Würde man einfach sagen, Gudrun und Robert Endres verkaufen selbstgemachtes Eis, würde man den beiden Unrecht tun. Sie machen nämlich mehr: Sie produzieren ihr Eis mit Leidenschaft, stehen gut gelaunt in ihrem Laden. Eis ist für die beiden eine Herzenssache.
Der Großvater von Robert Endres, ein Hufschmied, hat in den 1930ern Eis verkauft mit seiner Frau, der "Eis-Rosa", in Rafeld. "Er wollte sich was dazuverdienen", sagt Robert Endres. Seine Mutter, die "Eis-Erika", war auch für ihr Eis bekannt, das sie in ihrem kleinen Lädchen verkaufte. "Von Palmsonntag bis zum Kirchweihsonntag." Das historische Verkaufswägelchen mit den integrierten Kühlbehältern gibt's übrigens noch. Und auch die Tradition mit dem liebevollen Spitznamen ist geblieben: Endres ist der "Eis-Robbi".
Die spätere Gattin beim Eis essen kennengelernt
Seit 43 Jahren ist das Eiscafé mitten in Grafenrheinfeld der Mittelpunkt für Robert Endres. 1979 hat er das Haus gebaut, 25 war er damals. Gudrun und er haben sich quasi über das Eis kennengelernt. Sie hat sich als Jugendliche Eis geholt, hat später neben der Schule im Lokal mitgearbeitet. Und dann den Chef geheiratet.
1999 wurde komplett umgestaltet. Davor war der Stil noch eher eine Mischung aus Weinstube und Eisdiele, danach kam das Flair einer italienischen Bar.
Viel Energie und Einsatz haben die beiden in ihr Eiscafé gesteckt. Das haben sie mit Freude gemacht. Aber jetzt ist Schluss, es wird langsam zu viel, auch wenn es jetzt zwei Ruhetage in der Woche gibt. "Die Kunden wollen, das einer von uns da ist."
Die Familie sucht schon seit längerem einen Nachfolger, will das Anwesen verkaufen. Getan hat sich noch nichts. Aber Robert Endres ist entschlossen: Heuer steht er das letzte Mal an seiner Eismaschine, egal, ob er einen Nachfolger findet oder nicht. "Nächstes Jahr ist Schluss."
Personalmangel ist ein Grund, der das Aufhören leichter macht. Leute zu finden, zudem zuverlässige, sei immer schwieriger geworden. Seit einiger Zeit ist das Café daher geschlossen, Eis gibt's nur im Straßenverkauf. Ohne Plastik übrigens, darauf ist Robert Endres stolz. Seit 1986 gibt's Becher aus Waffeln, Löffelchen aus Holz. Es gibt Leute, denen das nicht gefällt.
Den Waffelbecher muss ja niemand essen, sagt Gudrun Endres. Aber Plastik muss nicht sein, auch wenn das weniger kosten würde. Wer eine Gluten-Allergie hat, kriegt übrigens einen anderen Becher. Der Waffelbruch wird aufgehoben: Darüber freuen sich die Hunde, die Herrchen oder Frauchen zum Eisholen begleiten.
Robert Endres: "Hier gibt es nur Eis, das der Chef gerne mag"
Welche Eissorten es gibt, entscheidet der Chef: "Hier gibt es nur Eis, das der Chef gerne mag", sagt Endres. Also kein Schlumpfeis und kein Eis mit After-Eight-Geschmack. Allein beim Gedanken daran verzieht Endres das Gesicht. In der Theke sind Klassiker wie Vanille, Schoko, Erdbeer, Renner wie Baccio und Stracciatella oder Neu-Kreationen wie Quitte. Endres hat auch mal mit Hagebutte experimentiert. Kam aber nicht so gut an, sagt er.
Je nach Saison gibt es Becher mit frischen Früchten, Heidelbeere zum Beispiel zur Zeit. Endres macht auch veganes, lactosefreies, glutenfreies Eis. Berühmt sind die Endres auch für ihre Eisbomben. Oder für die Eisbüffets, die früher bei Veranstaltungen angeboten wurden, zum Beispiel bei der Kirchplatzeinweihung. "Wie auf dem Traumschiff", sagt Robert Endres mit Stolz und mit ein bisschen Wehmut.
Regionale Produkte für die Eiszubereitung
Robert Endres hat eiserne Grundsätze: Was er macht, macht er mit Leidenschaft, ist einer. Ein anderer: "Was man oben reinfüllt, kommt unten raus". Das gilt für den Kaffee, da setzt er auf die Marke Hausbrandt. Und für die Zutaten für das Eis. Regionale Produkte nimmt er gerne. Quitte und Pflaume zum Beispiel. Erdbeer-und Heidelbeerpüree macht er selbst. Dabei hilft ihm Luigi. So heißt der Mixer.
Auch die Kaffeemaschine hat einen Namen: Sie heißt Diva. Sie ist offensichtlich ab und an etwas launisch. Rudi ist der Name der Eismaschine. "Das ist für mich so etwas wie für andere ein Traumauto." Uschi heißt die Spülmaschine. "Bei uns haben die Geräte Namen", sagt Gudrun Endres. Teamgeist war eben immer wichtig im Eiscafé Endres.
"Das Eiscafé war ein Treffpunkt", sagen die beiden. Stammgäste gibt es viele. Leute, die als Kind hier Eis geschleckt haben, kommen jetzt mit ihren Enkeln. Das Endres-Eis zieht aber auch Ausflügler, Radler und Wanderer an. "Wir sind auch ein Ausflugslokal". Dass jetzt wegen der Sperrung der Brücke nach Bergrheinfeld weniger Leute kommen, glauben sie nicht. "Wer ein Eis will in Grafenrheinfeld, findet uns."