Seit der Edeka-Markt in Oberschwarzach Ende März überraschend kurzfristig geschlossen hat, steht die Marktgemeinde ohne einen Einkaufsmarkt da. Doch zwischenzeitlich haben Gespräche stattgefunden, bestätigt Bürgermeister Manfred Schötz im Gespräch mit dieser Redaktion. Ziel sei es, wieder eine Einkaufsmöglichkeit für die knapp 1500 Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde zu schaffen. Die derzeit wahrscheinlichste Lösung wäre ein Dorfladen.
Ob ein solcher in Oberschwarzach tatsächlich eröffnet wird, lässt sich noch nicht sagen. Hierfür sind noch zu viele Fragen ungeklärt, schildert Schötz, der bereits in der jüngsten Gemeinderatssitzung angedeutet hatte, dass sich in der Frage einer möglichen Ersatzlösung für den geschlossenen Supermarkt etwas bewegt. Mittlerweile schöpft er nach Gesprächen immerhin die Hoffnung, dass es tatsächlich klappen könnte mit einem Dorfladen. Der vormalige Besitzer des Edeka-Marktes hatte dessen Schließung damit begründet, dass er dort nichts verdiene.
Unterschiedliche Dorfladen-Modelle
"Ich hatte es für mich schon abgehakt, dass es nochmals einen Laden in Oberschwarzach geben wird", gesteht Schötz. Ausgangspunkt der jüngsten Entwicklung sei eine Frau aus Lülsfeld gewesen, die sich beim Oberschwarzacher Bürgermeister gemeldet hat. Sie habe ihm ein Unternehmen genannt, das als möglicher Versorger eines Einkaufsmarktes fungieren könnte.
Der Betrieb eines Dorfladens bietet aus Schötz' Sicht mehrere Vorteile. Unter anderem seien hier unterschiedliche Betreiber-Modelle denkbar. Es könnten etwa Ehrenamtliche einen solchen Laden komplett führen. Doch dieses Modell sei nicht unbedingt die ideale Lösung. Schötz favorisiert eher einen Laden, "der sich selbst trägt" – und auch in der Lage ist, Beschäftigte zu bezahlen.
Dies sieht auch Wolfgang Gröll so. Er ist Vorsitzender des Bundesverbands der Bürger- und Dorfläden mit Sitz in der Gemeinde Berg am Starnberger See. Gröll, der sich selbst bisweilen als "Dorfladen-Papst" bezeichnet, hat eigenen Angaben nach bundesweit mit dem Dorfladennetzwerk bereits über 1000 Bürger- und Dorfläden an den Start gebracht. Er hat in diesem Bereich also viel Erfahrung und Expertise. In seiner Funktion als Geburtshelfer für Dorfläden erhält der Verband auch staatliche Fördergelder.
Voraussetzungen vor Ort würden passen
Mit Oberschwarzachs Bürgermeister Schötz hat Gröll sich über die Lage vor Ort ausgetauscht. Er kommt zu dem Ergebnis: Die Bedingungen in der Marktgemeinde für einen Dorfladen sind gut. Die Distanz zu den nächsten angrenzenden Märkten passen; diese sind weit genug entfernt, um keine Konkurrenz in direkter Nachbarschaft zu bilden. Es gibt vor Ort weder Bäcker noch Metzger. Auch die Struktur der Ortschaft als Haufendorf, mit kurzen Wegen, biete wichtige Vorteile, um dort einen Laden zu etablieren. Und mit der Einwohnerzahl liege die Gemeinde "im guten Mittelfeld", sagt Gröll im Gespräch mit dieser Redaktion.
Für Bürgermeister Schötz ist klar, dass es einen Dorfladen in Oberschwarzach nur dann geben wird, "wenn die Leute mitziehen". Dies sieht auch Gröll so. Denn zumindest in der Anfangsphase sei ein solcher Laden auf Unterstützung der Menschen vor Ort angewiesen. Diese müssen nicht nur bereit sein, dort einzukaufen. Es gehe auch darum, so Gröll, anfangs einen finanziellen Grundsockel in Form von Einlagen zu schaffen. Auch beim Einrichten eines Dorfladens gehe es in der Regel nicht ohne unentgeltliche Mithilfe von Freiwilligen.
Lieber Angestellte als Ehrenamtliche
Doch Gröll hat auch klare Vorstellungen davon wie ein Dorfladen am besten geführt wird – mit angestelltem Personal. Dies gelte nicht nur für die Marktleitung, sondern auch für alle weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. "Ab dem dritten Betriebsmonat sollte ein Dorfladen schwarze Zahlen haben", beschreibt Gröll das, was er als Standard bezeichnet, wenn es darum geht einen Dorfladen schnellstmöglich in die wirtschaftliche Selbstständigkeit zu führen. Hierzu gehört für ihn auch, ein faires Gehalt zu zahlen. Für ihn bedeutet das eine Vergütung über dem Mindestlohn. Dies werde meistens auch schnell erreicht, berichtet Gröll.
Hauptaufgabe für Gröll und seine Mitstreiter ist es, die Gründung eines Dorfladens als technische Berater zu begleiten. Beispielsweise gehe es darum, Hinweise zu geben, was die Organisation des Betriebs, die Logistik und die Laufwege im Laden angeht. Auch in Fragen der Ästhetik berät das Team des Dorfladennetzwerks.
Bleibt mit Blick auf Oberschwarzach noch die Frage, wo ein Dorfladen entstehen könnte. Ins Auge sticht natürlich das Gebäude in der Bimbacher Straße, in dem bisher der Edeka-Markt untergebracht war. Dies sieht auch der Bürgermeister so. "Dort wäre das am leichtesten umzusetzen", meint er. Er gibt allerdings zu bedenken, dass es hier darauf ankomme, was der Besitzer plane. Grundsätzlich möglich wäre auch ein Neubau. Weitere Bestandsgebäude im Ort, die für einen Dorfladen infrage kämen, sieht Schötz derzeit nicht.
Welcher Standort würde passen?
Für Gröll ist das Gebäude des früheren Edeka-Marktes mit rund 300 Quadratmeter Fläche, mit Küche und Lager, "eigentlich zu groß" für einen Dorfladen. Hierfür würden 150 Quadratmeter Verkaufsfläche reichen, sagt er. Seiner Ansicht nach käme es vor allem auf die Konditionen an, die für eine Vermietung gelten. Dann ließe sich auch entscheiden, ob ein Neubau nicht womöglich die bessere Lösung wäre.
Dass ein Dorfladen kein Selbstläufer ist, zeigt der Blick in die Nachbarschaft. In Ebrach, wo im Jahr 2017 der letzte Einkaufsmarkt geschlossen hat, ist ein solches Projekt nach längerer Vorbereitungsphase am Ende doch noch gescheitert. Laut Bürgermeister Daniel Vinzens lag dies maßgeblich daran, dass das dafür vorgesehene Grundstück zu groß für einen Dorfladen gewesen ist. Stattdessen wird dort nach Stand der Dinge bis Ende 2024 eine Norma-Filiale entstehen.
Um Fragen rund um einen möglichen Dorfladen in Oberschwarzach zu klären und um sich über anstehende Schritte auszutauschen, wird es am Dienstag, 2. Mai, 19 Uhr, einen Informationsabend im Sebastiani-Haus in Oberschwarzach geben. Hierzu wird auch Wolfgang Gröll kommen.