Auf dem europäischen Photovoltaik-Markt ist es zu einer stattlichen Verschiebung gekommen – und ein mainfränkisches Unternehmen steckt mitten drin. Denn große Teile der Belectric-Gruppe mit Sitz in Kolitzheim (Lkr. Schweinfurt) gehen vom RWE-Konzern an den tschechischen Konkurrenten Elevion. Das teilte Belectric am Freitag mit.
Wie es weiter hieß, werde sich an den 500 Belectric-Arbeitsplätzen nichts ändern. Etwa die Hälfte davon befindet sich in Kolitzheim, der Rest im In- und Ausland. Belectric versteht sich weltweit als einer der großen Entwickler, Hersteller, Betreiber und Wartungsdienstleister von Solarparks auf freier Fläche.
Schon im November war bekannt geworden, dass die RWE-Tochter Renewables Belectric an den halbstaatlichen CEZ-Konzern in Prag verkaufen will. Am Freitag wurden weitere Einzelheiten klar: Große Teile der Belectric-Gruppe, darunter die Belectric GmbH mit dem Kerngeschäft sowie der Belectric-Holding angegliederten Tochterfirmen zum Beispiel in Frankreich, Italien und Israel, gehen an die Elevion-Gruppe. Sie ist Teil des CEZ-Konzerns. Über den Kaufpreis herrscht Stillschweigen.
Warum RWE die Belectric-Gruppe verkauft
Nach eigenen Angaben will RWE mit dem Verkauf von Belectric sein Sonnenstrom-Repertoire gleichzeitig straffen und ausbauen. Der Essener Konzern wolle sich fortan "auf die Projektentwicklung und den Betrieb" von Anlagen konzentrieren. Deren Bau werde künftig fremdvergeben, weswegen Belectric nicht mehr zu RWE passe, teilte das nordrhein-westfälische Unternehmen auf Anfrage dieser Redaktion mit.
Mit der Übernahme von Belectric dringt der CEZ-Konzern noch weiter auf dem deutschen Photovoltaikmarkt vor. Elevion mit seinen 54 Tochterunternehmen sowie 4100 Beschäftigten in Europa und China gehöre zu den Marktführern in Deutschland, heißt es aus Prag. Der Umsatz in 2020 belaufe sich auf 608 Millionen Euro.
Das Bundeskartellamt hat nach eigenen Angaben bereits am 9. Dezember die Freigabe für Elevions Belectric-Kauf erteilt. Wie eine RWE-Sprecherin am Freitag gegenüber dieser Redaktion sagte, verbleiben damit nur noch einige wenige, kleine Tochterfirmen bei der Belectric Solar & Battery GmbH, die die Funktion einer Holding hat. Sie gehe nicht an Elevion, ließ RWE wissen.
Belectric wurde vor 20 Jahren gegründet. Die jüngsten Zahlen lassen auf einen stark schwankenden Geschäftsverlauf schließen. So meldete die jetzt an Elevion verkaufte Belectric GmbH für 2020 einen Umsatzrückgang gegenüber 2019 von 242,5 auf 75,2 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss hingegen lag bei 5,7 Millionen Euro nach einem Minus im Vorjahr von 28,1 Millionen.
Was es mit den Belectric-Zahlen auf sich hat
Das ließ zunächst Rätsel aufkommen, was im Kern ausschlaggebend für RWE gewesen war, Belectric zu verkaufen. Die Antwort aus Essen: Für 2021 werde die Belectric-Gruppe voraussichtlich ein "wesentlich verbessertes, positives Geschäftsergebnis" einfahren.
Die genannten Zahlen seien zudem nur ein Ausschnitt der Entwicklung der gesamten Belectric-Gruppe. Es bleibe dabei: Die Kolitzheimer passten nun "nicht vollständig zum Fokus" der neuen RWE-Strategie im Bereich Solar. Der CEZ-Konzern gab auf zwei Anfragen dieser Redaktion keine Stellungnahme zu den Zahlen ab.
Unterdessen wächst der Photovoltaik-Markt in Deutschland beharrlich. In diesem Zusammenhang hatte RWE Mitte November angekündigt, bis 2030 pro Jahr fünf Milliarden Euro unter anderem in Sonnenstrom-Projekte zu stecken.