zurück
Ochsenfurt
Schädlingsplage und Rekorderlöse: Frankens Zuckerrübenbauern zwischen Hoffen und Bangen
Bei der Generalversammlung des Verbands fränkischer Zuckerrübenbauer stellte Südzucker-Finanzvorstand Meeder die Landwirte auf sinkende Zuckerpreise ein.
Die Zuckerrüben, wie hier nahe dem Ochsenfurter Landturm, wachsen prächtig. Ob die Freude bis zur Ernte anhält, ist allerdings ungewiss. 
Foto: Gerhard Meißner | Die Zuckerrüben, wie hier nahe dem Ochsenfurter Landturm, wachsen prächtig. Ob die Freude bis zur Ernte anhält, ist allerdings ungewiss. 
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 05.07.2024 02:44 Uhr

Die Zuckerrüben stehen prächtig auf den fränkischen Äckern. Die regelmäßigen Niederschläge tun den Pflanzen gut. Doch im Hintergrund lauert bereits Gefahr. Wie im vergangenen Jahr könnte die SBR-Stolbur-Krankheit gerade in den besonders fruchtbaren Gebieten des Ochsenfurter Gaus zu empfindlichen Einbußen und Problemen bei der Ernte und Verarbeitung der Rüben führen. Der Kampf gegen den Erreger war auch Thema bei der Generalversammlung des Verbands fränkischer Zuckerrübenbauer (VFZ) in Rottendorf (Lkr. Würzburg). 

Noch gibt die Stolbur-Krankheit viele Rätsel auf. Bisher war sie vorwiegend bei Kartoffeln bekannt. Im vergangenen Herbst verbreitete sie sich auf rund 3000 Hektar des fränkischen Rübenanbaugebiets. Betroffene Rüben lagern keinen Zucker mehr ein und verlieren an Festigkeit. Die Folge sind sogenannte Gummirüben, die beim Roden leicht beschädigt werden und innerhalb weniger Tage zu faulen beginnen.

Bekannt ist das Wirtstier des Erregers: die Nymphen der Schilf-Glasflügelzikade, ein kleines Insekt, das sich erst im Zuge der Klimaerwärmung in Deutschland ausbreiten konnte. Doch welche zugelassenen Pflanzenschutzmittel wirken gegen die Zikade und ihre Nachkommen? Welche Fruchtfolge ist in der Lage, den Vermehrungszyklus zu unterbrechen? Welche züchterischen Ansätze könnten die Rüben immun machen? 

Stephan Meeder, neuer Südzucker-Finanzvorstand, rechnet damit, dass sich das Preishoch auf dem Zuckermarkt abschwächen wird.
Foto: Gerhard Meißner | Stephan Meeder, neuer Südzucker-Finanzvorstand, rechnet damit, dass sich das Preishoch auf dem Zuckermarkt abschwächen wird.

Um Antworten auf die vielen offenen Fragen zu finden, wurde im vergangenen Herbst eine Task-Force mit Vertretern der Anbauverbände gegründet. Federführung hat Georg Vierling, Direktor der Abteilung Rübenanbau bei Südzucker. Auf Versuchsflächen in ganz Süddeutschland werden in diesem Jahr verschiedene Anbau- und Pflanzenschutzvarianten erprobt. Doch wie sich die Krankheit verbreiten wird, könne noch niemand voraussagen, so Vierling.

Noch hält das Hoch beim EU-Zuckerpreis an

Versüßt wurden die Ertragseinbußen im vergangenen Jahr durch ein Rekordhoch beim Zuckerpreis. Seit Anfang 2023 bewegt sich das EU-Preisreporting für Weißzucker oberhalb von 800 Euro pro Tonne. Der Rübenpreis, den die Südzucker AG ihren Landwirten zahlt und der sich aus dem EU-Zuckerpreis herleitet, erreichte mit knapp 74 Euro pro Tonne einen Rekordwert, so VFZ-Geschäftsführer Klaus Ziegler.

Doch wie lange das Preishoch anhält, ist ungewiss. Ein zwischenzeitliches Überangebot von Zucker auf dem Weltmarkt und sinkende Preise auf den Spotmärkten sprächen dafür, dass auch die EU-Notierung fällt, sagt Südzucker-Vorstandsmitglied Stephan Meeder. Seit dem 1. Juni verantwortet er die Finanzsparte des größten europäischen Zuckerkonzerns in der Nachfolge von Thomas Kölbl.

Südzucker AG rechnet mit Ergebnisrückgang

Infolge des veränderten Marktumfelds rechnet Meeder im kommenden Geschäftsjahr mit einem Ergebnisrückgang. Nach 558 Millionen Euro im vergangenen Geschäftsjahr werde sich das operative Ergebnis im Segment Zucker voraussichtlich halbieren. Auch in den anderen Geschäftsfeldern wie Bioethanol, Stärke, Tiefkühlpizza und Fruchtzubereitungen werde das Ergebnis voraussichtlich zurückgehen, sodass das operative Konzernergebnis vermutlich von 947 Millionen Euro auf 500 bis 600 Millionen sinken werde. Angesichts des volatilen Kerngeschäfts Zucker setze der Konzern deshalb weiterhin auf einen Ausbau der Nebensparten und eine Erhöhung der Eigenkapitalquote von derzeit 41,6 Prozent.

Hubert Bittlmayer, Amtschef im bayerischen Landwirtschaftsministerium, sieht die Zuckerrübenbauern gut gewappnet für zukünftige Herausforderungen. 
Foto: Gerhard Meißner | Hubert Bittlmayer, Amtschef im bayerischen Landwirtschaftsministerium, sieht die Zuckerrübenbauern gut gewappnet für zukünftige Herausforderungen. 

Den Klimawandel und seine Folgen sowie die gesellschaftliche Verankerung der Landwirtschaft nennt Hubert Bittlmayer, Amtschef im bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus, in seinem Referat als die größten Herausforderungen, denen Bayerns Bauern in den kommenden Jahren gegenüberstehen.

Anpassungsstrategien an den Klimawandel 

Einerseits müsse versucht werden, den Klimawandel zu bremsen, etwa durch Humusaufbau und Wiedervernässung von Mooren, so Bittlmayer, andererseits seien Anpassungsstrategien nötig. Dazu zähle die Züchtung trockenresistenter Sorten, ein besseres Wassermanagement und ein frühzeitiges Schädlingsmonitoring. Dabei unterstütze der Freistaat das Ziel der Bundesregierung, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in den kommenden Jahren zu halbieren. Allerdings dürfe dies nicht durch  pauschale Verbote geschehen, sondern durch praxisnahe Angebote. "Unser Ziel ist das gleiche, nur der Weg ist ein anderer", so Bittlmayer.

Um den Zuckerrübenanbau in Bayern sei ihm dabei nicht bang. Ernährungssicherheit und hohe Produktivität sei eine Kernaufgabe der bayerischen Landwirtschaftspolitik. Gerade der VFZ habe in seiner 75-jährigen Geschichte mehrfach bewiesen, dass er sich schnell und erfolgreich an neue Situationen anpassen kann. "Die Herausforderungen wurden gemeistert, weil man nach vorne gegangen ist und leistungsbereit war", so Bittlmayer weiter. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Ochsenfurt
Rottendorf
Gerhard Meißner
Ernte
Konzernergebnisse
Landwirtschaftspolitik
Pflanzenschutzmittel
Südzucker AG
Südzucker AG Ochsenfurt
Zuckerpreis
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Johannes Metzger
    warum pflanzt man keine anderen Feldfrüchte an. Zucker in diesen Mengen wie sie in Deutschland (berproduktion) Europa und der Welt produziert werden, sind nachweislich. gesundheitsschädlich und Kosten dem dt Gesundheitswesen Milliarden/anno.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Helga Scherendorn
    was angepflanzt wird, überlassen sie bitteschön mal den Landwirten, da brauchts keine "Fachleute" wie sie
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Gute Strategie;Ergebnis bekannt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Johannes Metzger
    können die Landwirte gerne machen. Dann sollen Sie aber bitteschön auch für die Kosten aufkommen. Jammern und dann von allen Steuerzahlern noch Subventionen verlangen geht nicht.
    Wenn ich Sie richtig verstehe sind Sie für die bedingungslose Streichung aller Subventionen für den Zuckerrübenanbau und Übernahme der Gesundheitskosten, die gerne in Form einer Zuckersteuer bezahlt werden können.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Helga Scherendorn
    was wollen sie denn? Zuckerrübenanbau hat doch nichts mit deinem Zuckerkonsum zu tun, dafür bist du doch selbst verantwortlich, oder wo ist jetzt das eigentliche Problem?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Dietmar Eberth
    Produktion ist doch eh begrenzt durch die Lieferrrechte die die Zuckerrübenverwerter vergeben?
    Und Mindestpreise durch die EU gibt es auch nicht mehr.

    Will man die Gesundheitsschäden durch Zucker bekämpfen, könnte vermutlich eine Sondersteuer auf Zucker wirksamer helfen, siehe Großbritannien.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Jürgen Huller
    Özdemir wollte ja schon mal, aber der Widerstand der Zuckerbarone und der FDP innerhalb der Ampel waren wohl zu groß.

    https://www.tagesspiegel.de/politik/debatte-um-zuckersteuer-ernahrungsminister-ozdemir-fur-einfuhrung-aber-widerstand-von-fdp-zu-gross-10434001.html

    Das Amt in seiner jetzigen Form müßte eigentlich aufgeteilt werden. Industrielle Landwirtschaft und Verbraucherschutz haben nichts gemein. Ein einziger Interessenkonflikt.

    Immerhin: Özdemir ist der erste Landwirtschaftsminister, der sich auch seiner Verantwortung als Verbraucherschutzminister bewusst ist. Den Vorgängern war der Verbraucherschutz noch nicht mal egal. Die haben munter Werbung für die Nahrungsindustrie gemacht, siehe Klöckner für Nestle.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Dietmar Eberth
    Auch in der CDU gab's gelegentlich intelligente Menschen, die wußten das mit Freiwilligkeit nichts zu erreichen ist.

    https://www.focus.de/politik/deutschland/cdu-politiker-fordert-zuckersteuer-gesundheitspolitiker-monstadt-es-rollt-ein-diabetes-tsunami-auf-uns-zu_id_6145888.html
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    Der Ertrag in Euro pro Hektar ist halt im Vergleich zu anderen Feldfrüchten sehr gut. Was der Kunde nicht schluckt wird zu Bioethanol verarbeitet und somit gibt es eigentlich keine Überproduktion. Abgesehen davon ist das Gesundheitswesen ein unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor der mit Kunden versorgt werden muss.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Dietmar Eberth
    Verarbeitung von Zuckerrüben zu Bioethanol ist eher von untergeordneter Bedeutung. Ich vermute mal zu wenig lukrativ.

    "Dabei stammen 619.985 Tonnen (86,7 Prozent) [Boethanol] der Produktion aus Futtergetreide und etwa 50.600 Tonnen (7,1 Prozent) aus Zuckerrübenstoffen"
    "Damit wurden im vergangenen Jahr [2023] fast 240.000 Tonnen Zuckerrüben weniger zu Bioethanol verarbeitet als noch im Jahr 2022. Die verarbeitete Menge entspricht 1,7 Prozent der deutschen Rübenernte des Jahres 2023."

    https://www.bdbe.de/bioethanol/marktdaten

    Um eine Überproduktion zu verhindern gibt es begrenzte Lieferrechte von den Zuckerrübenverwertern.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Albrecht Schnös
    An welche Früchte haben Sie gedacht? Bananen?
    Ah ich weiß - Soja.
    Für die Schweinezucht und…- Moment - geht ja nicht -Tierwohl ... und muß ja eigentlich auch zwingend vegan ...
    Dann sollen halt die Kinder in den Schulen Soja auf den Mittagstisch bekommen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Johannes Metzger
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten