Viel Wehmut und ein Dankbanner hingen über dem Ladengeschäft der Bäckerei Elflein, als die Inhaber Edwin und Traudl Elflein ihren Familienbetrieb zum Jahresende schlossen. Immerhin stand 95 Jahre lang der Name Elflein für Backwaren aus Grettstadt.
Für das "Schlussfeuerwerk" an Weihnachten und Silvester musste der Bäckermeister zum letzten Mal den Tageswechsel in der Backstube verbringen. Gattin Traudl und Sohn Peter verpackten in den Morgenstunden die vorbestellten Brote, Brötchen, Gebäckstücke und anderen Backwaren in die beschrifteten Tüten, die alphabetisch im Regal abgelegt wurden. Schon vor 6 Uhr bildete sich eine Einkäuferschlange vor dem kleinen Laden und dann lief alles im Akkord.
Die Bäckerei kann auf eine 95-jährige Backtradition zurückblicken. Der Betrieb war eine der letzten handwerklichen Bäckereien im weiten Umkreis. Qualität und Geschmack der Backwaren sorgten dafür, dass nicht nur Grettstadter gerne dort einkauften.
Die Bäckerei-Geschichte
Mitte August 1927 kam Bäcker Ludwig Elflein im Alter von 32 Jahren mit seiner Familie aus Niederwerrn nach Grettstadt. Er konnte den damals leer stehenden Bäckerladen in der Ortsmitte gegenüber vom heutigen neuen Rathaus übernehmen. Das Geschäft lief gut. Ludwigs Vater Rudolf Elflein war Mühlenbesitzer, also auch in einem verwandten Lebensmittelbereich tätig.
Dann kam der Krieg. Ludwig Elflein musste einrücken und Kriegsdienst in einer Feldküche leisten. Daheim führte seine Frau Karoline die Bäckerei weiter. Zusammen mit anderen Frauen sorgte sie im Ort für das tägliche Brot. Als Ludwig gesund aus dem Krieg heimkehrte, war es für ihn nicht möglich, die Bäckerei in der Dorfmitte weiter zu betreiben, denn der Hausbesitzer, Kaufmann Karl Winter, war ebenfalls aus dem Krieg zurück nach Grettstadt gekommen und wollte selbst den Backbetrieb aufnehmen.
Die Familie von Ludwig Elflein war dadurch von einem Tag auf den anderen wohnungs- und erwerbslos. Das erforderte schnelles Handeln. Bäcker Ludwig entschied im Jahr 1950 einen Kredit aufzunehmen und in der Neubausiedlung ein eigenes Haus zu bauen – sich also eine eigene Existenz aufzubauen. Fortan gab es in der Friedenstraße 5 nicht nur eine Bäckerei mit Edeka-Laden, sondern auch ein Café.
Früher wurden sogar Schoppenweine und Spirituosen angeboten
Dort wurden Schoppenweine und Spirituosen angeboten und auf der handschriftlichen Speisekarte fand sich neben den verschiedenen Torten auch Deftiges wie Sauerbraten mit Klößen, Schnitzel oder Kotelett für 2,80 Mark. Im Geschäft war immer was los – oft bis spät abends, auch, weil Ludwig im Café eines der ersten Fernsehgeräte und der seltenen Telefone im Ort besaß.
1956 heiratete Ludwig Elfleins jüngster Sohn Adolf. 1958 kam Enkelsohn Edwin auf die Welt. Der junge Adolf übernahm die Bäckerei von Ludwig. Er hatte zuvor von 1944 bis 1947 die Bäckerlehre in Gochsheim absolviert und mit besten Noten abgeschlossen. Im Januar 1950 wechselte der Geselle in den elterlichen Betrieb.
Adolf erkrankte schwer und starb im September 1975. Nachdem auch seine Mutter Lina im selben Jahr verstorben war, blieben nur der 80-jährige Großvater Ludwig und der 17-jährige Enkel Edwin als Bäcker übrig. Edwin absolvierte zu dieser Zeit eine Bäckerlehre in Schweinfurt. Er wechselte 1976 in den elterlichen Betrieb, aber bereits zwei Jahre später starb auch der Großvater.
Mit einer Ausnahmegenehmigung der Handwerkskammer durfte Edwin Elflein bis 1980 alleine arbeiten und legte in dieser Zeit seine Meisterprüfung ab, während er die Bäckerei führte. Bis 1987 stand ihm seine Mutter Resi zur Seite. Dann heiratete er Gertraud Bär aus dem mittelfränkischen Mühlhausen. Gemeinsam bekamen sie drei Kinder, doch für den Bäckerberuf entschied sich keines von ihnen.
Aufstehen vor dem ersten Hahnenschrei
Der Tagesablauf der Bäckersleute unterschied sich stark von dem anderer Menschen: Schon um 2 Uhr morgens hieß es für den Bäckermeister "raus aus den Federn". Bis Mittag wurde in der Backstube gearbeitet. Geschlafen wurde im Rhythmus von zweimal vier Stunden, von 14 bis 18 Uhr und von 22 bis 2 Uhr.
Die Nächte auf Samstag waren kürzer, da stand Edwin schon um Mitternacht in der Backstube. Zunächst waren Käse-, Zwetschgen- und Streuselkuchen dran. Dann folgten die Teige für die verschiedenen Brötchensorten, Laugenstangen oder Butterhörnchen. Der Brotteig wurde vorbereitet, die Brötchen und Plundergebäcke gebacken und schließlich wanderten die Brotspezialitäten in den Ofen.
Ab 5 Uhr früh stand auch Traudl Elflein in der Backstube zum Mithelfen und Absetzen der Gebäckteile auf Ladenblechen und Befüllen der Körbe im Laden. Ab 6 Uhr morgens öffnete die Bäckerei den Verkauf. Ab 7 Uhr wurde die Chefin zuletzt unterstützt von Margit Elflein.
Neben dem eigenen Ladenverkauf belieferte Elflein auch das Grettschter Lädla mit Backwaren. Bei Festen und Feiern freuten sich die Besucher auf Spezialitäten vom Elfleins Bäck. So lieferte er den Käse- und Zwiebelplootz für das Gochsheimer Erntedankfest und die Brathähnchen für das Wiesenfest des Geflügelzuchtvereins Grettstadt.
Die fränkischen Eierringe mit vieeeeel Butter werden meinem Geschmacksgedächtnis in Erinnerung bleiben .
Oder anders auch Essens- und Backkultur ist ein Stück gelebtes Heimatgefühl.
Genießt nach euer langen Lebensarbeitszeit den Ruhestand.