Liste/IGU).
Auch Fritz Steinmann (WGS) wird ab Mai bei den Bürgermeister-Dienstbesprechungen im Landratsamt nicht mehr dabei sein. 18 Jahre war er Rathauschef in Sommerhausen. Als Nachfolger bewirbt sich für die Wählergemeinschaft Sommerhausen sich Wilfried Saak, die CSU schickt Stefan Diroll an diesem Sonntag ins Rennen. Einen klaren Favoriten gibt es nicht.
Völlig offen ist auch, wer Nachfolger von Edwin Gramlich in Bütthard wird. Nach 18 Amtsjahren geht er in den Ruhestand. Ob die CSU auch den neuen Bürgermeister stellt, ist nicht abzusehen. Denn in Bütthard gibt es seit November 2019 eine neue Liste, die Wählergemeinschaft 3. Nominiert wurde Sebastian Klug. Für die CSU tritt der parteilose Peter Ernst an.
In Zell werden die Karten neu gemischt
Spannend dürfte die Wahl in der Gemeinde Zell am Main werden. Anita Feuerbach (CSU) geht nach 13 Jahren in den Ruhestand. Um den Chef-Sessel im Rathaus streiten sich am Sonntag gleich drei Kandidaten. Silvia Schlagmüller (CSU/Freie Zeller Bürger), Sebastian Rüthlein (SPD/Junge Liste Zell) und Joachim Kipke (Zeller Mitter/Freie Wäher). Auch hier ist unklar, wer als Favorit in die Bürgermeisterwahl geht. Alle drei Kandidaten haben die gleichen Ausgangschancen – die Zeller müssen sich wohl auf eine Stichwahl in 14 Tagen einstellen.
Völlig ungewiss ist auch der Ausgang der Bürgermeisterwahl in Kürnach. Weil Thomas Eberth (CSU) ins Landratsamt strebt und dort Chef werden will, tritt er nach zwölf Amtsjahren nicht mehr als Bürgermeister an. Die CSU setzt ihre Hoffnungen auf Susanne John. Die SPD möchte mit René Wohlfart die Wahl gewinnen und Michael Freimann steht für die FW/UWG auf dem Wahlzettel.
Mit einer Stichwahl wird auch in Ochsenfurt gerechnet. In der größten Stadt im Landkreis Würzburg tritt zwar Peter Juks (UWG) wieder an, mit Rosa Behon (CSU) und Joachim Eck (SPD) bekommt er aber zwei starke Herausforderer, die für einen zweiten Wahlgang sorgen könnten.
14 der 82 Kandidaten sind Frauen
Insgesamt treten an diesem Sonntag 82 Kandidaten zur Bürgermeisterwahl im Landkreis Würzburg an. Darunter sind 14 Frauen. Eine rein männliche Auswahl haben die Wähler in Gaukönigshofen, wo sich für die Nachfolge von Bernhard Rhein (Christliche Wählervereinigung, CWG), der seit 2006 ehrenamtlich als Bürgermeister im Amt ist, drei Kandidaten bewerben. Jürgen Kempf (CWG), Johannes Menth (CWG Wolkshausen, Eichelsee, Rittershausen, Acholshausen) und Andreas Höfner (Unabhängige). Auch in Gaukönigshofen ist eine Stichwahl am 29. März möglich.
Drei Männer sind es auch, die in Waldbüttelbrunn Rathauschef werden wollen. Darunter ist der Amtsinhaber Klaus Schmidt (SPD/Unabhängige Bürger). Herausgefordert wird er von Sebastian Hansen (Bündnis90/Die Grünen) und Winfried Körner (CSU).
Wer steht nicht mehr zur Wahl?
Nicht mehr zur Wahl stehen am Sonntag auch Adolf Hemrich-Manderbach (Altertheim, seit 2008), Robert Melber (Aub, seit 2002), Andreas Hoßmann (Eisenheim, seit 1996), Hermann Geßner (Gelchsheim, seit 2008), Klaus Beck (Holzkirchen, seit 1996), Klaus Elze (Remlingen, seit 2002), Martin Umscheid (Röttingen, seit 2008), Hubert Henig (Theilheim, seit 2008), Markus Höfling (Thüngersheim, seit 2008), Heribert Endres (Uettingen, seit 2014). Auch Hans Fiederling, der 2008 zum Bürgermeister in Waldbrunn gewählt wurde, geht in den Ruhestand.
In Randersacker, Güntersleben, Geroldshausen, Winterhausen und Tauberrettersheim werden am Sonntag keine Bürgermeister gewählt.
Wer kandidiert wo? Klicken Sie mit der Maus auf diese interaktive Karte und Sie erfahren mehr über die Bürgermeister-Bewerber in den Landkreisgemeinden.
Andreas Hoßmann ist seit 1996 Bürgermeister in Eisenheim, nicht seit 2008 wie es in einer früheren Version des Textes hieß. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten um Entschuldigung.