Als im Februar die Insolvenz der Emma's Tag und Nacht Markt GmbH bekannt wurde, war das eine herbe Enttäuschung für die Gemeinde Donnersdorf. Seit 2021 hatte man versucht, einen automatisierten 24-Stunden-Supermarkt anzusiedeln und der Bevölkerung damit wieder eine Nahversorgung mit Lebensmitteln vor Ort zu ermöglichen. Letztlich vergeblich.
Jetzt aber kommt plötzlich wieder Bewegung in die Sache. Und es geht auf einmal alles sehr schnell mit dem rund um die Uhr geöffneten Dorfladen. Nachdem der Gemeinderat am Montag den Bauantrag für den Markt auf einer freien Fläche in der Ortsmitte genehmigte, kündigt Bürgermeister Klaus Schenk auf Anfrage der Redaktion an: "Mitte Oktober wird der Einkaufsmarkt öffnen." Die Verträge mit dem Betreiber sollen nächste Woche unterschrieben werden.
Unternehmen aus Oberfranken wird Betreiber
Bei den Betreibern handelt es sich um zwei Jungunternehmer aus Oberfranken, die Konzepte für solche Märkte und Software für Online-Shops unter dem Namen Arudu ("Alles. Rund um die Uhr") entwickeln. Im Frühjahr 2022 haben sie einen ersten 24/7-Einkaufsmarkt in Zell im Landkreis Hof eröffnet. Bürgermeister Schenk war kürzlich selbst dort und hat sich den Laden angeschaut. Was er zu sehen bekam, hat ihn überzeugt. Der Selbstbedienungsmarkt werde sehr gut angenommen, sagt er.
Das für Donnersdorf vorgesehene Konzept sieht ähnlich aus wie in dem 1800 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Ort im Naturpark Fichtelgebirge. Der Dorfladen wäre rund um die Uhr zugänglich, also auch nachts und an Sonn- und Feiertagen. Er wird ohne Personal betrieben, wobei der Bürgermeister darauf hinweist, dass möglicherweise stundenweise jemand vor Ort der Kundschaft helfend zur Seite stehe.
Waren können digital und per EC-Karte bezahlt werden
Zugang zum Markt in Zell ist nur über eine Mitgliedskarte möglich. Ob das künftig auch in Donnersdorf so gehandhabt wird, ist bislang nicht bekannt. Die Bezahlung der Waren erfolgt nach Auskunft von Schenk über verschiedene digitale Zahlungsmittel wie Apple oder Google Pay; aber auch mit EC-Karten der Sparkasse oder VR-Bank könne an den Scanner-Kassen gezahlt werden.
Im Sortiment des Kleinsteinkaufsmarktes sollen rund 1200 Artikel geführt werden, informiert der Bürgermeister. Trotz des begrenzten Angebots würden die Preise auf einem ähnlichen Niveau wie in anderen kleineren Märkten liegen und keineswegs überteuert sein.
Direktvermarkter aus der Region sollen eingebunden werden
Zusätzlich vorgesehen sind eine Frischetheke mit Obst und Gemüse von Direktvermarktern sowie Back-, Fleisch- und Wurstwaren von lokalen Anbietern. Bislang gibt es hierzu noch keine Verträge mit Kooperationspartnern. Schenk will den Betreibern zeitnah eine Liste mit Vorschlägen regionaler Anbieter vorlegen. Zudem soll ein kleines Café mit Außengastronomie integriert werden.
Während der erste Arudu-Laden in Zell in einer ehemaligen Bankfiliale eröffnet wurde, ist in Donnersdorf eine Modulbauweise vorgesehen. Dem am Montag genehmigten Bauantrag zufolge werden hierzu fünf Container auf der derzeit freien Fläche gegenüber des Rathauses aufgestellt. Insgesamt stehen 135 Quadratmeter Verkaufsfläche auf einer Ebene für den Markt zur Verfügung. Davon werden etwa 25 Quadratmeter für den Café- und Außenbereich genutzt werden.
Bauherr und Eigentümer des Einkaufsmarktes ist die Gemeinde Donnersdorf. Zu den Kosten für den Kauf der Container, die seit Donnerstag produziert werden, wollte sich der Bürgermeister nicht äußern. Er sieht dies als ein "Investment in die Bürgerschaft". Die Kommune schaffe damit die Möglichkeit zur Versorgung für die Bevölkerung vor Ort, erläutert er auf Anfrage.
Mietvertrag für Supermarkt ist langfristig angelegt
Der Mietvertrag ist langfristig angelegt und wird über einen Zeitraum von 15 Jahren geschlossen, mit einer Verlängerungsoption über weitere fünf Jahre. Bestandteil ist eine sogenannte Betreibergarantie. Das heißt konkret, dass der Vertragspartner verantwortlich ist für einen Nachfolger, falls er den Betrieb selbst nicht mehr fortführen kann.
Entscheidend für den Erfolg des künftigen Marktes ist für Schenk das Einkaufsverhalten der Bürgerinnen und Bürger. "Alles steht und fällt mit der Akzeptanz in der Bevölkerung. Das ist wichtig!" Schenk hofft, dass viele Menschen dauerhaft in dem 24-Stunden-Dorfladen einkaufen werden.
Wunsch nach einem Namen mit lokalem Bezug
Ein großes Lob spricht er dem Gemeinderat für seine einstimmige Unterstützung aus. "So ein Vorhaben mitzutragen, das vor allem ein großes finanzielles Invest ist, das ist bemerkenswert und dafür bin ich sehr dankbar." Seiner Meinung nach wird der Einkaufsmarkt den Ortskern neu beleben und die Lebensqualität voranbringen.
Offen ist bislang, welchen Namen der neue Markt erhält. In Zell heißt das Geschäft "Waldsteinlädla". Für Donnersdorf stellt sich der Bürgermeister einen ebenfalls eher individuellen Namen vor, weniger den des Betreibers Arudu. "Schön wäre ein Name mit lokalem Bezug", schlägt Schenk vor.