Der Blick auf die Geschäfte, die im Jahr 2023 geschlossen haben, zeigt eine Auffälligkeit: Vor allem Bäckereien und Metzgereien tauchen auf dieser Liste auf. Damit steht der Landkreis Schweinfurt nicht alleine, das Bild ist in anderen Regionen ähnlich. Wie auch die Gründe. Fehlende Nachfolge bei Familienbetrieben, hohe Energiekosten und Personalmangel bringen vor allem diese Branchen in Not.
Doch es gab auch Neustarts, sowohl in der Gastro-Szene als auch im Handel. Allen voran ein Projekt, das es so noch nicht im Landkreis Schweinfurt gab: den digitalen Dorfladen Donnersdorf.
Was hat sich im Jahr 2023 im Landkreis in der Gastro-Szene und der Geschäftswelt verändert? Über vieles haben wir berichtet, in manchen Fällen auf Wunsch der Geschäftsleute aber darauf verzichtet. Ein Überblick, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Mit dem Ruhestand von Rainer Dorsch kam das Aus für Sennfelds letzte handwerkliche Metzgerei
50 Jahre hat Reiner Dorsch gearbeitet – den Familienbetrieb in dritter Generation gemeinsam mit seiner Frau Helga geführt. Mit 68 war Schluss. Dorsch ging im Februar 2023 in den Ruhestand. Eine Nachfolge gab es nicht. Zwar arbeitete Dorschs Tochter im Verkauf mit; für einen Weiterbetrieb hätte es aber Personal gebraucht. Und das zu bekommen, sei schlicht unmöglich, so Dorsch. Und so schloss nach fast 100 Jahren 2023 die letzte handwerkliche Metzgerei in Sennfeld.
Zwei Jahre nach dem 20-Jährigen kam das Aus für die Flaschenpost in Grafenrheinfeld
Seit 2001 gab es die Postfiliale "Flaschenpost" in Grafenrheinfeld. Erst vor zwei Jahren wurde das 20-jährige Bestehen gefeiert – Ende April haben beiden Geschäftsführerinnen Lissa Ebert und Rosi Breitenbach die Filiale an der Hauptstraße gegenüber vom Rathaus geschlossen. Aus wirtschaftlichen Gründen, hieß es. Für die Kundinnen und Kunden der charmanten Postagentur in der Dorfmitte ein trauriger Moment.
"Elflein" stand 95 Jahre lang in Grettstadt für die Traditionsbäckerei
Mit dem Jahr 2023 hat für Edwin und Traudl Elflein ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Zum Jahreswechsel schlossen sie ihre Traditionsbäckerei in Grettstadt. 95 Jahre stand der Name Elflein für Backwaren aus Grettstadt, war nicht nur bei den Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde bekannt und beliebt. Neben dem eigenen Ladenverkauf lieferte Elflein auch Backwaren für das Grettschter Lädla oder auch Plootz für das Gochsheimer Erntedankfest.
Aus für Edeka in Oberschwarzach und Start in die Diskussion um einen Dorfladen
Ende März ging im Edeka-Markt in Oberschwarzach das Licht aus. Kurzfristig und überraschend kam die Schließung. Seitdem steht die Marktgemeinde ohne Einkaufsmarkt da. Und seitdem laufen auch Diskussionen darum, welche Alternativen es gibt. Ein Dorfladen war von Anfang an im Gespräch. Doch dafür bräuchte es Menschen, die mitarbeiten wollen, sich engagieren. Und genau das ist der Haken. Ob Anbieter von digitalen Märkten Interesse am Standort hätten, ist aktuell fraglich.
Die Metzgerei in der Rügshofer Straße von Gerolzhofen schloss, doch ein Service blieb
Unter das Kapitel "Metzgerei" haben Ingrid Biermann und Raimund Antoni zum Jahresanfang einen Schlussstrich gezogen. Doch ganz ans Aufhören dachten sie nicht. Auch wenn die Metzgerei in der Rügshofer Straße in Gerolzhofen im Januar geschlossen hat – der Partyservice blieb. Um die 100 warme Mittagessen gehen an normalen Tagen raus. Ebenso weiterführen wollen die Beiden auch die Wirtschaft in Traustadt und den Biergarten am Kellerbau dort.
Das gab's noch nicht im Landkreis: Digitaler Dorfladen in Donnersdorf
Vor 13 Jahren hat in Donnersdorf der letzte Einkaufsmarkt geschlossen. Seit Oktober 2023 kann man dort wieder einkaufen, im Digitalen Dorfladen, sechs Tage die Woche. "Doasdörfer Lädla" heißt das Projekt, das die Firma Arudu aus Oberfranken umsetzt. Personal gibt es nicht. Die Kundschaft scannt ihre Ware selbst. Nur im integrierten Café-Bereich sind Mitarbeitende stundenweise vor Ort. Angeboten werden im Digitalen Dorfladen rund 2000 Artikel.
Neuer Supermarkt in Grafenrheinfeld: Von der Ortsmitte an den Ortsausgang
Zu klein und damit nicht mehr zukunftsfähig sei der Edeka-Markt in der Ortsmitte Grafenrheinfelds, betonten Betreiber und Konzern im Vorfeld des Neubaus. Dann kamen Proteste und sogar ein Bürgerentscheid. Das Ergebnis war klar: über 77 Prozent stimmten für den Bau. Ende Juni hat der neue Edeka-Markt Main-Center am Ortsausgang Richtung Bergrheinfeld mit 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche plus Getränkemarkt schließlich geöffnet.
Eigenes Bier, urige Atmosphäre: Neustart für das Hexenhäusle in Neuhausen
Johannes und Julia Frieß haben sich mitten im Steigerwald einen Traum erfüllt: Die beiden Ingenieure übernahmen das ehemalige Ausflugslokal in Neuhausen und führen es im Nebenberuf. Im Hexenhäusle im kleinen Michelauer Ortsteil schenkt das Paar auch selbstgebrautes Bier aus. Johannes Frieß ist leidenschaftlicher Hobby-Brauer. Der Name seiner Mini-Brauerei: Hexenbräu. Geöffnet ist das Hexenhäusle aktuell zu bestimmten Tagen und auf Anfrage für Feiern.
Bassanese aus Bamberg übernimmt das Eiscafé in Grafenrheinfeld
Auf leckeres Eis muss man in Grafenrheinfeld auch in Zukunft nicht verzichten. Aus dem Traditionshaus Eisdiele Endres wurde das Eiscafé Bassanese. Lange hatten Gudrun und Robert Endres jemanden gesucht, der ihre Eisdiele übernehmen würde. Der fand sich schließlich in der Familie Tonin und der Bassanese Gruppe aus Bamberg. Im März 2023 wurde das Geschäft wiedereröffnet.