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Würzburg
10 Fakten über die Wirtschaft in Mainfranken, die Sie überraschen werden
Wein, Bier, Bundeswehr: All das verbindet man mit dem Wirtschaftsstandort Mainfranken. Doch dahinter verbergen sich auch überraschende Zahlen. 10 Beispiele.
Die Bundeswehr in Hammelburg (hier eine Übung ) spielt in der mainfränkischen Wirtschaft eine wichtige Rolle – aber anders, als man landläufig denkt.
Foto: René Ruprecht | Die Bundeswehr in Hammelburg (hier eine Übung ) spielt in der mainfränkischen Wirtschaft eine wichtige Rolle – aber anders, als man landläufig denkt.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 15.10.2024 02:41 Uhr

Mit dem pulsierenden Rhein-Main-Gebiet oder ähnlichen Ballungszentren kann es der Wirtschaftsstandort Mainfranken nicht aufnehmen. Trotzdem gilt für die Region: klein, aber fein. Das zeigt eine Auswahl an Fakten, die mainfränkische Unternehmen und Wirtschaftsbereiche in ein besonderes Licht stellen. 10 Beispiele:

1. Belectric in Kolitzheim: Energie wie 3,7 Atomkraftwerke

So wie hier in den Niederlanden baut Belectric weltweit Solarparks.
Foto: Martijn Schokker | So wie hier in den Niederlanden baut Belectric weltweit Solarparks.

Solarparks bauen und betreuen, das ist das Hauptgeschäft der Belectric GmbH in Kolitzheim (Lkr. Schweinfurt) – und das in mehreren Staaten. Im September hat das Unternehmen nach eigener Darstellung eine symbolische Marke erreicht: Alle bislang in Deutschland installierten Belectric-Solaranlagen haben zusammen eine Leistung von 1 Gigawatt. Das ist fast so viel wie das 2015 stillgelegte Atomkraftwerk in Grafenrheinfeld bei Schweinfurt einmal hatte: das brachte es auf 1,35 Gigawatt.

Die 520 Solarparks im Ausland kommen laut Belectric auf insgesamt fünf Gigawatt Leistung. Das ist 3,7-mal so viel wie einst in Grafenrheinfeld. Belectric gehört seit Ende 2021 der Elevion-Firmengruppe in Jena, die wiederum mit dem tschechischen Energiekonzern CEZ zusammenhängt.

2. Industrie-Riesen in Schweinfurt: So groß wie zwei Städte

Der Wälzlagerhersteller SKF gehört zu den großen Arbeitgebern der Industrie in Schweinfurt.
Foto: René Ruprecht | Der Wälzlagerhersteller SKF gehört zu den großen Arbeitgebern der Industrie in Schweinfurt.

Schweinfurt wird seit Generationen von der Industrie geprägt. Die größten Arbeitgeber sind ZF, Schaeffler, SKF und Bosch Rexroth. Sie haben in der Summe etwa 19.000 Beschäftigte.

Das hat die Dimension einer Stadt, denn zum Beispiel Bad Neustadt bringt es auf 15.700 Einwohnerinnen und Einwohner, Bad Kissingen auf 23.200. In Schweinfurt wohnen im Übrigen 55.000 Menschen.

Allerdings ist zu befürchten, dass sich die Dimension der Industrieriesen in Schweinfurt mittelfristig deutlich verändert: Alle genannten Unternehmen haben in den vergangenen Monaten einen zum Teil massiven Stellenabbau angekündigt.

3. Zuckerfabrik in Ochsenfurt: Zuckerberge so schwer wie der Kölner Dom

Wochenlang massiv unter Dampf: Die Zuckerfabrik in Ochsenfurt hat einige Superlative zu bieten.
Foto: Gerhard Meißner (Archivbild) | Wochenlang massiv unter Dampf: Die Zuckerfabrik in Ochsenfurt hat einige Superlative zu bieten.

Die Zuckerfabrik in Ochsenfurt kann gleich mehrere Superlative bieten. Zum einen läuft das Werk der Südzucker AG von Mitte September bis weit in den Januar hinein jeden Tag und das rund um die Uhr. Für den Rest des Jahres steht es scheinbar still. Dann ruht zwar die Zuckerproduktion, aber Wartungsarbeiten und die Weiterverarbeitung von Zuckerprodukten laufen.

Die Anlage ist seit 1952 in Betrieb und gehört zu den größten ihrer Art in Deutschland. 2500 Landwirte liefern laut Südzucker Jahr für Jahr ungefähr zwei Millionen Tonnen Zuckerrüben an, aus denen dann jeweils bis zu 320.000 Tonnen Zucker hergestellt wird. So viel wiegt zum Beispiel der Dom in Köln, wie der "Kölner Stadtanzeiger" einmal herausgefunden hat.

4. Nicht nur Wein: Auch die Braukunst ist in Mainfranken schon Jahrhunderte alt 

Die 2013 von Manuel Müller gegründete 'Goikelbräu' in Halsbach (Lkr. Main-Spessart) gehört zu den jungen Braustätten in der Region. Andere hingegen sind zum Teil schon Jahrhunderte alt.
Foto: Johannes Ungemach | Die 2013 von Manuel Müller gegründete "Goikelbräu" in Halsbach (Lkr. Main-Spessart) gehört zu den jungen Braustätten in der Region. Andere hingegen sind zum Teil schon Jahrhunderte alt.

Mainfranken ist das Weinanbaugebiet Bayerns: 98 Prozent der Rebflächen im Freistaat liegen zwischen Main, Tauber und Saale. Der Geschichtsschreibung zufolge begann der fränkische Weinbau im 8. Jahrhundert in Hammelburg.

Da kann das Brauwesen mithalten: Motten im Kreis Bad Kissingen zum Beispiel ist seit dem 9. Jahrhundert als Braustätte bekannt. Heute kennt man sie als Hochstiftliches Brauhaus, das 1987 die Will-Bräu in Motten übernahm.

Die Brauereien in Mainfranken können trotz der Dominanz des Weins und dem wuchtigen Brauwesen im benachbarten Oberfranken eine große Tradition vorweisen. Zwar mussten in jüngster Vergangenheit einige Brauereien schließen, doch sind die noch bestehenden zum Teil schon seit vielen Generationen in Familienhand.

Das trifft beispielsweise auf die Adler Bräu in Stettfeld und die Brauerei Bayer in Theinheim (beide Lkr. Haßberge) zu. Beide befinden sich seit dem frühen 18. Jahrhundert in Familienbesitz.

5. XXXLutz: Von Würzburg aus nach (fast) ganz oben

Die Möbelkette XXXLutz hat in der Region mehrere Filialen, darunter in Haßfurt (Bild). Das Unternehmen ist zweitgrößter Möbelhändler in Deutschland.
Foto: René Ruprecht | Die Möbelkette XXXLutz hat in der Region mehrere Filialen, darunter in Haßfurt (Bild). Das Unternehmen ist zweitgrößter Möbelhändler in Deutschland.

Der schwedische Ikea-Konzern ist mit Abstand der größte Möbelhändler in Deutschland. Doch auf Platz zwei folgt ein Unternehmen, das seinen nationalen Sitz in Würzburg hat: XXXLutz. Die Österreicher machten 2023 hierzulande einen Umsatz von nahezu vier Milliarden Euro, Ikea kommt laut dem Statistikportal Statista auf 6,4 Milliarden.

XXXLutz hat in einem anderen Bereich die Nase vorn: Mit der Giga International GmbH & Co. KG betreiben die Würzburger nach eigenen Angaben den größten Einkaufsverband Europas für Möbel und Wohnaccessoire. An Giga angeschlossen sind neben den XXXLutz-Häusern (unter anderem in Würzburg, Schweinfurt und Haßfurt) Marken wie Mömax, Poco und Roller. Der Verbund ist in 17 Ländern vertreten.

6. Knauf-Gipskonzern in Iphofen: Das größte Bergwerk Bayerns 

Das Bergwerk des Gipskonzerns Knauf in Hüttenheim (Lkr. Kitzingen) ist das größte Bergwerk in Bayern.
Foto: Thomas Obermeier (Archivbild) | Das Bergwerk des Gipskonzerns Knauf in Hüttenheim (Lkr. Kitzingen) ist das größte Bergwerk in Bayern.

Der auf Baustoffe wie Gips spezialisierte Knauf-Konzern in Iphofen bei Kitzingen steht für ein bayerisches Superlativ: Im Nachbarort Hüttenheim betreibt das Unternehmen seit den 1950er Jahren das größte Bergwerk im Freistaat.

Knauf holt dort das mit dem Gips verwandte Anhydrit aus dem Untergrund. Die etwa vier Meter hohen Schächte sind miteinander verbunden und insgesamt 180 Kilometer lang. Das Anhydrit wird hauptsächlich für Fließestrich verwendet.

Wenn entsprechende Pläne genehmigt werden, könnte Knauf sein Bergwerk in Hüttenheim auf Platz zwei herabstufen. Denn der Konzern will bei Altertheim im Westen von Würzburg ein noch größeres Gipsbergwerk verwirklichen. In der Spitze sollen einmal bis zu einer Million Tonnen Gips pro Jahr gefördert werden. Weil bei Altertheim ein großes Trinkwasserschutzgebiet geplant ist, ist das Vorhaben aber noch in der Schwebe.

7. Warema-Chefin aus Marktheidenfeld: An der Spitze der bayerischen Metallbranche

Warema-Chefin Angelique Renkhoff-Mücke aus Marktheidenfeld hat in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie eine herausragende Funktion.
Foto: Nicolas Bettinger (Archivbild) | Warema-Chefin Angelique Renkhoff-Mücke aus Marktheidenfeld hat in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie eine herausragende Funktion.

Mit gut 90.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Mainfranken hat die Metall- und Elektroindustrie eine Schlüsselrolle in der regionalen Wirtschaft – insbesondere im Raum Schweinfurt. Seit Mitte September laufen in Bayern die Metall-Tarifverhandlungen.

Wie viel Lohn oder Gehalt die 800.000 Beschäftigten danach bekommen werden, hängt stark von einer Frau aus Marktheidenfeld ab: Angelique Renkhoff-Mücke ist Verhandlungsführerin der Unternehmen. Die Chefin des auf Sonnenschutztechnik ausgerichteten Warema-Konzerns hat diese Rolle schon seit einigen Jahren. Wenngleich sie dabei eher im Hintergrund wirkt, ist sie eines der prägenden Gesichter der Metallbranche in Bayern.

8. Coca-Cola in Knetzgau: Erfrischung für halb Süddeutschland

In Knetzgau füllt der US-Konzern Coca-Cola seine Erfrischungsgetränke für halb Süddeutschland ab.
Foto: René Ruprecht | In Knetzgau füllt der US-Konzern Coca-Cola seine Erfrischungsgetränke für halb Süddeutschland ab.

Das Coca-Cola-Werk in Knetzgau (Lkr. Haßberge) zählt der US-Getränkekonzern zu den größten seiner Art in Deutschland. 2021 zum Beispiel gingen dort 600 Millionen Flaschen raus. Rechnerisch waren das 7,3 Flaschen pro Einwohnerin oder Einwohner im Land.

Das 1978 eröffnete Werk hat nach Unternehmensangaben ungefähr 500 Beschäftigte und zählt damit zu den großen Arbeitgebern im Kreis Haßberge. Von dort gehen die süßen Erfrischungsgetränke in Geschäfte in Unter- und Oberfranken sowie weiteren Teilen Süddeutschlands.

9. Bundeswehr in Hammelburg: Hunderte gehen von dort in den Zivilberuf

Die Bundeswehr in Hammelburg ist einer der größten Ausbildungsbetriebe in der Region.
Foto: Anand Anders (Archivbild) | Die Bundeswehr in Hammelburg ist einer der größten Ausbildungsbetriebe in der Region.

Die Bundeswehr ist grundsätzlich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor eines jeden Standorts. Doch die Armee spielt zum Beispiel im Kreis Bad Kissingen auch in anderer Hinsicht eine große Rolle: 650 Zivilbeschäftigte stehen am Infanteriestandort Hammelburg in Lohn und Brot. Das entspricht zum Beispiel der Mitarbeiterzahl des Autozulieferers Jopp in Bad Neustadt. 

Mehr noch: Die Infanterieschule ist weit und breit einer der größten Ausbildungsbetriebe in zivilen Berufen. Über alle Lehrjahre hinweg werden dort laut Bundeswehr 120 Lehrlinge pro Jahr im Bereich Kfz-Mechatronik und Industriemechanik ausgebildet. Den jungen Menschen steht in Hammelburg zudem ein eigenes Wohnheim zur Verfügung.

10. Mittelsinn: 30 Christbaum-Betriebe im 800-Einwohner-Ort

Hektarweise Christbäume: In Mittelsinn im Kreis Main-Spessart ist das ein bedeutender Wirtschaftszweig.
Foto: Silvia Gralla (Archivbild) | Hektarweise Christbäume: In Mittelsinn im Kreis Main-Spessart ist das ein bedeutender Wirtschaftszweig.

Nicht mehr lange bis Weihnachten – und da kommt das kleine Mittelsinn (Lkr. Main-Spessart) ins Spiel. Denn der Ort mit seinen gerade mal 800 Einwohnerinnen und Einwohnern hat gleich 30 Betriebe, die mit Christbäumen handeln. Die Plantagen rund um den Ort prägen die Landschaft des Sinngrundes.

Die Gegend um Mittelsinn zählt zu den größten Anbaugebieten für Christbäume in Süddeutschland. Die Bäume werden deutschlandweit verkauft.

 
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