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Gerolzhofen
Metzgerei in Gerolzhofen schließt Anfang Januar: Wie es trotzdem weitergeht
Nach fast 50 Jahren schließen Ingrid Biermann und Raimund Antoni ihren Laden in der Rügshöfer Straße. An Ruhestand denken die beiden aber nicht. An vielem, was sie machen, halten sie fest.
Selbst in den letzten Tagen, an denen der Metzgerei-Laden geöffnet hat, achten Ingrid Biermann (von links), Raimund Antoni und Verkäuferin Kunigunde 'Gundi' Ott darauf, dass die Auslagen gut gefüllt sind.
Foto: Michael Mößlein | Selbst in den letzten Tagen, an denen der Metzgerei-Laden geöffnet hat, achten Ingrid Biermann (von links), Raimund Antoni und Verkäuferin Kunigunde "Gundi" Ott darauf, dass die Auslagen gut gefüllt sind.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:13 Uhr

Es ist Donnerstag, nachmittags kurz vor zwei. Der Metzger-Laden in der Rügshöfer Straße in Gerolzhofen schließt in wenigen Minuten. Die Chefin, Ingrid Biermann, steht hinter der Theke und verpackt die Großeinkäufe an Grillgut, die die beiden Kunden im Laden kurz vor knapp zum Jahreswechsel abholen. Verkäuferin Kunigunde Ott, die alle nur "Gundi" rufen, wuselt umher und würzt die bestellten Steaks, die sie gerade frisch vom Stück geschnitten hat. Ruhepol in dieser Szene ist Raimund Antoni. Der Chef steht ebenfalls an der Theke und schält in Seelenruhe gekochte Eier.

Dieses Schauspiel an Betriebsamkeit, das dennoch bei allen Beteiligten Raum und Zeit lässt für ein paar nette Worte und einen kleinen Plausch über die Theke hinweg, wird sich nicht allzu oft mehr wiederholen. Denn Ende kommender Woche, am Freitag vor Dreikönig, wenn die noch reichlich vorhandenen Waren in der Auslage weg sind, schließen Ingrid Biermann und Raimund Antoni ihren Metzgerei-Verkauf. Nach 43 Jahren am jetzigen Standort endet damit auch ein Stück Gerolzhöfer Wirtschafts- und Handwerksgeschichte. Denn einen Nachfolger für die letzte Metzgerei mit Gerolzhöfer Wurzeln gibt es nicht.

Personalmangel als größtes Problem

"Leider ist das so", sagt Ingrid Biermann. Sie hätte den Laden gerne jemanden übergeben. Doch letztlich scheiterte das Vorhaben aus dem gleichen Grund, der auch sie zur Schließung gezwungen hat: Personalmangel. Denn die bisherige Hauptverkäuferin, "Gundi" Ott, geht in Rente. Und eine neue Verkaufskraft in Vollzeit für das Geschäft an der Theke ließ sich nicht finden. Da erging es ihnen wie vielen anderen Betrieben der Branche. "Das hat letztlich dazu geführt, dass wir jetzt schließen", sagt Ingrid Biermann. "Sonst hätten wir noch weitergemacht."

Der Laden der Metzgerei von Ingrid Biermann und Raimund Antoni in der Rügshöfer Straße in Gerolzhofen schließt zum 5. Januar.
Foto: Michael Mößlein | Der Laden der Metzgerei von Ingrid Biermann und Raimund Antoni in der Rügshöfer Straße in Gerolzhofen schließt zum 5. Januar.

Dabei läge ein weiterer Grund ebenfalls auf der Hand – mag man meinen. Doch vom Wort "Ruhestand" möchten weder Ingrid Biermann mit ihren 66 Jahren noch Raimund Antoni, der 72 Jahre alt ist, etwas hören. "Das geht noch gar nicht", wischt die Chefin dieses Argument zur Seite. Sie möchte noch möglichst lange weitermachen. "Je mehr Arbeit ich habe, desto lieber habe ich die immer gemacht", sagt Ingrid Biermann in ihrer überzeugenden Art. Und wer sie nur etwas näher kennt, der weiß, dass diese Aussage ihr voller Ernst ist.

Tägliches Mittagessen gibt's weiter

So ist es für viele ihrer bisherigen Kundinnen und Kunden sicherlich mehr als nur ein Trostpflaster, dass Ingrid Biermann auch nach Schließung des Ladens in der Rügshöfer Straße weiter mittags von elf bis zwei ein warmes Mittagessen zur Mitnahme anbieten wird. Um die Hundert Esser verköstigen sie normalerweise jeden Tag. "Wenn's aber etwas Besonderes gibt, wie Rindfleisch mit Meerrettich, dann sind es auch schon mal 130", sagt Raimund Antoni.

Doch damit nicht genug. Neben dem Mittagessen werden Ingrid Biermann und Raimund Antoni ihren Partyservice beibehalten, an den Stadtfesten weiterhin eine Bratwurstbude – für die sie gerade einen Ersatz planen – betreiben und in Traustadt ihre Wirtschaft weiterführen. Und: Der Biergarten am Kellerbau in Traustadt, den möchten sie auch in den kommenden Jahren öffnen.

Den idyllisch gelegenen Bierkeller oberhalb von Traustadt möchten Ingrid Biermann und Raimund Antoni weiter betreiben.
Foto: Michael Mößlein | Den idyllisch gelegenen Bierkeller oberhalb von Traustadt möchten Ingrid Biermann und Raimund Antoni weiter betreiben.

Vom Ruhestand sind die beiden also tatsächlich weit entfernt. "Nur habe ich künftig etwas weniger Druck", erklärt Ingrid Biermann mit Blick auf den in Kürze geschlossenen Laden. Dessen Tradition in Gerolzhofen reicht übrigens über das 1979 hinaus, als dieser am jetzigen Standort eröffnete. Ihre erste Metzgerei öffneten Ingrid Biermann und ihr Mann Heinrich Biermann im November 1974 in der Marktstraße, wo sie einen Laden mit Schlachtmöglichkeit gepachtet hatten. Fünf Jahre später zogen sie dann ins ehemalige Café Fiedler in der Rügshöfer Straße und schlachteten fortan in einer Haßfurter Metzgerei.

Aus geschäftlicher Beziehung wurde mehr

Nachdem Heinrich Biermann im Jahr 1984 tödlich verunglückt ist, ist zwei Jahre später Raimund Antoni ins Geschäft eingestiegen. Der Metzger, der in Traustadt den von seinem Vater Karl Antoni im Jahr 1936 gegründeten Metzgereibetrieb mit Gastwirtschaft übernommen und später ein eigenes Schlachthaus aufgebaut hat, pachtete den Laden in der Rügshöfer Straße. Aus der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Ingrid Biermann und Raimund Antoni wurde rasch mehr. Die beiden sind seit 36 Jahren auch privat ein Paar.

Dass sie sich bis heute blendend verstehen, liegt auch daran, dass sie beide Arbeit nicht scheuen, sondern sie geradezu an sich ziehen. 22 Säue, ein oder zwei Stück Großvieh pro Woche und alle zwei Wochen ein Kälbchen, so sah das Pensum seiner Schlachterei zu Hochzeiten aus, berichtet Raimund Antoni. Zuletzt waren es noch etwa 15 Säue pro Woche. Das Schlachthaus hat mittlerweile geschlossen. Frisch geschlachtetes Fleisch kauft der Metzger zu und verarbeitet es selbst weiter zu Wurst- und Fleischwaren. Dies soll bis auf Weiteres so bleiben, denn das Gasthaus in Traustadt, das weiter geöffnet bleibt, sowie den eigenen Partyservice möchte er auch künftig selbst beliefern. So weiß er, dass die Qualität passt. Dies gilt auch für Grillfleisch und Bratwürste, die er weiterhin auf Bestellung verkaufen wird.

Auch kurzfristige Bestellungen ermöglicht

Der direkte Kontakt mit den Kundinnen und Kunden im Laden, das hat Ingrid Biermann eigenen Worten nach immer am meisten Freude gemacht. Auch wenn das mitunter eine Herausforderung und mitunter Stress pur war. So wie an diesem Tag, als jemand vormittags um halb elf fast 200 Nürnberger Bratwürste bestellt hat und diese nachmittags schon abholen wollte. Die Fleischwölfe waren da schon geputzt, sagt Ingrid Biermann, "aber wir haben dann natürlich trotzdem nochmals losgelegt". So etwas lasse sich nur bewerkstelligen, "wenn du selbst wurschtelst", sagt Ingrid Biermann.

Mit jeder handwerklichen, inhabergeführten Metzgerei, die zumacht, geht solcher Service ein Stück weit verloren. Und auch den Kundinnen und Kunden, für die der Weg in die kleine Filiale in der Rügshöfer Straße zum Alltag gehört hat, wird etwas fehlen. Denn für manche ging es dabei nicht nur darum, Wurst zur Brotzeit zu besorgen. "Ich bin ein Mensch, der sagt, was er denkt", beschreibt Ingrid Biermann, den von ihr gepflegten Umgang mit der Kundschaft. 80 Prozent der Menschen würden eine ehrliche Meinung mögen, meint sie. Sie verlieren mit der Schließung des Ladens auch das.

 
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  • K. K.
    Der * vielseitige Verlust....

    von Handwerklichen Können, Wissen, Fleiss, Strebsamkeit, und weiteren wichtigsten Grund-Eigenschaften selbständiger Handwerker - ohne Nach- folger - wird unser Land Zug um Zug >>> * zu einen sgn. Bananenstaat aus-
    bluten lassen. * Es war einmal.....
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  • O. S.
    Bin mal gespannt wie es 2023 wird.Einfacher wird es mit Sicherheit nicht für die Betriebe in der Region.
    Handeln ist da wohl angesagt !!
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  • K. E.
    Personalnot können die Unternehmen nur selbst in den Griff bekommen. Die Unternehmen die Ihre Mitarbeiter immer vernünftig behandelt haben und fair bezahlten, haben komischer Weise keine Probleme mit Personal. Ob da wohl ein Zusammenhang besteht?
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