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Christbäume im Sinngrund: Produzenten in Mittelsinn und der Umgebung halten Kosten in diesem Jahr auf Vorjahresniveau
Die Preisexplosion aus dem Vorjahr bleibt bei den Christbaumproduzenten im Sinngrund in diesem Jahr aus. Doch egal ob 100 oder drei Hektar Anbaufläche: Trockenheit und Niederschlagsverteilung werden zu einem wachsenden Problem.
Uwe Klug baut in Mittelsinn Christbäume auf einer Fläche von mehr als 100 Hektar an. Das Bild zeigt einen Teil seiner Tannenkulturen Mitte September. 
Foto: Silvia Gralla | Uwe Klug baut in Mittelsinn Christbäume auf einer Fläche von mehr als 100 Hektar an. Das Bild zeigt einen Teil seiner Tannenkulturen Mitte September. 
Felix Hüsch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:28 Uhr

Dass das Wetter im Sinngrund seit Ende November "noch extremer mitspielt als im Vorjahr", wie Uwe Klug sagt, hat für ihn auch sein Gutes. Auf den über 100 Hektar Anbaufläche des größten der etwa 30 Christbaumproduzenten in Mittelsinn, sei die Nachfrage dadurch noch höher als im Vorjahr.

"Das schlechtere Wetter und der kürzliche Schneefall sorgen dafür, dass die Leute noch mehr in Weihnachtsstimmung kommen", sagt Klug. Die aktuelle Nachfrage belegt diesen Trend. Da bei  anderen Baumarten wie der Blaufichte der Aufwand im Anbau in keinem Verhältnis zum Ertrag steht, bestehen seine Kulturen zu 99 Prozent aus den deutschlandweit beliebten Nordmanntannen.   

Nur kleine Preissteigerung gegenüber 2022

Preislich sind die Bäume von Klug gegenüber dem Vorjahr minimal teurer geworden. Eine inflationäre Steigerung von zehn Prozent, wie 2022, gab es aber nicht. Klug: "Wir liegen bei zwischen 21 und 29 Euro pro Laufmeter." Bei einem Baum mit einer Höhe von 1,80 Meter bedeutet das im Mittel einen Preis von 45 Euro.

Um seinen Kunden etwas Besonderes zu bieten, versucht Klug in diesem Jahr, den Erlebnisfaktor seines Betriebs zu erhöhen. An der Mittelsinner Scheune am Bergsee können die Bäume schon länger selbst geschlagen werden. Neu ist aber, dass es dort jetzt tierische Programmpunkte gibt. "Wir haben einen kleinen Streichelzoo mit zwei Eseln und einem Pony. Die Leute wollen mehr denn je ein Familienerlebnis daraus machen, wenn sie ihren Christbaum holen", so Klugs Einschätzung.

Schlechte Niederschlagsverteilung lässt Jungbäume verdorren

Sorgen bereitet dem Christbaumproduzenten auch in diesem Jahr der ungleichmäßig verteilte Niederschlag. Im Frühjahr sind viele Jungpflanzen verdorrt, nun wird sich zeigen, ob es mit der Herbstpflanzung besser läuft. "Genügend Niederschlag hatten wir in diesem Jahr allemal", sagt Klug, "nur die Verteilung war sehr ungünstig." 

Mit diesem Problem musste sich auch Andreas Müller aus Burgsinn befassen – wenn auch im deutlich kleineren Rahmen. Müller produziert zusammen mit seinem Kollegen Steven Mühlbauer bio-zertifizierte Nordmanntannen auf knapp drei Hektar Fläche. Auch sie erlitten bei den Neupflanzungen aus dem Frühling teilweise Verluste von 70 bis 80 Prozent.

Verkauf nur zwei Wochen vor Weihnachten

Eine Nachfrage gibt es in diesem Jahr noch nicht, wie Müller erklärt: "Wir starten unseren Verkauf möglichst nah an Weihnachten, dieses Jahr am 9. Dezember. Aktuell sind wir mitten in der Kultur am arbeiten." Wie der Absatz laufen wird, kann Müller seit Corona schwer einschätzen, ist aber froh, die Bäume selbst zu vermarkten und somit flexibel im Austausch mit Kunden zu sein. Den Vorjahrespreis von 22 Euro pro Meter können Müller und Mühlbauer diesmal halten.

Preislich stabil bleiben auch die Bio-Nordmanntannen von Manfred und Stefan Fuß. Die Brüder aus Aura wollen somit verhindern, ihren Absatz zu gefährden. Die Bäume in vier verschiedenen Größen und Preisklassen bewegen sich weiterhin zwischen knapp 35 und knapp 55 Euro. Die Neuanpflanzungen im Frühjahr sind ihnen sogar komplett eingegangen. Aus dem Herbst haben es immerhin 75 Prozent der Jungpflanzen geschafft.

Früher 80 bis 90 Prozent aus dem Frühjahr angewachsen

Ein Urgestein des Christbaumgeschäfts im Sinngrund ist Rudi Kunkel aus Fellen. Angesichts der Probleme seiner Kollegen sieht der 72-Jährige keine rosige Zukunft für den Anbau von Christbäumen, wie wir sie heute kennen. Kunkel hat seine Bäume früher viele Jahre auch in Würzburg verkauft. "Damals habe ich in der Regel im Frühjahr neu gepflanzt und 80 bis 90 Prozent sind angewachsen", erinnert er sich. Heute ist es ein vergleichbar großer Anteil, der den Produzenten vertrocknet.

"Man muss bedenken, dass so ein Baum lebende Ware ist. Die kann man nicht einfach produzieren wie ein Kilo Zucker. Die Natur muss auch mitspielen", erinnert Kunkel, der seine Bäume heute nur noch an Wiederverkäufer abgibt und des Alters wegen keine eigenen Neuanpflanzungen mehr durchführt. Mit über 70 Jahren, wie er selbst sagt, sehe er sich auch bald reif für die Christbaumrente.

 
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