In einer beschaulichen Idylle, inmitten des Steigerwalds, steht das „Hexenhäusle“. Dort, in Neuhausen, wo nur wenige Menschen leben und es kaum Durchgangsverkehr gibt, auch weil die Dorfstraße einfach am Waldrand endet und ein weiterführender Schotterweg seit Sommer gesperrt ist.
Seitdem das Gasthaus mit dem schaurigen Namen vor über einem Jahr seine Türen schloss, finden noch weniger Auswärtige als sonst den Weg in den kleinen Ortsteil der Gemeinde Michelau. Das wollen Johannes und Julia Frieß ändern und die frühere Gastronomie wiederbeleben.
Ende November soll der Gasthausbetrieb losgehen
Wer ins Hexenhäusle eintritt, taucht in die Welt eines urigen Kleinods ein. Überall in den Ecken, an Wänden und Decken, sind Hexen zu entdecken. Die Stoffpuppen gehören schon seit den Zeiten des Vorbesitzers zu dem ehemals beliebten Ausflugslokal. Bis Corona kam und im Vorjahr alles hinweg fegte.
Jetzt rauscht ein frischer Wind durchs schmucke Fachwerkhäuschen. Das Ehepaar hat die Immobilie im September gekauft und große Pläne für das kleine Lokal. Die Wirtsleute sind keine Unbekannten in Neuhausen. Vor 13 Jahren zogen sie aufs Land, bauten ums Eck für sich und ihre Kinder ein Haus. Direkt nebenan befindet sich die Koppel für ihre Pferde. Sie genießen die Ruhe und das Dorfleben.
In eben jener Wirtsgasse befindet sich auch das Gasthaus, wo bald wieder Leben einziehen soll. Ende November wird es mit dem Betrieb losgehen. Die ersten Feiern seien schon gebucht, verrät Johannes Frieß. Im Hauptberuf sind die Eheleute Ingenieure in großen Unternehmen in der Region Schweinfurt. Das hält die beiden nicht davon ab, ihren Traum zu verwirklichen.
„Für uns ist es eine schöne Gelegenheit, unser Hobby zum Nebenberuf zu machen“, erklärt der neue Gastwirt und verweist auf ein gutes Zeitmanagement. Schon lange hat er seine Leidenschaft fürs Brauen entdeckt und die Braugenehmigung in der Tasche. Zwei kupferne Mini-Braukessel mit 100 Liter Fassungsvermögen glänzen in der Küche, wo das hauseigene Hexenbräu gebraut wird.
Mit dem Hexenbräu entsteht eine zweite Brauerei im Landkreis
Deshalb wird der Name Hexenhäusle jetzt um den Zusatz „Brauerei-Gasthof“ erweitert. Nach dem Brauereisterben entsteht damit eine zweite, wenngleich sehr kleine Brauerei im Landkreis. Hier will Frieß zusätzlich Braukurse anbieten, nachdem er anfangs noch eine Schaubrauerei auf dem eigenen Grundstück geplant hatte. An mehrere Sorten hat er sich schon gewagt, darunter Keller-, Festbier, Weizenbock und Helles. Gleichwohl möchte der Hobby-Brauer auch Biere von anderen Brauereien ausschenken.
Weil der Ort über eine eigene Quelle mit Trinkwasser versorgt wird, denkt er über hausgemachtes Wasser aus der "Neuhausener Bergquelle" nach. Professionell aufbereitet, könnte es auch zum Brauen und für Limonaden verwendet werden.
Viele Ideen hat das Paar in der Kürze der Zeit entwickelt. Wobei nicht alles neu erfunden wird. Die Inneneinrichtung, die mit dunklen Holzbalken, offenem Kamin und netten Accessoires eine urige Atmosphäre vermittelt, wird nicht angetastet. 50 Sitzplätze stehen in dem verwinkelten Erdgeschoss für die Gäste bereit.
Beim Essen setzen sie auf gut bürgerliche Gerichte. Die Palette reicht von Hausmannskost bis Braten, auch Burger und andere Spezialitäten sind vorstellbar. Noch sind sie auf der Suche nach einem Koch und weiterem Servicepersonal. Aus diesem Grund startet das Hexenhäusle zunächst mit nur einem Öffnungstag pro Woche und begrenztem Speiseangebot. Zusätzlich wird einmal im Monat ein ganzes Wochenende geöffnet, dann mit fränkischer Küche, manchmal auch mit Wirtshaus- oder Live-Musik.
Im Hexenhäusle können Gäste auch übernachten
Wiederbelebt werden der Biergarten im Sommer und ganzjährig die Übernachtungsmöglichkeiten im Nebengebäude. Hier hatte der Voreigentümer einen Saal mit zwölf Schlafplätzen und ein Matratzenlager unterm Dach eingerichtet. Willkommen sind Gruppen, Wanderer und Radfahrer des direkt an Neuhausen vorbeiführenden Steigerwald-Panoramawegs sowie Freizeitreiter. Das Hexenhäusle ist als „Pferdefreundliche Gaststätte“ von der Vereinigung VFD ausgezeichnet.
Damit außerhalb der Öffnungszeiten niemand hungern und dursten muss, haben sich Julia und Johannes Frieß einen besonderen Service ausgedacht – einen SB-Automaten und Kühlschrank. Hier gibt es Brotzeiten und gekühlte Getränke, selbst Wein und Bier sind erhältlich, nach Alterskontrolle mit einer EC-Karte.
An viele Kleinigkeiten haben die Wirtsleute gedacht, so auch an die Anbindstange für die Pferde. Und selbst für den Fall, dass wirklich einmal Hexen vorbeischauen, wollen sie gerüstet sein. Vor dem Hexenhäusle wird noch eine Abstellfläche für Hexenbesen eingerichtet. „Hier sollen sich alle willkommen fühlen“, sagt Julia Frieß mit einem Schmunzeln.