Wer an Mainfranken denkt, denkt an Wein. Beim Bier wird indes zuerst Oberfranken genannt. So weit das Klischee. Tatsache ist, dass sich trotz Müller-Thurgau, Silvaner und Scheurebe in Mainfranken eine überraschend große Brautradition gehalten hat.
So gibt es in der Region fast 50 kommerzielle Brauereien, wie eine Bestandsaufnahme dieser Redaktion auf der Grundlage des Fachportals braufranken.de zeigt. In Franken sind nach Angaben des Bayreuther Vereins "Bierland Oberfranken" 260 Brauereien in Betrieb, wobei die Gegend zwischen Bamberg, Forchheim und Bayreuth/Kulmbach mit Abstand führend ist.
Braustätten in Unterfranken mit langer Geschichte - und oft in Familienhand
Da das Bierbrauen generell eine lange Geschichte hat, blicken auch in Mainfranken die meisten Brauereien auf eine große und oft von Inhaberfamilien getragene Tradition zurück. So ist etwa in Maroldsweisach im Landkreis Haßberge die Brauerei Hartleb schon seit 500 Jahren als Braustätte bekannt.
Andererseits gibt es vergleichsweise neue Adressen wie zum Beispiel die Brauerei in Mainstockheim bei Kitzingen oder Goikelbräu in Halsbach (Lkr. Main-Spessart), die beide keine zehn Jahre alt sind. Außerdem sind in jüngster Vergangenheit in der Region Brauereien entstanden, die keine Großbetriebe im herkömmlichen Stil sind, sondern eher mit überschaubarem, individuellem Bierausstoß punkten wollen. Sie haben Liebhabercharakter, wie beispielsweise die Bräuscheuere im Weinort Homburg (Lkr. Main-Spessart).
Gerade die Corona-Pandemie und die Energiekrise haben der Branche allerdings zuletzt arg zugesetzt. So ist der Bierkonsum in Deutschland in den vergangenen Monaten vor allem wegen der gestiegenen Preise deutlich zurückgegangen, wie im Februar eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov ergab.
Vor drei Jahren sorgte die Schließung der Wernecker Brauerei (Landkreis Schweinfurt) für Schlagzeilen. In diesem Juni erst ähnliche Aufregung in Ostheim in der Rhön: Die gut 300 Jahre alte Streck-Bräu kündigte die Schließung an. Dass es nun doch weitergeht, dafür sorgte wenige Tage später ein Investor aus dem hessischen Pfungstadt.
So manche Brauerei in Mainfranken musste schließen
Freilich verschwanden schon zuvor in Mainfranken eine Reihe von Brauereien – aus verschiedenen Gründen. So machten allein zwischen 2009 und 2012 sieben Betriebe das Sudhaus für immer dicht. Berühmtester Name: Keiler Bier in Lohr. Diese Brauerei ist ein Beispiel für einen Prozess, den es in der Region auch zu beobachten gibt: Das Bier wird unter seinem angestammten Namen noch gebraut, aber von Externen und woanders.
So wurde Keiler 2012 von der Würzburger Hofbräu übernommen. Oder Bayer-Bräu in Rothenfels: Die Brauerei selbst gibt es seit 2011 nicht mehr, ihr Bier kommt seither aus einer Brauerei in Thüngen (Lkr. Main-Spessart).
Parallel ist in der Region eine meist nicht-kommerzielle Brauerszene rund um Craft-Biere und gemeinsames Hausbrauen entstanden. So erweckten im vergangenen Jahr zum Beispiel in Junkersdorf in den Haßbergen Ehrenamtliche das Dorfbrauhaus zu neuem Leben. Ähnliches gibt es seit 2008 in Form des sogenannten Kommunbrauhauses in Unfinden, hinter dem ein eigener Verein steht.